Wollen wir zur Bank, müssen wir über den Highway. Das geht nur mit Atemschutz. Nähern wir uns der Straße auf 100 Meter, spüren wir den Dreck bereits: unsere Augen tränen, der Staub kriecht in die Nase, es knirscht zwischen den Zähnen, wir kriegen Kopfschmerzen. Der Lärm der dicken LKWs ist ohrenbetäubend. 200 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter!
Wir richten unseren Blick starr auf den Boden. Was dort liegt, ist nicht zu fassen. Neben den üblichen Müllbergen aus Plastik, ist viel Undefinierbares dabei. Aus blauen Mülltüten stehen Haare zu Berge, vielleicht ist es Fell, … und ist das dort ein Kiefer?
Es gibt keine Umweltbestimmungen für Kraftfahrzeuge in Nepal. Hier knattert alles vorbei. Schwarze Rußwolken versperren uns minutenlang die Sicht. Es ist immer Stau, alle hupen. Obwohl Artikel 35 der neuen Verfassung jeder Person in Nepal das Recht auf ein Leben in sauberer und gesunder Umgebung zusichert, ist das Land weit entfernt von nachhaltiger Umweltpolitik. Die Regierung legt keine konkreten Berichte über die Luft-, Lärm- und Wasserverschmutzung vor. Alle Dokumentationen und Messungen diesbezüglich unternehmen andere Länder. Während die Luftverschmutzung höhere Priorität genießt, weil sie für die Nepali täglich einschränkend wirkt, landen die Themen Lärm- und Wasserverschmutzung auf keiner Agenda der Regierung. Initiativen, wie die Verbannung von Plastiktüten in Nepal, warten vergeblich auf das zugesagte Geld.
Nach dem Environment Performance Index 2016, der die ökologischen Leistungsbilanz (Umweltgesundheit, Luftqualität, Wasser, Biodiversität etc.) von Staaten misst und vergleicht, landet Nepal auf Platz 149 von 180. Bei der Luftqualität landet Nepal sogar nur auf Platz 177. Kathmandu gilt als die drittverdreckteste Stadt der Welt.
Umso mehr freuen wir uns über Initiativen junger Nepali, die am Weltumweltag Zeichen setzen wollen und ihrem Unmut über die unerträgliche Situation Luft machen.
(Vgl. Pramod Kumar Tandan, “Pollution control not getting gouvernment’s due priority”, Himalayan Times vom 5. Juni 2016)