Tach Berlin.

September 26th, 2011


Ankommen ist schwer. Auch Erntge fällt es leichter, sich auf Neues einzulassen, als sich in Altes wieder neu reinzufinden. Schonwaschgang is jedenfalls definitiv over und der wild Wedding grüßte schon kurz hinterm Flughafen mit einem kräftigen Schlag gegen’s Schienbein.

Nach elend langem und spätem Flug stiegen an der ersten Bushaltestelle ungefähr 30 besoffene Herthafans zu. Und Omis mit blutigen Nasen. Bei genauerem Hingucken wurd klar, dass auch die Omis betrunken waren und im Suff hingefallen sein mussten. Die Fans blieben bis zur U-Bahn, wo sie auf die coolen Türkenboys trafen und es nicht versäumten, auch Erntge anzupöbeln. Wedding ist Samstag Nacht einfach nicht zu gebrauchen. Die Spielregeln hatte ernt kurz vergessen.

Gut ist, dass der raue Wind hier tagsüber abflaut und Nischen aufknipst fürs glückliche Sein. Erntge fand ihre sonntägliche im Sonnenschein und atmet tief durch für was jetzt kommt. Akku ist ja nu voll, kann losgehen.

Cartagena, Spanien.

September 24th, 2011


Das Krasse am Luxusdampfer ist der prestige Luxus, der sich bis auf die Tauchstation durchzieht. High-end rules auch hier. Bei 5mm dicken Tauchanzügen (keine Löcher drin), Taucherschuhen (ja, richtige, mit Sohle), Flossen (zweigeflügelt, nirgends abgewetzt), Tauchcomputer (sieht Erntge zum ersten Mal). Es gibt sogar eine Extra-Notfall-Boje (!) und: Erntges Taucherbrille hat die passende Sehstärke. Wohooo!

Erntge hat sich wieder getraut, diesmal ganz allein und Leute, es war ganz großartig! Am allerschönsten am Tauchen findet Erntge, dass in ihrem Kopf vorher, nachher und dabei immer Rastaman Felipe lacht, und zwar mit baumelnden Beinen. Diese unglaubliche Erfahrung Anfang des Jahres auf Providencia ist für immer und ewiglich mit diesem tollen Typen und seinen Kumpelz Jim und Alex verbunden. Karibik, Haie und der mutig bezwungene garstige Schweinehund – das war was! Das wirkt nach und macht froh.

Auch wenn’s Tauchen jetzt schwer an die Tollität von damals kommt (wie auch!), weil unter Wasser Flora und Fauna bisschen trübe wirken, der Tauchlehrer einen Stock im Arsch hat und Atmo plus Stimmung mit den Touris vom Luxusdampfer nicht recht aufkommen will, bleibt ein positives Grundgefühl, das bei Erntge stark an die Erinnerung geknüpft ist. Der ranzige Schweinehund hat sich nicht wieder blicken lassen und die Schwerelosigkeit unter Wasser begleiten zumindest kleine Oktopusse und Muränen. Ach Felipe, hope you’re doing fine.

Malaga, Spanien.

September 24th, 2011

 „Klingt wie ne Eissorte“, hat mal jemand zu Erntge gesagt und eigentlich trifft es das ganz gut. Richtung Schlumpfeis geht Malaga: türkisblau, unglaublich süß und auf Dauer bisschen schädlich. Kann sein, dass es auch noch was von Kaugummi hat. Oder Erntge ist einfach müde geworden: 30 Grad, Mittelmeer und Palmen reißen sie nach diesen irren zwei Wochen nicht mehr vom Hocker.

Elf Städte in 14 Tagen is wohl bisschen viel. Erntge gähnt. Hirn voll, Beine schwer, Sonnenbrand und Abschied nah. Fast ferngesteuert schleppt sich Erntgi den Berg zum Castillo de Gibralfaro hoch und erinnert sich erst bei der Aussicht auf Meer und Stierkampfarena, dass hier jetzt Andalusien und Costa del Sol ist. Okay! Dass im Königspalast Alcazaba einst die maurischen Könige saßen, geht ein bisschen an Erntge vorbei. Die Reste des römischen Amphitheaters am Berghang nimmt Erntge nur am Rande wahr.

Ihr merkt: Erntge ist des Städekiekens müde geworden, mag nicht mehr Kultur konsumieren, hat auch keine Kapazitäten mehr zum wegspeichern und verarbeiten. Deshalb! Macht Erntgi an ihrem letzten Tag aufm loveboat auch was gaaaaanz besonders schönes Aktives, worauf sie sich schon die halbe Woche freut! Leute, „Erntge can!“

Tanger, Marokko.

September 22nd, 2011

Aha, da setzt ernt also einen Fuß auf den Boden und ist gleichzeitig in einer neuen Stadt, in einem neuen Land und auf einem neuen Kontinent auch noch. Hui! Womit soll Erntge jetzt anfangen? Mit der Oma, die Erntge mit Eiern beschmeißen wollte?* Mit dem Dreck, der von der Tafel der französischen Botschaft troff? Mit diesem total irren Basar, wo  sich Erntge plötzlich so fremd und beobachtet fühlte, dass sie sich einer Minigruppe deutscher Touristen anschloss, um nicht allein zu sein? Mit den Schildkröten im Käfig? Dem toten Hund im Baum? Dem Altstadtlabyrinth (Medina), aus dem Erntge niemals nicht allein heraus gefunden hätte? Uaaah.

Es kann sein, dass Tanger deshalb so krass für Erntge und alle anderen Schiffstouristen war, weil es ohne Übergang direkt vom Luxusdampfer hinein ins unvertraute Chaos ging. Nach 11 Tagen angenehm-gleichgültiger „Ja gerne“-Freundlichkeit an Bord, zittert Erntge wie Espenlaub, als dieser Typ mitten im Dreck auf sie zukommt und vollpöbelt, was sie sich einbilde hier Fotos zu machen, ob sie denn Journalistin sei und für wen sie sich eigentlich halte. Erntge fiept und ärgert sich, wie wenig sie eigentlich weiß über Marokko und diese roten Fahnen mit Stern, die sie erst jetzt überall wahrnimmt.

*(Für Doc Quante: Oma = S, Erntge = O)

Auf der Straße von Gibraltar.

September 22nd, 2011


Wie, Wolken? Was ist denn jetzt kaputt und wen pagt man an zum Reparieren? Erntge hat sich grad aufs Pooldeck getraut und ist erschüttert. Weil: die Touris leiden! Knautschige Damen bibbern spärlich eingelullt in gelb-weiße Flauschhandtücher. Ihre Frisuren knattern im Wind. Die Betroffenheit zieht sich durch die Sonnenliegenreihen 1 bis 3, schonungslos und ohne Ausnahme. Die dazugehörigen Männer bestellen seit 11 Alkohol, um sich bei Laune zu halten und wie spät ist es eigentlich? Jemand, den Erntge sehr gut kennt, hat Uhren umgestellt und das schon gestern und heute aber nicht und ob es grad 11 oder 12 oder 13 ist, weiß allein der Fuchs. Auf dem Weg nach Marokko ist der aber sehr schwer zu finden, auch wenn die Straße von Gibraltar hier nur 14 Kilometer breit ist. 14 Kilometer Nass trennen also Europa und Afrika und genau hier verzieht sich Erntgi kuschelig ins Bett und freut sich über „La carte et le territoire“ und zwar bis Tanger. Dort, am „Tor zu Afrika“, wird sich auch die Frage nach der Uhrzeit klären: Einlaufzeit ist 13.

Lissabon, Portugal.

September 20th, 2011

Ganz ehrlich, Erntge war vorher bisschen aufgeregt gewesen. Und dass am Vortag Seegang war, der sie nachts hin und her und auch hoch und runter geschleudert hatte, hatte es nicht besser gemacht. Jedenfalls, das Frühstück, – und das will was heißen!, – brach Erntge heute morgen ab. Puh! Wer soll auch ruhig sitzen bleiben und Kaffee trinken, wenn das Schiff doch majestätisch den Rio Tejo entlang gleitet und links die schönste mehrstöckige Stadt erwacht? Na Erntge jedenfalls nicht. Punkt zehn stand sie an der Gangway und rannte vor allen Touristenschwärmen zu auf die Alfama, die verwinkelte Altstadt. Um sich… erstmal ordentlich zu verlaufen. Jippiii.

Weil Erntge, ungeduldiges Ding was sie ist, nicht auf die Tram 28 warten konnte, rannte sie vor und stieg schließlich doch in eben jene, nur leider in die falsche Richtung. Aber Richtung ist doch immer richtig? Kann sein. Erntge wusste  am Ende jedenfalls nicht mehr wo sie war. Die Herrentraube in schwarz übrigens auch nicht. Angesprochen blätterten die Erntges kleinen Stadtplan viermal vor und zurück und nach 10 Minuten zeigten sie erleichtert auf einen Punkt im Stadtplan. Aha. Basílica da Estrela. Da war Erntge! Das war so gar nicht, wo sie eigentlich sein wollte. Also ab auf die Parkbank. Nachsitzen.

Was soll ich Euch sagen, Erntge hat sich natürlich eingekriegt und einen Gang zurück geschaltet und beschlossen, sich treiben zu lassen. Das war überhaupt die Spitzenidee, denn so erkundete Erntge entspannt den Jardim de Estrela, die Praça da Alegria, den Miradouro de Sâo Pedro de Alcântara, die Praça dos Restauradores. Aß auf der Lago do Carmo lecker Sandwich und genoss frisch gestärkt den Blick über die Stadt vom Elevador de Santa Justa aus. Unten ist die Baixa schachbrettartig angelegt und es prangen große Marken über den Geschäften. Nicht zu übersehen ist östlich das pittoreske Castelo Sâo Jorge auf dem Hügel.

Dorthin schlenderte Erntge, um alle Fliesenfarben und –muster Lissabons abzufotografieren (152). Azulejos heißen diese bunt bemalten Kacheln. Die ersten portugiesischen Azulejos sollen Blau oder Azur gewesen sein, später kamen Gelb, Lila und Grün dazu. Unterhalb der Burg Sâo Jorge gibt es die in allen Farben und Mustern. Erntges Herz schlug ziemlich hoch, denn ist die Alfama Lissabons romantischstes Stadtviertel mit vier Drilliarden bunten Fliesen und noch mehr Treppen und Stufen in alle Richtungen. Der Name stammt übrigens aus der Zeit der Mauren. Es gibt viele kleine bunte Plätze, über die ein Hauch von Verfall weht: so was liebt Erntge.

Erntge hat auch noch was rausgekriegt. Nämlich, dass sie am Stück 4,5 Stunden durch Städte latschen kann. Danach ist 1,5 Stunden nix drin. So viel Zeit brauchen nämlich Füße, um auf Normalnull abzuschwellen und Gehirne, um die Welt wieder aus der Fotolinsenperspektive rauszuoperieren. Halbe Stunde hat Erntge noch. Dann geht es ja auch schon weiter Richtung Marokko und dann weiter nach Malaga und Cartagena.

Cádiz, Spanien.

September 20th, 2011


An der Küste des Lichts ist Erntge. Der spanische Küstenabschnitt von der portugiesischen Grenze bis nach Gibraltar wird nämlich so genannt: Costa de la Luz. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist Cádiz und soll die älteste bewohnte Stadt Europas sein mit einer 3000-jährigen Geschichte. Zu Zeiten der Römer muss Cádiz eine bedeutende Stellung gehabt haben: die Ruinen des größten römischen Theaters in Spanien wurde in den 1990er Jahren hier ausgegraben.

Erntge spaziert vormittags durch die Altstadt. Cádiz ist auf den ersten Blick sehr freundlich und verträumt. Neben protziger Kathedrale und noch protzigeren Parkanlagen stehen verwohnte Häuser in engsten Gassen. Da kippt Öming ihren Eimer Putzwasser direkt vor Erntges Füße und grinst zahnlos. Da wachsen ganze Antennenwälder auf den Dächern der hübsch angeranzten Häuser. Papageien randalieren in seltsam zurechtgestutzten Bäumen, von denen einige sicherlich mehrere Jahrzehnte in der Krone haben. Das Licht ist tatsächlich unglaublich intensiv und umschmeichelt Touristen wie Fotomotive.

Nachmittags promeniert Erntge zu zweit durchs Städtchen, am Wasser entlang. Dass hier jetzt Atlantik und nicht mehr Mittelmeer ist, merkt man am Wind, der brisig Kühlung pustet. Wir schmeißen uns da natürlich rein! Erntgos Handstand: rockt, is klar. Es ist ein großes Glück genau jetzt genau hier zu sein.

Mallorca, Spanien.

September 19th, 2011

Am siebten Tag kamen Er und Re auf eine traumhafte Insel. Ein Teil dieser Insel war verflucht. Viele arme Seelen verirrten sich dorthin und mussten dann eine schwere Zeit durchleben. Der König dieses Schattenreichs hieß Jürgen Drews. Weil Re sehr klug war, beschloss er, Er auf die andere Hälfte der Insel auszuführen und besorgte ein Pferd mit mehreren PS. Mit dem Gefährt erkundeten Er und Re die nördliche Hälfte der Insel, die keinen König hatte, dafür aber sieben Berge. Die beiden genossen die schöne Aussicht und als Er wegen der vielen Kurven und Höhenmeter schwindlig werden wollte, steckte Re ihr klug ein Eis in den Mund. Hmmmmm. Er und Re setzten ihren Ausflug im Südwesten der Insel fort, fernab vom Schattenreich und stiegen schließlich, eingekleidet in erlesene Gewänder, hinab in die Meerestiefe. Unter Wasser waren sie ganz schwerelos und winkten sich verliebt zu. Ob sie einen Schatz finden würden?, fragte sich Er und blubberte hübsche Blasen hinauf an die sonnige Meeresoberfläche. Nachdem Er und Re also die höchsten Wipfel und tiefsten Schluchten der Insel besucht hatten, ohne dem jürgigen Schattenkönig Drews begegnet zu sein, aßen sie auf einer schönen Terrasse am Wasser zu Abend und durch Ers Bier heiterte leuchtend die untergehende Sonne.

Wechseltag.

September 19th, 2011

Juhu. Frühstück an einem Wechseltag ist super, ein bisschen wie Fernsehen, wenn was Interessantes läuft. Erntge lehnt sich zurück mit Naturjoghurt und Cranberries, Schinken und Melone und Kaffee. Da prallen direkt vor ihren Augen zwei Gruppen von Menschen aufeinander: Die kommen und die gehen (müssen).

Jeden am Büffet kann Erntge eindeutig der einen oder der anderen Gruppe zuordnen. Und diese ganzen Untergruppen! Erntge baut ein ganzes virtuelles Regal: unter den Gehern ist zum Beispiel das klassische Prollpaar, das bei letzter Gelegenheit noch mal kräftig Bratwurst, Spiegelei, Leberwurstbrot, Kuchen, Fisch- und Obstsalat runterschlingt: bezahlt ist schließlich bezahlt. Da ist auch das ältere distanzierte Pärchen, das Input braucht, um miteinander im Gespräch zu bleiben. In der Ecke sitzen zwei fülligere Müslimädels. Sie sehen aus, als hätte es auch dieses Mal nicht geklappt mit der großen Urlaubsliebe.

Wer allerdings glaubt, alle Kommer sind glücklich: das ist nicht so! Erntge nickt anerkennend einer jungen Dame zu, die schon jetzt, kaum an Bord, wo das Lächeln ja eigentlich zuhause ist, steht jedenfalls drauf, also, die nicht lächelt, im Gegenteil: Respekt vor dieser formvollendeten Hackfresse! Das kriegt Erntge selbst nicht besser hin. Vielleicht war ja der Flug nicht so toll, oder das frühe Aufstehen, oder diese enormen 30 Grad jetzt hier in Palma. Die Begleitung der Hackfresse ist ein schmächtiger käsiger Typ und der bemüht sich enorm: besorgt Kaffee, Stühle, redet freundlich. Wohooo, dieses Pärchen möchte Erntge unbedingt wieder sehen.

Ganz toll findet Erntge, wenn Kommer und Geher am Büffet interagieren, z.B. sich gegenseitig was fragen, im Weg stehen, aneinander vorbeimüssen, vordrängeln. Dann pragmatisieren sich urplötzlich Hackfressen ihre Hackfressen weg, weil sie an Informationen kommen wollen, da leuchten selbst gefrustete Müslimädchen noch mal auf, weil sie sich plötzlich wie alte Hasinnen fühlen. Herrlich!

Barcelona, Spanien.

September 18th, 2011


Es tut weh. Im Fuß. Erntge ist tapfer 4,5 Stunden durch die Stadt gehechtet, um in einem Minimum an Zeit ein Maximum an Barcelona zu erleben. Denn, wehe Füße vergisst ernt ganz schnell, den Park Güell, Antoni Gaudis Superbauten, das Gedröhn und Getrubel der Stadt dagegen kaum. Zur Sicherheit hat Erntgo alles fotografiert. Katalan steht auf Straßenschildern. Alle Menschen um Erntge herum sind Touristen. Hinter dem MACAB fängt das Univiertel an und die Leute sind plötzlich jung und tätowiert. Bier heißt Estrella und trinkt sich wunderbar auf dem grünen Rasen rechts vom Hafen.

Abends beim Auslaufen ist auf dem Pooldeck die Stimmung gedrückt. Klar, für die meisten ist der Traumurlaub vorbei und sie denken bereits an den Stress des Heimflugs und des Alltags, der sie gleich wieder einholen wird. So was dauert nicht lange, das ist klar. Erntge hat es gut: sie bleibt noch beim Schnuckibär: yeahr!