Erntge kannte mal einen Limerick; da ging’s um einen der sich fragte, ob er das zänkische Weib Xanthippe besser in den Bosporus stippe. Und das war alles: vage Ahnungen und ein paar alte Geschichten der Lateinlehrerin… fern und wenig konkret. Und jetzt? OHA, alles anders, denn Erntge war in Istanbul! Der Bosporus, meine Damen und Herren! Der lebt. Wellt und heitert munter vor sich hin so zwischen links Europa und rechts Asien und unten Marmara- und oben Schwarzes Meer. Das ist eigentlich ganz schön krass. Und sehr aufregend auf den Fähren in alle Richtungen.
Und dieses Istanbul! Metropole auf zwei Kontinenten, aktuell Kulturhauptstadt und hinter Mumbai bevölkerungsreichste Stadt der Welt. Istanbuls Geschichte reicht bis in die Antike, ist griechisch, römisch, osmanisch, türkisch. Diese Stadt, in der es mehr Viertel als Minarette gibt, ist riesig und voller Gegensätze. Man findet alles in Istanbul: Protz, Prunk und Pomp natürlich. Mehr Dreck, Lärm und Chaos. Wolkenkratzer gibt es und eine sterile Metro und Wasser und Berge und Armut. Wie im Rausch klappert’s sich durch den Teerverkehr, in Taxis und in Dolmuş’ und immer geht alles ganz schnell und mit Huperei. Busfahren ist sehr schwer. Dafür gibt es jede Menge Temperatur. Der Englischschlüssel ist kein generaler! So viel Leben und Input: unbedingt hin da und wegfegen lassen!
Der Bosporus verbindet das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer zwischen Europa und Kleinasien. Er ist ungefähr 30km lang. Zwei große Brücken führen drüber. Eine Bootstour drauf ist super, kostet 20TL und verspricht Wind umme Nase und bronze Haut. Kurz vorm Schwarzen Meer (A. Kavagi) kann man die Reste einer Burg erklimmen und diesen tollen Ausblick genießen. Bier trinkt man denn zum Beispiel da:
Es staunt sich nicht schlecht in der Hagia Sophia, dem letzten großen Bauwerk der Spätantike: die Hauptkirche des byzantinischen Reiches von höchster Bedeutung für die orthodoxe Christenheit wurde mit der Eroberung Konstantinopels (1453) zur osmanischen Hauptmoschee. Heute ist die Hagia Sophia ein Museum, in dem man die gesamte Geschichte des Bauwerks sehen kann: viele muslimische Elemente wurden erhalten und einige christliche Elemente wieder freigelegt.
Nummer Eins auf der Todo List jedes Touristen ist der Topkapı-Palast: hier haben die Sultane zu Zeiten des osmanischen Reiches gewohnt, gewaltet und gepoppt. Im Harem, is klar. Auf dem Foto überlegt sich ein gealterter Tourist bestimmt grad, wie es sich damals hier so als Sultan gelebt haben muss mit dieser beispiellosen Panorama-Aussicht auf den Bosporus auf 69 Hektar so mit bis zu 5000 Leuten. Oder?
Das mit dem Harem ist ja irgendwie total spannend! Hier lebten also die Frauen der Sutane. Die Sultanmutti, die osmanischen Prinzessinnen, die Hauptfrauen, die Konkubinen, die Haremsdienerinnen, -schülerinnen und -sklavinnen. Am meisten Einfluss hatte natürlich Mutti, wie überall, sie übte zusammen mit Lieblingsfrauen vor allem im 16. und 17. Jahrhundert entscheidenden Einfluss aus. Die Kinder des Sultans wohnten übrigens auch im Harem und im Kamin eines Kinderzimmers kann man noch schwach die Logos der damaligen Fußballclubs sehen. Wenn eine Haremsbewohnerin auf dem Rücken lag, hatte sie eigentlich ne ganz gute Aussicht, könnte man meinen:
Überall in Istanbul rennen wild Katzen und Hunde rum. Auch vor den Wolkenkratzern oder auf dem Unicampus. Die tun nix und pennen die ganze Zeit. Mitten im Weg. Manche sehen echt mitgenommen aus, zerfetzt. Andere sind mopsfidel und reproduzieren sich heiter. Gebellt wird selten, gegen den Straßenverkehr zieht selbst der Bär unter den Hunden (!) oder der Tiger unter den Katzen den Schwanz ein.
Und irgendwie isses dann aber auch wie in Kreuzberg. Backgammon spielen, Shisha rauchen, Kaffee trinken und Arbeit nich so ernst nehmen.