…Kleider machen Leute. Das ist so. Das haben wir seit 1874 schwarz auf weiß und nur Narren oder Hochstapler behaupten von sich, jedem Menschen gleich neutral und gleich politisch korrekt entgegenzutreten. Weil Kleider also Leute machen, verfüge ich, insbesondere seit ich bei den privilegierten Kapitalismusstudenten arbeite, also seit Neustem, über eine Hand voll neuer Kleider. Die sind durchweg mausgrau und manchmal gebügelt. Mausgrau wirkt nämlich irgendwie korrekt (rot schockiert, grün ist unseriös, blau macht blass) und Bügelfalte steht schließlich für Erfolg. Freitags nehmen mich nun also alle ernst, wenn ich durch die Flure klick-klacke und mich grüßen nun Menschen, deren Namen ich sonst nur in geschriebener Form sehe.
Das ist so alles okay und auch ein bisschen lustig. Der Konflikt kam erst Freitag. Mit den Fieberviren schoss mir nämlich ein, dass natürlich auch Körper Leute machen. Alle Dicken sind schließlich träge und dumm, alle Dünnen rastlos und obsessiv, die Pickligen gefrustet, die Alten dement usw. usf. – da haben wir ja ebenfalls eine schön-schmaddrige Schubkarre voller Vorurteile. Körper machen Leute. Und meiner ist jetzt krank! Gerötete Wangen, Klingonen-Nase (hab ich von Anna geklaut das Wort, schön Gruß!), geschwollene Nebenhöhlen, fiebrige Augen – aber was sagt das jetzt über mich aus? Eigentlich ist diese Erkältung nämlich total falsch. Schließlich war ich viel draußen, aß Vitamin an Vitamin, trieb Sport!!! Konflikt…
Fazit: Fitte Körper gibs nich im Laden zu kaufen. Und für den Kampf gegen gängige Vorurteile braucht man einen klaren Kopf.
Und eben keinen ver-vir-ten.