La honte, ey.

January 20th, 2009

Ey echt. Ganz großes Kino heute abend. Und nicht nur auf der Leinwand. Es schickte sich ja zunächst vorzüglichst an. Also vor allem auch intellektuell. Erst bekam das Wort „Filmriss“ bei der Projektion von Konrad Wolfs „Sterne“ eine ganz neue Bedeutung. Denn der Film riss. Viermal. Dann wurde abgebrochen. Kannste nix machen, wenn das Leben so zwischenfunkt und hämisch lacht. Mitlachen ist dann ein adäquates Mittel, haben wir ja inzwischen gelernt, dass panikieren nur selten Sinn macht.
Ja dann, weiter im Bild, Staudtes „Untertan“ folgte mit einer schönen Einführung unseres liebsten DDR-Spezialisten. Und denn ging’s ja auch schon im Rudel auf in die Cigale, denn wennschon dennschon.
Foie gras, pampe deluxe mit canard und ja, dann irgendwann zwischen plat principal und dessert… wir hatten grad den ewigen Kreislauf der Dinge an der kleinen Gießkanne, die gleichzeitig nämlich als Pflanzentopf und auch neckisches Dekorationselement auf unserem Tisch fungierte, den wir uns in einer solchen Lokalität und vor allem in unserem Outfit erst hart erkämpfen mussten, festgemacht, und außerdem die etymologischen Ausmaße von „surdité“ und ab-surdité“ eruiert… da hatte Erntge also ihren ganz großen Auftritt.
Dacht sich nämlich, was sie sich ihr persönliches Kino nur auf der Leinwand macht, das geht doch auch im wahren Leben. Öhem. Es war so lustig gewesen und, keine Ahnung wie es nun wirklich geschah. Jedenfalls. Eine Rotweinfontäne! Eine feine mit Nachdruck. Quer über den Tisch. Ich seh sie noch genau vor mir sitzen: Denis – ganz große Augen, Karsti – dem es von Hemd und Stirn tropft, Jacques – der helle Wollpulli auf einmal rot gesprenkelt. Oh man! In der Cigale! Spuckt Erntge ma eben drei Männern und einer ganzen Tischdecke gleichzeitig ins Gesicht, auch dem DDR-Spezialisten. Was eine Sauerei. Wie peinlich! Erntge-Scherzkeksin immer mit ihren Extravaganzen. Ich hab damit nix zu tun. Die Superrechnung von 280,90€ habe ich anschließend mit meinem guten Namen bezahlt.

Schluss jetzt.

January 17th, 2009

Und so lange war es nicht in Erntges Kopf. Als nämlich endlich das Lächeln auf die Fotos kam, verschwand dieser Gedanke und das jetzt echt lange her. Okay, also mit sechzehnsiebzehn, da stellt man sich solcherlei Fragen und da gehts ja sowieso immer sofort ums Ganze und vor allem so ego und Erinnerungen an die schlimmen Jahre sind ja oft in schwarz-weiß.
Warum ist es jetzt also wieder da. Erntges Wochenzeitung des Vertrauens ist schuld. Normalerweise ist wer liest ja klar im Vorteil, aber hier ist im Moment kein Vorteil auszumachen, im Gegenteil, zer-mür-bend ist’s!
Da ist nun also die Platte draußen, die heißt “Final Songs”, eine Compilation auf der irgendwelche Leute ihre bevorzugten Beerdigungssongs raufgepackt haben. Oh man! DJ Hell möchte “Golden Brown” von den Stranglers hören. Okay. Jedem Tierchen sein Plaisirchen. Aber jetzma echt, was für eine fiese Nummer! Jeder, der Musik in sein Leben gelassen hat, der sich im E-Fall für Musik statt Schokolade entscheiden würde (ja, auch Erntge würde das tun!), der sieht sich nun mit dieser kniffligen Frage konfrontiert.
Was will Erntge denn nun hören, wenn es soweit ist? Ganz schnell fallen irrwitzige Lieder ein: Ententanz, Flohwalzer, Frank Sinatra: “I did it my way”. Andrea Boccelli: “Time to say goodbye.” “The End” von den Doors. Haha, alle schütteln sich und schauen dann betreten in ihr Bier und denken aber heimlich an Pink Floyds “Goodbye cruel world”.
Und dann? Ist man nämlich allein mit der Frage und überlegt und überlegt. Und wenns sich dann bei Muscadet so schön überlegt um zwei Uhr nachts, denkt man das drumrum auch noch mit. Und wird wieder siebzehn und ego. Wer kommt, wer denkt was… Hilfe.
Möcht Erntge jetzt nicht mehr, das ja Psychoterror. Eine Entscheidung muss her, sonst wird das hier nix. Und danach is Schluss mit dem Quatsch: The Soundtrack of our lives: “In someone else’s mind”.
So. Schluss aus Ende im Gelände.

Die Sache mit dem

January 13th, 2009

Meine Damen und Herren es läuft. Es läuft, rinnt, flutscht, plätschert, fließt, rieselt und manchmal wetzt es. Auf jeden Fall ereignet es sich. Es funktioniert, geschieht, passiert und findet statt. Selten flitzt es. Also eigentlich ganz okay. Beim Punktestand gibt’s ständig Torchancen, aber keiner trifft… dabei bin ich doch so ein Gewinnertyp! Mist. Ich tröste mich mit einem Tabuthema, welches kürzlich erst und endlich öffentlich an die neuealte Freundin gebracht wurde: Das Verhältnis von Pilot und Copilot im Cockpit. Spricht echt kein Mensch drüber. Mannmannmannmann, verschlafene Gesellschaft! Dabei geht’s hier echt ums Ganze. Persönliches muss aus einem Cockpit raus gehalten werden, sonst riskiert man ganz leicht, die Reißleine ziehen zu müssen! Das sollten wir uns viel öfter klar machen.
Und ich erwäge übrigens ernsthaft, neues Hobby eins und zwei einzutauschen. Gegen siehe Foto. Ich weiß, bei Hobby eins purzelt mir ja der persönliche Ehrgeiz dazwischen… aber Schoki, ne? Ich glaube, das kann eine Liebe für ein ganzes Leben sein.

Auch schön:

January 8th, 2009

Erntges zweites neues Hobby. Das geht so: um sechs (!) aufstehen, um in Dunkelheit und Kälte zu Prüfungen zu fahren, die erst nächsten Montag stattfinden. Top! Was ist hier eigentlich los. Und nun tut’s weh im Bein, was noch viel Weihnachten mit sich rumträgt, und wo der beleuchtete Fahrradweg zur Uni erst wieder rein muss.
Na jedenfalls trotz Gefrierbrand im Hirn beste Erinnerungen an den gestrigen Retrospektiven-Eröffnungsabend. Es gab Kabeljau. Lecker. Für die anderen “Die Mörder sind unter uns” / “Les assassins sont parmi nous” von Wolfgang Staudte. Vor dem Kabeljau gab’s die improvisierte Eröffnungspräsentation, die eigentlich doch sehr flutschte, wider Erwarten. Und die Untertitelkatastrophe war gar keine. Oder nur eine kleine. Und Cyril BUFFET, unser Superhistoriker, hat schön erklärt, vor dem Film, beim Kabeljau, nach dem Film. Der hat eine Nase wie Gérard Dépardieu und versprach euphorisch am Ende, bei seiner nächsten Intervention eine Steppnummer auf dem Parkett zu machen zu einem DEFA-Film unserer Wahl. Wenn das nix is!

Ab geht er.

January 7th, 2009

Pünktlich zu Beginn unserer DEFA-Retrospektive hat sich Erntge ein schillerndes neues Hobby zugelegt. Interviews verkacken. Schön, ne? Das ist dem Rest des Teams übrigens auch in die Hände gefallen und so haben wir nun einen Highscore entworfen im Interviews verkacken. Momentan is Gleichstand.
Beste Voraussetzungen für unseren Eröffnungsfilm heute abend. Es ist wie immer alles offen. Die Eröffnungspräsentation wird improvisiert und die Untertitel… hat einer Zeit für Daumen drücken? Weil der Film auch erst viel später anfängt als angekündigt, gibts vorher auf jeden Fall Glühwein für die wartenden Gäste. Da denk ich schon die ganze Zeit dran, dass das echt ne Spitzenidee war… es empfiehlt sich immer, etwas Alkohol im Blut zu haben. Na denn! Auf geht’s.

Norwegen.

January 5th, 2009

Eine Fähre, einen Bus, zwei Flugzeuge, noch einen Bus und einen Zug später ist Erntge zurück vom Wonnewahnsinn Norwegen. Und würde am liebsten sofort wieder umkehren. Zurück zu Fjorden, Bergen, Schafen, Kamin und Rudel. Hier, wo es sich übrigens mehr friert als im Land der Trolle, wartet allerdings eine DEFA-Suppe auf Auslöffelung. Genau, die hatte sich Erntge schließlich selbst eingebrockt. Und Abschied ist nunmal ein scharfes Schwert.
Aber Norwegen, ne! Hach. Hin da, immer wieder. Nicht satt sehen kann man sich an Berg und Wasser. Allerhand Schatten werden geboten zum rüber springen, zum Beispiel auf dem Weg zum Preikestolen, das wo ein großer Felsen am Fjord ist. Da fällt runter, wer nicht aufpasst und rutscht aus, wer nicht hinguckt und fällt dann auch runter. Also akutes Runterfallrisiko, besonders im Winter mit Gefrierbrand unter den Gummisohlen. Liebe Menschen gabs anbei, neue und alte, so wie es sich für einen ordentlichen Jahreswechsel gehört.

Hier’s Ganze in visuell:








Let’s go Wintermärchen.

December 21st, 2008

Es wird auch Zeit. Nach dem Konsumterror der letzten Wochen sind Nantes’ Straßen jetzt wie leergefegt. Kein Plingpling mehr zu sehen, kein Tirili mehr zu hören. Alle Freunde haben sich bereits verabschiedet und auch mein Sack ist inzwischen gepackt.
Tschüß Jahr! Diesmal werden wir Dir in Norwegen Beine machen, mit Schneeballschlachten und einer Armee aus Schneemännern und -frauen. Schön war’s: drei Reisen, drei Besucher, drei Konzerte und sechsmal Herzklopfen. Und nun ab zu Mutti und der pompösesten Weihnachtsdekoparade, die ein einzelnes Fensterbrett je zu Gesicht bekommen hat. Weh dem, der keine Heimat hat. Nämlich, wie soll denn der verstehen, warum Erntge so debil grinst bei …. sowas!
Euch allen frohe Feiertage!

Kinder der digitalen Revolution.

December 20th, 2008

Vom Weihnachtsmann hat sich das Neffengetier dieses Jahr eine Xbox360 gewünscht. Kriegen wird er ein Memory-Spiel mit Fotos von Tieren. Löwe, Gorilla, Zebra und so. Beste Aussichten also auf eine schöne Bescherung.
Xbox360… was ist das überhaupt! Auf Wikipedia preschen mir eine Millionen technische Daten entgegen: Unified Shader-Architektur (jede Pipeline kann Pixel und Vertex-Shader ausführen). Hä? Bei der Verwendung eines VGA-Kabels können keine emulierten Spiele mit 50 Hertz abgespielt werden, sondern nur NTSC-Spiele mit 60 Hertz. Bitte? Anti-Aliasing-Fähigkeiten der Xbox 360? – was soll denn das!
Noch schwindliger wird mir beim Anblick der „erklärenden“ Grafiken. Immer mehr Fragen als Antworten. Ich verstehe nur Bahnhof: was bin ich nur für eine blöde Tante! Hölle! Wie früher, als man für diese steile pinke Anziehpüppi gestorben wär, aber von der doofen Tante doch nur den grauen Kratzpulli bekommen hat.
Der Abgrund tut sich auf: ist das schon der Generationskonflikt? Lebe ich an der Realität vorbei mit meinen schrulligen Filmen aus Ländern, die nicht mehr existieren? Mit meiner blöden Musike, die schon früher keiner kannte und für die sich heute erst recht keiner interessiert?
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich werde dieses analoge Memory-Spiel an den Neffen bringen! Alles werd ich geben und nicht etwa darüber nachdenken, worüber ich mich in 10 Jahren mit ihm unterhalten werde.

Die Hand, bitte.

December 16th, 2008

Liebe Brigitte, lieber Philippe.

Gestern hat es mir die Dame in der Agentur gesagt. Unter vier Augen. Ihre fiebrig, meine wütend. Ok, so ist es nun also. Was soll man sagen, was kann man machen. Trick 17 wäre ja akut Glühwein trinken gehen, aber das Flanieren durch Klingeling und Plingpling wird Euch nun bestimmt schmerzlich sein. Macht es doch nur allzu deutlich, wie wichtig uns Familie und Zweisamkeit zu sein haben. Und Ihr seid jetzt zweimal Eins und nicht mehr Zwei. Geht ja auch ok, eigentlich, die Supermärkte bieten einen ganzen bunten Strauß an schillernden Angeboten für Singlehaushalte, mensch seid Ihr jetzt Zielgruppe! Das ist doch was! Da kann man doch!

Eigentlich könnte es mir ja komplett egal sein, dass Ihr Euch getrennt habt. So richtig kenn ich Euch ja auch gar nicht. Nun ist es aber so, dass … wie sag ich’s… kennt Ihr den mit China und dem Sack Reis? Dass alles immer Folgen hat? Also… die Sache scheint für Euch abgeschlossen, das ist ja auch gut irgendwie, denn es muss ja weitergehen. Nun ist es aber so… also wenn Ihr mal scharf nachdenkt, dann erinnert Ihr Euch bestimmt an dieses muchtige Haus, das Ihr mal zusammen gekauft habt. Ja? Richtig, Nähe Erdre, Saint-Donatien und so.

Also da wohn ich drin, ganz oben unterm Dach. Und auch wenn Ihr grad andere Sachen im Kopf habt: es läuft nicht so gut… eher suboptimal, also… es regnet. In der Wohnung. Im Bad. Aus dem verschimmelten Holzbalken. Der nämlich ständig und verquollen unter Wasser steht, weil’s aus dem Velux tropft. Anfangs ging’s, da tropfte es minütlich ins Waschbecken, ganz easy. Inzwischen tropft’s aber sekündlich überall hin, nur nicht ins Waschbecken. Und ich hab nun mächtig Stress mit dem Platzieren der Schüsseln andauernd. Das nervt.
Die Spüle auch, irgendwie nich original wie das Wasser überall raustropft, nur nicht aus dem Wasserhahn. (Unter uns, es fehlt mir eigentlich auch an Schüsseln.)
Von den anderen Fenstern will ich nicht schon wieder anfangen… das wisst Ihr ja, dass „Fenster“ hier Euphemismus ist. Versprechen soll man ja eigentlich halten, aber ey, für nur 400€ Miete im Monat sitz ich auch gern in fünf Klamottenschichten im Poengsessel. Und versuch zu lesen. Was angenehmer wäre, wenn mir nicht so die Haare vom Wind flattern würden, leider hält auch keine Kerze durch, so pfeift’s. Ach, hatte ich erzählt, dass ich im Schlafzimmer sehen kann, wie ich atme?

Kurz und gut. Ihr seid nicht mehr zusammen. Euch ist grad nichts egaler als diese gemeinsame Altlast, die Ihr nicht mit in Euer neues Leben wuchten möchtet. Deshalb ignoriert Ihr auch seit Monaten meine Beschwerdebriefe. Ein bisschen versteh ich das ja. Aber Eure gemeinsame Altlast ist nun mal mein Zuhause und die Agentur kann nix ohne Euer Einverständnis machen. Und Verbraucherschutz und Tribunal…. na ja, ich hab da diese Retrospektive laufen und eigentlich keine Zeit dafür und für Euch wäre das ja auch eher stressig. Also: mir zuliebe, gebt Euch die Hand und macht mal was, ja?

Schoki statt Schinken.

December 14th, 2008

Ja. Auch hier. Nantes hat einen Weihnachtsmarkt. Auf dem waren wir und haben mit Entzücken festgestellt, dass der Glühwein auf der Place Royale eben nicht nach Anis schmeckt. Deshalb gab’s davon auch gleich mehrere. Einziger Trost auch, wie soll man sonst die Reiseberichte derer ertragen, die grad durch die Karibik schippern oder sich an den Stränden Cambodias aalen? Im Bikini?? Eben. Klirrt’s draußen, muss von innen durchgeglüht werden. Das ganz einfach. Übrigens geht Weihnachtsmarkt hier sehr gesittet zu, kein Kid schmeißt Vorsilvesterböller unter Muttis Rock und erbitterte Meterbratwurstkämpfe sucht man hier vergebens. Naja. Mein Favorit des Abends war auf jeden Fall … jaja, längst erraten …
Aber echt ey, guckt doch man hin!