Archive for the ‘gegenwärts.’ Category

In Bahnen im Kreis.

Thursday, October 12th, 2017


– Nein, Erntge. Das ist kein Blut. Die Flasche muss defekt gewesen sein, der Boden ist abgesprungen als du oben gedreht hast– das ganze Wasser ist direkt auf dich drauf. Ja, Wasser. Is dunkel, deswegen siehst du’s nicht. Ja. Kalt auch. Nein, nein, keine Scherben, leg dich wieder hin. Komm her zu mir, hier ist noch trocken. Schlaf weiter, Erntge.

– Nein, das ist kein Blut auf deiner Windschutzscheibe. Starkacke ist das. Du bist doch eben direkt durch diesen Megaschwarm gebrettert, weißt nicht mehr? Das war ein Geklapper, Wahnsinn! Die Stare, die sammeln sich doch jetzt im Herbst hier auf den Feldern, die machen sich startklar für den Abgang in den Süden. Ja, Stare. Quatsch, nix gebrochen, mach den Scheibenwischer an, guck!

– Ja, das ist Blut, Erntge. Aber nich deins. Der Typ ist direkt in dich reingebrettert mit seinem Fahrrad, was fürn Idiot. Ja, ja, auf den Bordstein ist der geknallt, aber kiek, er muss in den Blaulichtwagen, nicht du. Komm, ich trag dein Fahrrad nach Hause.

– Ob das Garuda ist, der da mit dir fliegt? Keine Ahnung, sieht bisschen so aus. Kannst du hören, was er sagt?

Chimäre. Verzückung. Fall. – Und jetzt?

Friday, September 8th, 2017


Das Morgen hatte sich Erntge anders vorgestellt. Fröhlicher, trubliger, immer so mit latentem Schmetterlingsgeklapper im Bauch – und alles neu. Ein bisschen Angst, klar, aber man kennt sich ja inzwischen und grüßt freundlich. Ob Erntge das noch mal hinkriegt mit den Erwartungen?

Es kam also alles anders. Unten aufschlagen bedeutet nicht gleich Erdung. Manchmal ist es das Gegenteil davon und das Aufrichten langwierig. Zeit ist gut und Freunde sind gut. Verkriechen ist gut und irgendwann doof. Also: kurz schütteln, Krone wieder auf und weiter.

Was sich Erntge noch fragt: wer gewinnt das nächste Match. Die schöne Illusion oder das schnöde Trugbild? Feine Träumerei oder fiese Täuschung? Zauberland oder Irrtum? Erntge muss sich träumen trauen.

a.

Wednesday, July 19th, 2017


i put my enough of living

in catching the essence

of the knowledge: i’m a.

now i speak to the not simple and not.

Brux.

Thursday, June 22nd, 2017

Hi. Mein Name ist Brux. Ich bin ein krasser Typ. Ich setz mich nicht, ich dominiere Mobiliar. Ich hinterlass Eindruck. Auf Stühlen, auf Bänken, auf Fußböden.

Was ich mag: alles Enge. Gequetschtes! Ich drücke meine Freunde und Feinde bis wir verschmelzen. Ich drücke nachhaltig. Alle Frauen unter mir sind platt. Mein Fetisch: verdeckte Kleinkinderwasserrutschen, in die man mich hineinstopft. Es geht nicht vor und nicht zurück und das Pressen beginnt, bis die Halsschlagader pulsiert und ich nach Luft schnapp. Geil. Ich liebe alles Zwanghafte und Geschnürte. Was sich nicht bewegt, hab ich unter Kontrolle. Ich benötige nicht, ich nötige. Jaaa! Kanten! Ich liebe Kanten und blaue Flecken und beim Autofahren stecke ich manchmal meinen Kopf links aus dem Fenster und betätige dann den elektrischen Fensterheber bis ich würg.

Was ich hasse: alles Wabernde, Amorphe. Und Gedichte. Mein Albtraum: gefangen in einem Raum voller Esotheriker. Orange-getünchtes Licht und Yoga und dann noch irgendwo so eine peinliche Buddha Statue oder Gandhi Fotografie. Schlaffkoscheiße! Am besten noch hier… mit Räucherstäbchen, Päh. Ich hasse alle Reformschulen, Engel in Gärten und die Spacken in den Wellness Oasen.

Ich habe viele Fans. Ne Menge Leute liken mich auf den angesagten Plattformen. (haha, „Platt”-formen!) Meine Leute heißen Bruxisten. Manche Spackoärzte halten Bruxismus für ne Krankheit oder so, die peinlich therapiert werden soll. Alles Schwachsinn! Bruxisten, das sind die einzigen, denen es noch um was geht im Leben. Die Biss haben, man. In dieser ganzen verschissenen Schwachmatenscheiße.

Because recklessness is the only fist to throw at nothingness.*

Monday, May 8th, 2017

Schemen lähmen.
Hälse wagen.
Lahme nehmen.
Erntges klagen.
Nicht.
Warten, warten, ab in Garten
Wär doch Temperatur!
Lesen, lesen, nichts gewesen
Traumhafte Fabulatur.

* Foer, Jonathan Safran, Here I am, Penguin Books, 2017, p.387

„Das verbittere ich mir.”

Monday, April 17th, 2017


Jonathan Safran Foer steht neben Erntge, als die beiden Fahnen gehisst werden. Die obere repräsentiert die Insel Poel, die untere das Ostseebad und mit ihnen schwingen sich jetzt die genau zwei Akkorde des Heimatliedes in den aufgeregten Osterhimmel. Der Schnauzbart posaunt Winkel und Fahnenabrieb bei Wind. Erntge versteht nix von Mathe und als sie kurz schwach in sich zusammensackt, packt sie Foer und schüttelt: „Hier! Hingucken! Mitmachen! Das ist der Stoff, aus dem meine Bücher sind. See the parallels to stetl? Hier kannste live dabei sein, Erntge. Nich immer nur geschützt liegen, ausgeliefert steh doch mal!”

Erntge versucht. Echt. Kampfberechtigt. Siegerteam. Der Ostseewind pustet erst das Heil Ei auf 10,45m und dann alle Gäste in den Kronensaal. Hier steht die Luft. Und es glitzert von der Wand. Das Gift in den Geschichten der Gastgeber absorbiert Erntge so gut sie kann filtert und filtert und stinkt schließlich, dass sich alle Nasen rümpfen. „Jonathan, I don’t get it… what’s just happening here?“ Doch Foer steht gar nicht zur Verfügung! Skizziert mit weit aufgerissenen Augen die Tafel. Er steckt fest: er betrachtet fasziniert das Mädchen im Hochzeitskleid, das jetzt von der Gesellschaft mit Kakerlaken beworfen wird. Ihr Lächeln ist Metall. Die Biegung steht fest. Der angehende Bräutigam lächelt dünn und schiebt eine Ausreißer-Kakerlake wieder Richtung Mädchen.

„It’s a play isn’t it? I mean, it’s not real, is it?“ Erntge sieht in die vertrauten Gesichter. Das Offenste ist zu und schweigt schön. Das Klügste zeigt Erntge die Falte, in die ganz klein alle Spielregeln gekritzelt sind und zwinkert vergnügt. Das Vernünftigste trinkt so schnell, dass es schon leuchtet. Endlich kommt Foer und lächelt heiter. „Of course it is. Like everything is. You know that. So what’s the big deal?“ Ähm, also mitspielen? Passiv abnicken. Dass niemand stinkende Leute mit Knitterstirn mag, das weiß sogar Erntge. Wer macht das Fenster auf?

Brüll-Gorilla.

Tuesday, March 14th, 2017


Wenn es einen Grund gibt, warum Erntge dem dumpfen Brüll-Gorilla endlich wuchtig gegen das Schienbein tritt, dann diesen: Erntge hat das überbordende Privileg, stets von einer Handvoll achtsamen und wohlwollenden Menschen umgeben zu sein, die sich für Erntge das Beste erhoffen und sie stärken wo es geht. Danke! Soll er sich krümmen und möge es Gehirnzellen über ihn regnen. Affe.

Klar sehen.

Tuesday, January 17th, 2017


Where do we live? – Earth, earth.
How did we get here? – Birth, birth.
Why do we stay? – For what is worth.
What is worth? – Time, time, yours and mine.
When do we start? – Now, now, how about now?
Ok. How?*

Familiär ist dieses ewige Kreisen worum es geht. Gehen kann. Gehen soll. Muss! Das fühlt sich immer öfter eckig an, eirig gar. (Und da merkt man schon am Wort, dass das manchmal schief geht.) Die Klojahre sind lang verjährt. Auf Klo folgt Entkeimung, Sterilisation und Enthärtung. Alles zielt auf Reinigung ab. Zwischen Yogaseilen und Cassia Fistula hofft Erntge auf etwas Klares. Etwas Einfaches: eindeutig, gelöst, hell, natürlich und bestimmt. Erntge weiß, dass dafür wichtig ist, wie man sieht.

*Von Brandon Miller. Auf Sarsaparilla: Everyone seems so familiar.

Haben Sie alltagsrelevante Fähigkeiten?

Sunday, October 9th, 2016

sei-kein-frosch
Zwischen Tanzschritt und Theke findet Erntge einen Schatz. Auf 48 dünnen und recycleten Seiten wimmelt es Fragen für alle. Schöne. Welche, die sich um Ecken schmiegen. Einige davon brauchen länger und machen dann knack:

Wollen Sie weniger sehen als Sie können oder müssen?
Hat alles schon richtig angefangen?
Wie viele Tabs sind offen?
Wofür sind Sie ganz allein verantwortlich?
Kämen Sie gern ohne Körper aus?
Ist es gut, dass es Umgangsformen gibt?
Geht’s noch?
Wurden Sie ausreichend auf das Erwachsenenleben vorbereitet?
Amüsieren Sie auch Ihre dunkleren Gefühle?
Wie stehen Sie zu Überdruss und Hoffnung?

Erntge denkt an jemanden, den sie wiedersehen möchte. Schon lange. Dessen Antworten auf einige dieser Fragen würden Erntge wahrscheinlich entzücken. Vielleicht sogar eine Lücke füllen. Aber ach. Diese Person ist Lichtjahre entfernt und ein Frosch.

Musik, Leben komplex.

Monday, October 3rd, 2016

to%cc%88ne
Aus dem Gerät schweben Töne wie Ideen. Schön und schief. Altes, ganz Altes, Stabiles, Postmodernes und das, wofür es noch keine Schubladen gibt. Stadt verlassen? Mit wenigen mehr werden? Lumpen weg, let’s fetz mit Kuscheltierchen. Helle Noten auf dunklem Blau: 4 Zahnreihen blitzen. Und hier, Fähren buchen, egal, der Rest ergibt sich. Tage, die mit einem von Bachs Psalmen beginnen, können übrigens ganz übel enden. Mit Misanthropie zum Beispiel und zu vielen Orangensäften. Mit Ennui sogar. Mit Überarbeit. Was dann an die Ohren geht: wo nämlich Lübzer rein- und Alster rauskommt, da knurrt jemand in sein Glas. Auf dem Dorf gibt es das nicht, da ist Ruhe. Kein Artamanengespräch wird hier verpasst oder ausgelassen. Auf welche Schule soll nur Hellrun? Los, dreh lauter!