Archive for the ‘gegenwärts.’ Category

Alle lieben Pantheón Rococó.

Sunday, August 16th, 2015

fenster

Zu Recht. Zwei Stunden ist nur Tempo und Körper. Das eine rast, das andre hinterher. Rausch, Verzückung, ein großer Spaß. Am Rand des Schlachtfelds ein Gesprächsfetzen über die vermeintliche Namensgebung der Band und Pudelsorten. Aus Erntges Lieblingssong wird da wo die Lichter so flackern was ganz Neues. In der tosenden Waschküche blinzeln Echos aus allen Ecken. Danach dann Seligkeit und alles auswringen. Und im Bett Reset. (Manche Live-Konzerte sind wie Fenster.)

Abwaschen.

Friday, July 24th, 2015

BLOG

Ein Kollegium wäscht sich ein ganzes Schuljahr in der Ostsee ab. Weg damit. In sommerlichster Zeltkulisse lassen Juchzen und Planschen Nerven nachwachsen. Die gelbe Luftmatratze wird dabei zum Bumerang und Haare fallen. Flaschen drehen, bis sich Verlobungsringe im Strandhafer verlieren. Und danach weiter. Wenn junge Lehrende die Autoritätshose in die Dünen schmeißen und der Johannislikör die Runde macht, dann kommt natürlich auch Feuer bei raus und eine Gitarre wird geschunden und Erntge glaubt, alle Dänen und Schwedinnen hatten am Donnerstag morgen den verkackten „Earthsong“ von Michael Jackson in ihren Träumen. Entschuldigung, das musste leider so.

Wie gut, dass das alles geht. Und dass endlich Sommer ist.

Ein Sommerglück.

Monday, July 20th, 2015

weit

An die Tür klopft ein großes Sommerglück. Strahlt golden aus Peter Maffay Schnulzen, klatscht entzückt in wogende Wellen und schmeckt nach Weißweinschorle. Zwischendrin trommelt sich einer die Hände blutig und es gibt Pizza mit allem was schmeckt. Ein improvisierter Weitsprungwettbewerb am Strand verbildlicht es: wir sind fit, bereit und wollen weiter.

Nowness. Immer noch.

Wednesday, July 1st, 2015

mohn
Seit Erntge morgens mit dem Fahrrad zur Schule fährt, also vorbei an den Feldern mit dem leuchtendsten Mohn, den schönsten Kornblumen und der duftendsten Kamille der Welt, und immer so an der Ostsee lang in dem Moment wo alles langsam erwacht, also wenn Möwi noch verschlafen schon mal ein Stück mitfliegt und auf die schöne Steilküste zeigt, die von der Welle so angeschäumt wird und wenn die Kühis noch so auf dem Feld abhäng und penn, wenn die Sonne schon wärmt und die Luft so unendlich klar ist und die Sicht bis Fehmarn freigibt, also seit Erntge das so überglücklich macht, seitdem ist Erntgos Auto kaputt. Ha! Ich sag ma pfff.

Autsch.

Tuesday, June 23rd, 2015

harrrr
Gegen die gespeikten Tonnenräder hatte sie eigentlich keine Chance. Auch ihre Schnelligkeit half wenig und auch nichts, wie überraschend sie in die Kurve preschte. Der Moment war kurz und heftig. Und für sie der letzte. Ihrer Wut über diese Ungerechtigkeit, ihrer Verzweiflung über die zerfetzten Leidgenossen auf den Dorf- und Bundesstraßen Richtung Ostsee, ihrer gesamten zurechten Empörung darüber, konnte die schwarze Katz dennoch Ausdruck verleihen, als sie eben in diesem Moment in einem letzten Katzkraftakt ihre scharfen Krallen in Erntges Schulter bohrte und zwar ganz kurz bevor es so fürchterlich ratschte. Erntge hasste sich und lehnte sich so fest wie möglich in den Fahrersitz. So als könne ihr Schmerz den Moment ungeschehen machen. Ein Quatsch. Sieben Tage und sieben Nächte lang litt Erntge. Dann ging sie zu einem Mann mit Hammer und Meißel. Der knackte und krachte ihr schließlich die Krallen aus der Schulter. Erntge weiß, dass es jetzt vorbei ist und versucht, die Welt weiter so zu sehen, wie sie ist.

Murmeln.

Saturday, June 13th, 2015

ostsee
Ausgestreckt auf einer unschätzbaren Anzahl von Sandkörnern hieft Erntge das schwere Kind aus ihrem Kopf. Weil schwere Geschütze gegen schwere Kinder immer versagen, versucht es Erntge mit Murmeln, ganz kleinen. Das freundliche Rauschen der Ostsee begleitet das Unterfangen. Erntge wünscht sich, dass es klappt, weil das schwere Kind so viele Synapsen besetzt, die Erntge gern für Anderes hätt. Es soll weg. Weil das schwere Kind so wenig versteht, beginnt Erntge das Murmelspiel.

Auf den Tisch des schweren Kindes legt Erntge Murmel no I. Es ist Jacques Palminger darin: er hockt auf einer Bühne mit sündhaft teuren Schuhen und erzählt dem Mikro in seiner Hand Geschichten über sich. Wie er sich an der Ampel auf die Straße legt, um den kleinen Zettel zu lesen, der am Pfahl klebt. “Rufen Sie nicht an!”. Die Murmel rollt über den Tisch des schweren Kindes, seine Augen folgen ihr und ihrem bewegten Innenleben. Fertig. Murmel liegt still. Was Neues.

Erntge legt Murmel no II auf den Tisch. Darin sitzen zwei Menschen neben einem Schiff, das auf Sand steht. Sie bekleckern sich mit Falafel und nicken viel. Diese Murmel rollt über den Tisch des schweren Kindes, Möwengekicher ist zu hören. Schwere Kinderaugen folgen der Kullermurmel. Das schwere Kind will mehr sein, es legt den schweren Finger auf die Murmel – sie steht.

Erntge versucht Murmel no III. Es ist eine große und ihre Farben sind freundlich und klar. Alle elf Erzählungen aus Andreas Stichmanns’ “Jackie in Silber” (mairisch verlag, 2008) finden darin gleichzeitig statt. Originelles Scheitern junger Herren, sehr unaufgeregt. “Nicht viel ist passiert. Vom Mond aus muss es aussehen, als wäre noch viel weniger passiert.” (S.46). Das schwere Kind gähnt. Endlich beginnen seine Verlegenheits- und Überbrückungsgesten. Es steht schließlich auf, meckert. Erntges Herz hüpft. Ja, das schwere Kind hat die Tür erreicht. Klinkt, ist weg.

Erntge sammelt alle Murmeln ein und steckt sie in die Hosentasche. Und nimmt sich Zeit.

Unterwegs I.

Sunday, May 3rd, 2015

rügen2
Ein Bully, eine Liebe, kein Mück – mehr braucht es nicht zum Glück. Und ach, es war ein ganz großes, ehrlich. Am nördlichen Zipfel Rügens macht Frühling zu zweit Spaß und schon ein bisschen Sonnenbrand. Es ist ganz leicht, weil so früh im Jahr Herzen, Campingplätze und Straßen sehr frei sind. Ferien mit Bus sind komfortabel: man kauft drei Möhren und vier Kartoffeln, Kaffee und Brot und schon fehlt es an nichts. Die Sitz- und Liegeoptionen sind zahlreich wie vielseitig. Irgendwie ist drinnen auch immer draußen und nur nachts wünscht man sich ein bisschen mehr drinnen. Kurz vorm Kap Arkona strahlt über uns ein blauer Himmel und unter uns murmeln Millionen alte Steine. Da reichen 3 Tage … entspannt und beflügelt freuen wir uns auf die nächste Tour.

Neulich: zwei im Wald.

Sunday, March 29th, 2015

fuxi

Ein sympathischer Pilzfreund ist unterwegs. Sieht plötzlich im Wald eine Frau liegen. Die ist leichenblass und knurrt. Der Pilzfreund stellt seinen Korb aufs Moos und setzt sich daneben. Die blasse Frau öffnet die Augen. Das scheint ihr weh zu tun: ganz verzerbelt schaut sie auf Anemone und die drillionen Piepmätze, die ihr entgegenzwitschern.

Der Pilzfreund räuspert sich, denn noch hat die Fremde ihn nicht gesehen. Natürlich erschrickt sie, als sie ihn sieht: „Placemat! In Gruppen. Vokabular erschließt sich quasi von selbst, nicht entlasten.“, sprudelt es aus ihr raus, fast als entschuldige sie sich. Der Pilzfreund rümpft die Nase und macht Schneckenaugen. „Bitte was?“

Die Frau springt auf, schüttelt den Kopf und setzt sich wieder. „Aha, dann isses jetzt also vorbei.“, sagt sie mehr zu sich selbst als zum Pilzfreund, „ich heiße übrigens Daaé.“ Der Pilzfreund nickt: „Angenehm, Walter.“

Der Pilzfreund möchte jetzt wissen, was hier eigentlich los ist. Er fragt: „Was ist hier eigentlich los?“ Daaé streicht ihre zerknüllte Bluse glatt und erzählt ruhig ihre Geschichte:

„Das Phantom hat mich wohl wieder freigegeben. Es sieht schlimm aus, total vernarbt und zerschossen die eine Gesichtshälfte. Er hatte mich unter seinem Mantel gefangen, bestimmt mehrere Monate: kieken sie sich hier meine Bluse an, ich bin total abgemagert!“ Der Pilzfreund nickt zustimmend.

Die Daaé fährt fort: „Kann sich kein Mensch vorstellen, aber stimmt wirklich: der Umhang des Phantoms ist tiefschwarz, schwärzer als die Nacht und als der tiefste Punkt der Erde. Man kriegt quasi überhaupt gar nix mit von oben. Kein Licht! Dafür modrige Feuchte und so ein übelst kompliziertes Gängelabyrinth… keine Ahnung, die letzte Zeit war immer Vortasten und hoffen dass es geht.“

„Und es ging also.“, schlussfolgert Walter und reicht der Daaé ein Käsebrot. Daaé kneift die Augen kurz zusammen, nimmt an, beißt zu und schmatzt weiter: „Mmmpfja. Ampfscheinempft.!“

So saßen die beiden im Wald. Vielleicht noch so eine halbe Stunde. Zum Abschied gaben sie sich die Hand.

Geiler Scheiß.

Thursday, March 19th, 2015

marsneedswomen

Erntgi hat gute Kolleginnen. Manche überraschen sie manchmal mit schöner Musi fürs Auto. Darüber freut sich Erntgi immer. Und was ist passiert? J.J. Cale sitzt beleidigt auf dem Rücksitz und vorne rockenrollen sich drei entzückende Ladies einen ab. Mars needs women. Respekt.

Hören!
Das auch!

Vier Tage nichts, vier Tage icht’s.

Monday, February 2nd, 2015

3lustige4
Am Ende der Welt steht ein windschiefes Haus, in das haben liebe Menschen allerlei Fröhliches gestellt und einen Kamin, der kann von 0 auf 100 in 30 Minuten. Ans Ende der Welt fuhren Erntge und ihre Freunde. WEIL: am Ende der Welt kann mensch sich getrost ins Nichts werfen. Das Nichts ist das Gegenteil von schrillen Lehrerzimmern, nervigen Bibliotheken oder wimmelnden Paragraphen ohne Inhalt. Einige von uns sind sehr mit ihm befreundet. Das Nichts lauert nicht. Ist einfach da und gut.

Im windschiefen Haus am Ende der Welt entstand aus nichts sehr viel. Dampfwolken beim Atmen zum Beispiel. Oder Zwiegespräche mit Steinen. Frisuren. Schnupfen. Schlachten gegen Drachen oder glückliche Doktoren wurden gekämpft und gewonnen. Erntge fragt sich, ob es tatsächlich sein kann, dass sie 4 Tage lang nicht von der Couch aufgestanden ist und warum dieser wohlbehütete Junge in ihrem Buch einfach nicht mit dem abgründigen Geheimnis rausrückt, wenn er dadurch doch was ändern kann.

Eine Badewanne später steht Willkommensschokolade auf Erntges Küchentisch und Erntge glaubt fast, dass sie morgen gleich wieder schwänzt.