Lieber Wolfgang von.

January 15th, 2008

Und wie hast Du das denn nun gemeint? „Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen.“ Das ja durchaus ambi! Das klingt ja fast als wär sie schwer gewesen, so 100 Kilo oder so. Das stimmt doch aber gar nicht. Ganz leicht war sie. (Also meine jetzt.) Mild und bunt und direkt und ein bisschen wie schwerelos. Auf jeden Fall die schönste aller Reihen im frischen neuen Jahr. Na das wollt ich Dir jedenfalls sagen, dasses da diese kleine Unklarheit gibt bei Deinem Spruch. Die Reihe von schönen Tagen erträgt sich nämlich keineswegs, im Gegenteil, davon trägt sie einen. Sogar so, dass man sich fragt, ob alles nur geträumt war. Weißt Du Wolfgang, es ist das Danach, das Ärger macht! Aber bestimmt hast Du das auch so gemeint, wärst ja sonst nicht Göt, wie die Franzosen sagen. Nun bist Du ja auch schon tot, aber würden wir zusammen Bier trinken, würde ich Dir sagen, dass Erinnerung auch ein bisschen wie eine warme Decke sein kann.
Und nun, auf auf, zurück in die Realität.

Blick nach vorn.

January 8th, 2008

Janus. Der mit vorne und hinten, mit Eingang und Ausgang. Hat Order bekomm, nur nach vorne zu kieken. Hinten liegt nämlich das beste Jahr 2007 der Welt. Mit Kawomm und Spraddel und Schmatz und Bingo. Und ganz am Ende schauen Chaos-Kommunikation und geputzter Biberzahn in eine Milchstraße komma die. Bof! 2008 steht jedenfalls unter enormen Erfolgsdruck. Mal sehen, was es bringt. Euch wünsch ich, es möge rauschen, brausen, necken und schmecken. Eure Erntge.

…aber muss das so sein?

December 18th, 2007

Jeden Abend näh ich mir mit Nadel und Faden die Hände ganz, die am nächsten Morgen doch wieder zerfetzen. Auf dem Klo hol ich mir meine tägliche Dosis Blasenentzündung. In meinem Bett klirren beim Umdrehen die Eiszapfen. Der weiße Klumpen im Müsli ist Milch. Bevor ich mich morgens aufs Fahrrad zerbel, pack ich meine Lunge dick in Zeitungspapier ein und leg sie in den Fahrradkorb. Die wird erst nach dem Absteigen wieder eingesetzt. Im Kurs kommunizier ich nur noch telepathisch. Die Studenten begrüßen das, Fachfragen werden per intensiven Ausatmens gestellt, was sich also durch kleine weiße Dampfwolken vor den Mündern bemerkbar macht. (Kommen nicht viele Fachfragen.) Porto, Grog und die paar nötigen Lebensmittel lass ich mir per Lieferservice kommen. Meist sehen die Jungs aus wie Astronauten in ihren Wattekluften. Ja, so ist das hier. Zimmlich ruhig irgendwie.

Genau, Truffaut.

December 15th, 2007

Es ist wirklich der schönste Film der Welt. Also, vielleicht. Hab ja noch nicht alle gesehen. Aber wenn Truffaut behauptet, Murnaus „Sunrise“ (1927) sei es, dann zuckt’s grad automatisch im Halswirbel und provoziert euphorisches Kopfnicken und anbei Augenklimpern. Ganz selig klapper’ ich nämlich grad aus dem Kino, wo es heute Abend den Stummfilm „Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen“ (deutscher Titel) mit live-Vertonung gab: gelassen strickten Trompete, Schlagzeug, Xylophon, Gitarre und Kontrabass neben der Leinwand einen kleinen weichen Klangteppich, auf dem sich dann äußerst attraktiv der Gesang räkelte. (Eddie Vedders kleiner intellektueller Bruder?) Na jedenfalls hüpft das Herz. Und keine Sekunde zuviel.

…die schönste psychologin?

December 11th, 2007

ist missverständnis!

Zé do Rock kommt morgen nach Nantes und gibt eine Sprach- und Literaturshow. Hier ein Auszug aus seinem echt beknackten Wörterbuch:

dilemma = andere schreibweise für kleine schafe
erdkunde = landkäufer
fassade = nie wieder saufen
feldherr = mann auf der wiese
geistesabwesenheit = gespenstermangel
golfstrom = deutsche autobahn
insekt = modischer schaumwein
pomade = arschwurm
grüner star = Joschka Fischer
katastrophe = reim nach dem saufen
stereotyp = kerl der auf beiden seiten hört
taifun = spass in Bangkok
ungar = roh
willkommen = kommt aber nicht

Synapsenkonfetti am 2. Advent.

December 9th, 2007

Also. Hier in Nantes muss frau sich ja irgendwie klar machen, dass Adventszeit ist, gerät ja leicht aus dem Blickfeld ohne Adventskalender, ohne Glühwein (Glühwein mit Anis-Geschmack ist kein Glühwein) und ohne Muttis Weihnachtsdekoparade im Fenster. Also … was machen?
Was machen! Im weltweiten Netz … es ist ja unglaublich. Unter anderem bin auf dieses hier gestoßen. Wenn man sich die Ohren zu hält und die dicke Ente mit sechziger-Jahre Frisur wegdenkt (bisschen Geduld!), geht’s.

Mrs Ratcliffe’s Revolution

December 6th, 2007

Nee, nee, die Leslee Udwin. Da verkündet sie heiter, das britische Kino sei tot. Und das auch noch feierlich zum Eröffnungsfilm des britischen Filmfestivals. Die Briten, ey. Sehr gewaltig ist sie, die auch Fish&Chips gemacht hat und noch einen weiteren Film machen wird, denn ist Schluss. Ihr aktueller ist jedenfalls sehr schön anzuschauen: spritzig, witzig und um die Ecke schielt die DDR und zwar so unaufdringlich und leicht, wie wir es schon lange auf Leinwänden vermisst haben. (Also ich zum Beispiel.) Unschlagbar: Katharina Thalbach. Wie erfrischend bei diesem fiesen Regenpiesel!

Nicht vergessen:

December 5th, 2007

Buch schreiben über Mimik und Gestik von Studenten, die sich während der Prüfung beim Abschreiben ertappt fühlen und das dann mit allen Mitteln zu vertuschen versuchen (angestrengtes Nachdenktheater.)
(empirisch wär irgendwie gut.)

Ohropax, Metallica, Durchzug.

December 1st, 2007

Und aus unserer Rubrik “Weihnachtslieder, die wir schon vor dem 1. Advent nicht mehr ertragen” heute Titel Nummer eins auf der Abschussliste. Ungeschlagen. Für die Ewigkeit. Hüte sich ein jeder, rette sich wer kann.

And wider goes it.

November 29th, 2007

Ein neues Projekt! Juchu! Denn Nantes besitzt noch ein weiteres Superkino, den Cinématographe nämlich. Ein echt schönes Kino mit grandiosen Steinwänden und den bequemsten roten Sesseln der Welt und Kaffeeausschank bei Filmrollenwechsel. Und exquisiter Programmation natürlich. In der nächsten Woche startet dort in Zusammenarbeit mit dem Centre d’Histoire de Travail ein dreiteiliger Zyklus zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland. Die Dokumentarfilme Der Hamburger Aufstand 1923, Wir Wunderkinder und Neue Wut werden gezeigt, wobei wir letzteren übersetzen und untertiteln werden. Yeah!
Es ist ein Film von Martin Keßler, der die Montagsdemonstrationen gegen Hartz IV 2004/2005 dokumentarisch begleitet. Der Keßler ist bestimmt auch deswegen interessant, weil Ihr vielleicht alle in seinem neuen Film zu sehen seid: Das war der Gipfel (2007).
Na denn, Augen auf!