Archive for the ‘gegenwärts.’ Category

Haben Sie alltagsrelevante Fähigkeiten?

Sunday, October 9th, 2016

sei-kein-frosch
Zwischen Tanzschritt und Theke findet Erntge einen Schatz. Auf 48 dünnen und recycleten Seiten wimmelt es Fragen für alle. Schöne. Welche, die sich um Ecken schmiegen. Einige davon brauchen länger und machen dann knack:

Wollen Sie weniger sehen als Sie können oder müssen?
Hat alles schon richtig angefangen?
Wie viele Tabs sind offen?
Wofür sind Sie ganz allein verantwortlich?
Kämen Sie gern ohne Körper aus?
Ist es gut, dass es Umgangsformen gibt?
Geht’s noch?
Wurden Sie ausreichend auf das Erwachsenenleben vorbereitet?
Amüsieren Sie auch Ihre dunkleren Gefühle?
Wie stehen Sie zu Überdruss und Hoffnung?

Erntge denkt an jemanden, den sie wiedersehen möchte. Schon lange. Dessen Antworten auf einige dieser Fragen würden Erntge wahrscheinlich entzücken. Vielleicht sogar eine Lücke füllen. Aber ach. Diese Person ist Lichtjahre entfernt und ein Frosch.

Musik, Leben komplex.

Monday, October 3rd, 2016

to%cc%88ne
Aus dem Gerät schweben Töne wie Ideen. Schön und schief. Altes, ganz Altes, Stabiles, Postmodernes und das, wofür es noch keine Schubladen gibt. Stadt verlassen? Mit wenigen mehr werden? Lumpen weg, let’s fetz mit Kuscheltierchen. Helle Noten auf dunklem Blau: 4 Zahnreihen blitzen. Und hier, Fähren buchen, egal, der Rest ergibt sich. Tage, die mit einem von Bachs Psalmen beginnen, können übrigens ganz übel enden. Mit Misanthropie zum Beispiel und zu vielen Orangensäften. Mit Ennui sogar. Mit Überarbeit. Was dann an die Ohren geht: wo nämlich Lübzer rein- und Alster rauskommt, da knurrt jemand in sein Glas. Auf dem Dorf gibt es das nicht, da ist Ruhe. Kein Artamanengespräch wird hier verpasst oder ausgelassen. Auf welche Schule soll nur Hellrun? Los, dreh lauter!

Harmlos und wahr.

Sunday, September 18th, 2016

katz
Einige Sachen haben sich eingeschlichen und tun jetzt so familiär.

Eine Ja-Katze sagt plötzlich nein.
Es knirscht in der Achilles-Sehne.
Die Zähne werden täglich weißer.
Zuhause zieht es durch. Es geht.

Und im Zoo muss jemand Pillen verteilt haben: alle Tiere gähnen.
Tiere, die gähnen, sind friedlich. Sie machen keinen Dreck.

Annehmen und Abgeben.

Thursday, September 1st, 2016

annehmen
Also Packsack borgen, Zedan einpacken, Ohropax kaufen. Den dünnen Schlafsack? Eine Rolle Klopapier, Fahrradhelm. Und Spanngurte. FAHRRAD!!! Gut. Eine Fahrradtour soll es also werden. Elf Tage lang. Und Erntge hat keinen Schimmer. Weil die Schüler diesmal „alles“ „geplant“ haben. Fünf Tage vor Abfahrt können sie weder Ziel noch Startpunkt nennen. Aber, dass das Essen immer in Supermärkten gekauft wird. Und dass wir 2x im Zelt schlafen werden, Erntge hätte doch eins? Äh, ja klar! Ob man also auf dem Jakobsweg auch Fahrrad fahren kann, werden wir herausfinden. Ebenso, ob die boys ihr Rad im E-Fall geflickt kriegen, da wollen sie sich am Wochenende ja noch mal was auf youtube zu angucken. Erntge darf sich jedenfalls elf Tage lang in nichts einmischen! Nur aufpassen, dass keiner bei stirbt. Das wird bestimmt toll. Und am herausforderndsten natürlich für Erntge. Diese gerissenen Halbstarken: statt sich selbst, fordern sie Erntge heraus. Die will jedenfalls planmäßig annehmen und abgeben.

Schaum und Scheune.

Monday, July 25th, 2016

schwein
Vor der Scheune ist nix los. Es ist zu früh. Trampolin springen geht magentechnisch noch nicht. Es kribbelt nur kurz, um dann sehr kräftig zu flauen. Uiuiui, lieber nix riskieren so früh am Morgen.

Kalle hat schlechte Laune. Er quängelt laut über den Platz und kann schwer fassen, dass Vati nur mit dem ollen Pfandflaschen rumklimpert, statt ihn in den Arm zu nehmen. Vom Baumhaus aus ist gut sichtbar, wie genervt Vati immer größere Kreise um den weinerlichen Sohn zieht.

Die Luft ist herrlich. Die Sonne wärmt schon und kündigt einen weiteren Sommerbadetag am Waldsee an. Wohlige Seufzer gegen Kühe und Feld.

Hannes stolpert ins Bild. Er checkt das Schweinekarussell, probiert einen Hula-Hoop-Reifen, lässt sich voreilig vom Saltospringer auf dem Trampolin abschrecken. In den Waschzuber kommt er nicht rein. Auch keine spannenden Funde an der Feuerstelle. Plötzlich ein Grinsen und Schwung im Gang: der Kicker ist endlich frei!! Auf halber Strecke plötzlich halt. Ist noch keiner da zum kickern. Kack.

Ein größeres Kind hat die sticks zum drumset gefunden und macht so rum. Es scheppert verhalten und in Erntge zuckt’s nur so. Plötzlich hat sie wieder ungemein Lust auf spielen. Dass sich der Bengel so bitten lässt, nervt fast. Es ist nicht heldisch, kurz und wenig beeindruckend was dann kommt. Aber macht so Spaß! Alles wirkt auf einmal möglich an diesem verkaterten Morgen auf dem Sommerfest in Jabelitz. Ab jetzt Sommer.

Ernt’n’Ernst.

Thursday, July 14th, 2016

blog
Ernst: Erntge, so wird das nichts. Los tacker alles zu. Nimm den Akkuschrauber, die Schotten müssen dicht, man.
Ernt:   Ja. Muss das sein?
Ernst: Das muss! Du hast den ganzen Quatsch sonst sofort wieder drin.
Ernt:   … auf ist auch irgendwie schön. Ich bin total verliebt in auf.
Ernst: Toll, aber ey, das hier ist die Welt.
Ernt:   Meinst du nicht, es geht auch beides? Am besten in Balanz?
Ernst: Nee, echt. Ich seh doch, deine Stirn knittert sich schon wieder einen ab. Das scheiße!
Ernt:   Dann war’s das, oder was. Kann ich nich wenigstens ab und zu?
Ernst: Das zu schwer.
Ernt:   Nein. Das geht. Ich überleg mir wie.

Zebra, Esel & Zesel.

Tuesday, April 12th, 2016

zebras

Kann sein, dass es der luxuriöseste Zustand von allen ist. Morgens ist jetzt später. Und immer mit Musik und Buchstaben und die einzige Anstrengung besteht darin, sich klarzumachen, dass tatsächlich kein Termin im Nacken hängt und dass das gut ist.

Und mittags ist jetzt noch keinen Hunger haben und Leute treffen. Erntge trifft wieder zufällig Leute auf der Straße! Die haben jetzt alle noch mehr Kinder und/oder geheiratet und/oder kaufen Häuser. Da geht man einmal arbeiten, ey… naja. Nachmittags ist entweder Weltgeschehen oder penn und abends ist immer am schönsten, weil doch die anderen so früh schlafen gehen und Erntgi dann die Nacht mit ihrer Stille für sich hat.

Sabbat ist hervorragend! Erntge kommt endlich wieder zu sich. Und zu Erntge kommt wieder die Polizei an Samstagen. Das war lange nicht und geht noch so bis Montag. Dann wird alles ganz anders. Alles. Ganz. Anders.

Übrigens: Das Zebra ist das größte Wildpferd. Der Esel ist ein Lastentier. Die Streifen des Zebrafells sind schön schwarz-weiß: das vermittelt Klarheit, Kontrast und ermuntert zu eindeutigen Entscheidungen. Beim Esel variieren die Fellfärbungen vage (grau, graubraun, rötlich) und bei den Bremer Stadtmusikanten stellen sich alle anderen Tiere auf den drauf. Zesel gibt es auch. Die heißen Zebroide.

Schnall ab!

Sunday, April 3rd, 2016

gürtel
Der Fachmann erklärt Erntgo die Nähmaschine: … hier Gas, rückwärts, Faden oben Faden unten, nee, nich so schnell. Erntges erstes Nähstück ist kein Seidentaschentuch, sondern ein ausrangierter Feuerwehrschlauch. Daraus wird im Handumdrehen ein schnieker Gürtel. Wegen der ewigen Flüchtigkeit und weil wir unser Herz nicht an Material hängen wollen und weil wir überhaupt alle Trophäensammelungen hassen: wird der sofort verschenkt. An den Feuerwehrmann natürlich.

Es klappert im Karton.

Sunday, March 13th, 2016

blog?
Erntges Kopf ist eine graue Umzugskiste mit gigantischen Ausmaßen. So acht mal zwölf Meter. Mindestens. Das Material ist Hartplaste. Schlecht für die Umwelt, nichts bleibt dran haften und drinnen findet sich kein Mensch zurecht. Eine Eintrittskarte zum angesagten Club der schönen Mütter suchst du zwischen Bananenschalen, Tippexmaus und Spritzbesteck vergebens. Der Rest des Körpers verschlafft so unter dem Gewicht. Und weil Erntge also ständig blind gegen alle Wände donnert, ist Fortbewegen nur sehr eingeschränkt möglich oder sieht affig aus. Beim Silly-walks-Contest an der Bushalte gibt’s Lachkrampf und sofort Muskelkater! Erntge weiß nicht, wie lange das noch so soll. Dreißig Gepäckkilo sind im Flugzeug erlaubt. Wahrscheinlich muss tatsächlich alles mit, damit der meiste Quatsch ganz oben im Himalaya bleiben kann. Okay.

Die goldenen Fehlfarben

Saturday, February 27th, 2016

peter hein

glauben scheinbar auch nicht mehr an Rock’n’Roll und sind jetzt beige, altrosa und gedeckt dunkel. „Die hätten hier bestuhlen sollen“, denkt Erntge noch und ist bitter. Wo ist das Quietschgelb, das Neongrün, das krasse aggressive Rot? Wieso beißt ihr Peter Hein nicht endlich ins Ohr? Scheuert ihr seine eckigen Töne ins Gesicht? Und diese abgrundtiefen Texte? Das gibt’s doch nicht, eben probiert Enna zum „Club der schönen Mütter“ Walzer tanzen und das klappt auch noch. Kopfschütteln. In Zeitlupe auf einem Zeitlupenkonzert.

Danach wirkt Hein erleichtert, steht überheblich in der provinziellen Nacht und lässt sich herab: „Wut? Nee, Wut ist definitiv vorbei. Jetzt ist alles egal.“ Bitte? Alter! Erntge ist sauer und hakt sich woanders unter. „Würde ist nicht nur Substantiv, sondern auch Konjunktiv, don’t forget.“ Ja man, Erntge versucht’s ja!