Archive for the ‘gegenwärts.’ Category

Essen ja, aber viel später!

Sunday, February 7th, 2010

Erntgo hat mal was ganz anderes gemacht. Und das war so ziemlich der Oberhammer. Fühlt sich jetzt alles an wie neu, so volle Kanne zen. Kredenzt wurde die Kanne im LU, dem Kulturschuppen von Nantes, wo es Sterntaler regnet, zum Beispiel wenn Blixi da ist und das Planetensystem mit seiner Stimme nachstellt. Aber nun endlich zum Hammam. Erntge wusste ja lange Zeit gar nicht, dass es das da gibt, im LU. Aber nun ist es endlich klar: die Dampfschwaden aus von da umme Ecke kommen vom türkischen Dampfbad, was sich unter der Tanzfläche des Etablissements befindet.

Und es geht so: man braucht 2-3 Freundinnen. (Kerle sind verboten. Außer Donnerstag abend, glaub ich.) Mit denen geht man da also hin und schlüpft in einen Bademantel, um den gleich wieder auszuziehen: im Dampfbad. Wenn man dann irgendwann den Nebel durchschaut, bemerkt man die Tropfen, die erst von der Decke und später von der Stirn und noch später von überall tropfen. Gegen tropfen hilft duschen. Oder Füße in kaltes Wasser halten. Und ganz wichtig: schrubben! Mit Kese, nich Käse. Den ganzen abgestorbenen Hornhauttalgkrepel: ab. Weg damit.  Reinigen, schwitzen – und Tee trinken dann im easy-entspannten Erholungsbereich. Tolle Sache. Nicht fehlen dürfen natürlich Mädchengespräche über Jungs und Antifaltencremes und biologische Uhren und so Zeug. Großartige Erfindung.

Und weil Hammam wie Dauerlauf bloß ohne Dauerlauf wirkt: danach schön essen gehen! Zum Beispiel St. Jacques Muscheln, oder Kalb und  auf jeden Fall Schokotorte mit Eis. Hammhamm!

Cécile.

Friday, January 29th, 2010

Und da lacht sie mich also an mit ihren wunderbar klaren blauen Augen. Alle Sachen, die sie noch besitzt, liegen fröhlich gefaltet im Koffer auf dem sie hockt. „Mach mach mach!“ lacht sie mir zu: „Vas-y, fonce!“ Und im Schein der Kerzen, mit all dem Rotwein im Herzen, kommt es mir vor, als wäre es wirklich so einfach. Einfach machen. Punkt.

(Tanzen am besten in roten Schuhen.)

Was ist es?

Sunday, January 24th, 2010

Riecht gut. Schäumt. Macht warm. Leben erträglicher nach Suff. Rosa. Bücher klebrig und danach sieht man nüscht mehr im Spiegel. Alle sollten es haben!

Mit passender musikalischer Begleitung natürlich: Klick und Hör!

Berufswunsch Mäzen.

Friday, January 15th, 2010

facesWas Erntge später ja auch werden könnte wär Mäzen. Mäzenin. Ehrlich, das wär doch der ideale Job: bis inne Puppen penn, ab und zu bisschen telefonieren, gern immer eingeladen werden zu Teechen oder Schnaps. Ständig Leute kennenlernen, die Kunst oder sowas machen. Die schmeicheln einen dann auch ständig zu mit allerhand Kompliment und erzählen Geschichten, über sich, gegen sich, über andere, über diese ganze verfluchte vermarktete Kompostmoderne! Erntge hört sich das dann immer lächelnd an, macht hie und da ma n flotten Spruch, (zitiert zum Beispiel Tolstoi: Was ist Kunst? – Eitle Kurzweil müßiger Menschen) und zückt denn das Portemonnaie. Aus Mitleid oder weils fetzt. Denn Erntge wär auf jeden Fall ne Supermäzenin! Würd sich nämlich immer auch hinreißen lassen und beflügeln. Wie letztens in Dingens. Da war Erntge überrascht und klatschte vergnügt in die Hände. Freundin Jenny hat nämlich kräftig aufgedreht und eine heiße Sohle aufs Kunstparkett gelegt. Respekt! Auf dem Teil ihrer Kunst, der jetzt Erntge gehört, sieht man übrigens die vier Jahreszeiten: eins: Kindheit, zwei: Pubertät, drei: Zwischen 35 und 65, vier: Danach.
So. Nur Vorteile, alles easy, Zukunft also geritzt? Nein, meine Lieben, so einfach ist es leider nicht im Leben. Der Haken an der Sache ist folgender: eitle Kurzweil müßiger Menschen kann nur kaufen, wer Geld hat! Unfair aber wahr. Vermögen als Einstellungsvoraussetzung. Unberüttelbar als hard skill definiert! Schotter hat Erntge aber nich. Also wirdse was andres. Musse.

Toll’o’dent.

Friday, January 8th, 2010

schlitten

Jetzt also nur noch Tollodentes. Und zwar nicht nur mit dem neuen Raumschiff für die Zähne. Sondern überhaupt. Alles! Ab jetzt.

Die Klojahre, dies dösig-düstere Doppelnulljahrzehnt: aus, vorbei, schon vergessen. Deutschebahnkatastrophen, verkackte Weihnachtsfeste und Emotionsverirrungen aller Art hat’s nie gegeben. Radios mit schlechter Musik werden von nun an zerkloppt. Mit dem Vorschlaghammer oder was eben grad da ist. Und zerfetzt’s die gute Hose beim Halsbruchgerodel: umso besser! Wird nachgekauft, die Grundlagen von Konsum hat Erntge drauf. Weiter Geist, aber keinen Braten mehr.

Damals, und das ist längst verjährt, hatte sich Erntge in klassischer Jahresendzeitstimmung sattgesehen, -gegessen und –gehört. An Augen, Tonnentieren, Tömmern die warten. (Auch Explosionen im Himmel.) Hatte sich heiß geredet, weg geträumt und viel berauscht. Das war toll. Im Rudel ging’s nämlich in den Winterwald: alte und neue Gesichter halfen beim Fetzen ins Jetzt. Viel Schnee war im Spiel. Und diverse Schlitten. Ferner Gejuchz und Schneefontänen zwischen den Zähnen. Und geschüttelt hat Erntge auch kurz das ergebnisorientierte Diskutieren der anbeien Naturwissenschaftler. Hui! Na Erntge wird wohl noch ein Weilchen am Versteckspiel mit dem originären Gedanken hängen, das mit dem Ergebnis wird weiter vertagt. In der Zwischenzeit werden Entscheidungen getroffen.

Und jetzt also zu uns, Du grünes 2010: Es zuckt bereits! In den Fingern. Und in den Füßen auch. Ein bisschen Mut brauch ich. Das mit der Heiterkeit krieg ich wahrscheinlich selbst hin. Sechs Buchstaben sinds, immer deutlicher tanzen die hinter meinen Augen Polka, kurz vorm Einschlafen, kurz nachm Aufwachen. Jetzt noch schnell Schneemann gebaut mit dem herzigsten aller Neffkes und dann geht’s zurück nach Nantes. Nach Nantes. Und hier schneit’s vier Tore zu.

Maschine, Hamlet, Schwein, Katz.

Sunday, December 13th, 2009

Manche Wochenenden holpern, poltern, rattern. Da ist man kaum angekommen im Freitag Abend, klingelt der Wecker auch schon den Samstag ein und katapultiert direkt in die Hamletmaschine. Kawomm, zack, da. Bei Heiner Müller nämlich und Yves, der egozentrisch Gruppengefühl verkackt, was er aber braucht für diese Partitur, die ihresgleichen wahrscheinlich vergeblich sucht, malgré les Neubauten. Ein Stimmenwirrwarr soll es werden: Geschlecht, Sprache, Identität, Intensität, Wahrheit – alles purzelt wild durcheinander und formt und verliert sich in Referenzen und Echos. (Erntge schreibt wieder so komisch? Aber ja, mes amis!!!)

Zwei Deutsch-, zwei Französisch-, dazu drei Geräuschstimmen: hier zischt’s und rappelt’s mächtig:

Je suis Ophélie. Que la rivière n’a pas gardée. — Krrrr Krrrr Krrrr — Höre die Welt ihre Runden drehn das ganze fickende Universum — Chch — En copulation — Dreitakt Takt — I the prince killing king — + — (Deuxième clown dans le printemps communiste) — Mhm Mhm Mhm Mhm — Fleisch und Fleisch gesellt sich gern.

Und mit großem Fragzeichen über den Köpfen fahren wir nach Rennes, zum fünfstündigen Festtagsschmaus: alle Gänge und immer neuer Wein. So ist das hier nämlich und wer sich nach Mitternacht vollgefressen und/oder besoffen nicht mehr bewegen kann, steht auf und hebt das Bein zum Tanz. Alle in Bewegung gegen die Fress- und Alkoholnarkose: im Duo im Trio im Quartett, fünf sind wir. (Zählt die Katze?)

Da entsteht eine Tanzfläche, auf der entstehen neue Welten: zwischen den Polen pusten wir Schiffe et le vent nous portera. Bis auch der nicht mehr kann, selig kullert’s sich in die Horizontale. In die sich auf leisen Samtpfoten das herrlichste Wesen gesellt. Erst schüchtern testet und sich schließlich unbefangen breit macht: hinter, vor, neben, auf Erntge. Und schnurrt und knarzt und sich was zurechtkuschelt was mich entzückt. Liebes Kätzchen, komm morgen mit zu mir, lass uns das immer haben.

Am nächsten Morgen singt kein Vogel doch in meiner Hand das Katzengesicht. Kaffeegeruch wischt die letzten Fetzen der anderen Welt fort, die hat es nie gegeben. Aus der Küche brummt es munter, schnattert schließlich und mir scheint, die Mauz ist schon lange vor mir aufgestanden. Heiterkeit und Faxen und schon steuert Erntge einen Wagen, dessen Namen sie nicht kennt. Der matt-selige Dämmerzustand der Autofahrt wird ersetzt bevor er uns klar geworden ist, denn schon sitzen wir wieder bei Heiner und Yves, zwischen Menschen, die wir nicht mehr kennenlernen werden:

Ich stand an der Küste, im Rücken die Ruinen von Europa, und redete mit der Brandung blabla. — Viande qui se ressemble s’assemble — La hache encore dans le crâne — Tcht — Ch — Was geht mich deine Leiche an — La femme à la tête dans la cuisinière à gaz — Ophelia.

Es wird eine Aufführung werden, am 18. Januar, das Programm ist bereits gedruckt. Erntge mag sich nicht mehr wundern jetzt, das verschieben wir auf’s nächste Jahr. Und jetzt schlafen.