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Ein Sommerglück.

Monday, July 20th, 2015

weit

An die Tür klopft ein großes Sommerglück. Strahlt golden aus Peter Maffay Schnulzen, klatscht entzückt in wogende Wellen und schmeckt nach Weißweinschorle. Zwischendrin trommelt sich einer die Hände blutig und es gibt Pizza mit allem was schmeckt. Ein improvisierter Weitsprungwettbewerb am Strand verbildlicht es: wir sind fit, bereit und wollen weiter.

Nowness. Immer noch.

Wednesday, July 1st, 2015

mohn
Seit Erntge morgens mit dem Fahrrad zur Schule fährt, also vorbei an den Feldern mit dem leuchtendsten Mohn, den schönsten Kornblumen und der duftendsten Kamille der Welt, und immer so an der Ostsee lang in dem Moment wo alles langsam erwacht, also wenn Möwi noch verschlafen schon mal ein Stück mitfliegt und auf die schöne Steilküste zeigt, die von der Welle so angeschäumt wird und wenn die Kühis noch so auf dem Feld abhäng und penn, wenn die Sonne schon wärmt und die Luft so unendlich klar ist und die Sicht bis Fehmarn freigibt, also seit Erntge das so überglücklich macht, seitdem ist Erntgos Auto kaputt. Ha! Ich sag ma pfff.

Es ist nicht Helge in schön.

Tuesday, June 30th, 2015

chilly gonzales
Aber wer ist es dann?

Er ist jedenfalls Godfather of irgendwas. Erntge glaubt, das irgendwas ist irgendwie neu. Das gibs noch nicht. Da gibs noch keine Schublade für, oder eine so verstaubte, dass die kein Mensch mehr kennt. Um ihn zu erleben, muss mensch in eine angesagte Hansestadt. Die ist groß und freundlich und alle Hipsters aus allen Straßencafés schauen einem dort offen in die Augen.

Er, um den es geht, kommt da also auf die Bühne und schon springt das Herz. Eine ganze Laeiszhalle bebt kurz. Das Klatschen erinnert Erntge an Ostsee bei Starksturm. Also: steht er da mit seinen schönen Haaren, im ockerbraunen Bademantel und lächelt charmant – zu seinen Füßen ein ergebenes Publikum.

Der Godfather of irgendwas Neues beginnt als Klaviervirtuose und verzaubert zärtlich sein Instrument. Alle träumen dabei was anderes. Erhaben. Was in den folgenden zwei Stunden passiert, ist immer überraschend und schwer zu beschreiben. Der Godfather of irgendwas Neues jongliert mit Tönen und Worten, die allesamt originell sind und Spaß machen. Er ist Entertainer, Diva, Punk, Linguist, Musiktheoretiker, Lehrer, Historiker, Rapper, Pop-Ikone, Poet, Rockstar, Kumpel, Tourist, … alles.

Am Ende ist das Publikum vollkommen durcheuphorisiert. Im Kopf kein Platz mehr für nichts. Wahnsinn.

Autsch.

Tuesday, June 23rd, 2015

harrrr
Gegen die gespeikten Tonnenräder hatte sie eigentlich keine Chance. Auch ihre Schnelligkeit half wenig und auch nichts, wie überraschend sie in die Kurve preschte. Der Moment war kurz und heftig. Und für sie der letzte. Ihrer Wut über diese Ungerechtigkeit, ihrer Verzweiflung über die zerfetzten Leidgenossen auf den Dorf- und Bundesstraßen Richtung Ostsee, ihrer gesamten zurechten Empörung darüber, konnte die schwarze Katz dennoch Ausdruck verleihen, als sie eben in diesem Moment in einem letzten Katzkraftakt ihre scharfen Krallen in Erntges Schulter bohrte und zwar ganz kurz bevor es so fürchterlich ratschte. Erntge hasste sich und lehnte sich so fest wie möglich in den Fahrersitz. So als könne ihr Schmerz den Moment ungeschehen machen. Ein Quatsch. Sieben Tage und sieben Nächte lang litt Erntge. Dann ging sie zu einem Mann mit Hammer und Meißel. Der knackte und krachte ihr schließlich die Krallen aus der Schulter. Erntge weiß, dass es jetzt vorbei ist und versucht, die Welt weiter so zu sehen, wie sie ist.

Murmeln.

Saturday, June 13th, 2015

ostsee
Ausgestreckt auf einer unschätzbaren Anzahl von Sandkörnern hieft Erntge das schwere Kind aus ihrem Kopf. Weil schwere Geschütze gegen schwere Kinder immer versagen, versucht es Erntge mit Murmeln, ganz kleinen. Das freundliche Rauschen der Ostsee begleitet das Unterfangen. Erntge wünscht sich, dass es klappt, weil das schwere Kind so viele Synapsen besetzt, die Erntge gern für Anderes hätt. Es soll weg. Weil das schwere Kind so wenig versteht, beginnt Erntge das Murmelspiel.

Auf den Tisch des schweren Kindes legt Erntge Murmel no I. Es ist Jacques Palminger darin: er hockt auf einer Bühne mit sündhaft teuren Schuhen und erzählt dem Mikro in seiner Hand Geschichten über sich. Wie er sich an der Ampel auf die Straße legt, um den kleinen Zettel zu lesen, der am Pfahl klebt. “Rufen Sie nicht an!”. Die Murmel rollt über den Tisch des schweren Kindes, seine Augen folgen ihr und ihrem bewegten Innenleben. Fertig. Murmel liegt still. Was Neues.

Erntge legt Murmel no II auf den Tisch. Darin sitzen zwei Menschen neben einem Schiff, das auf Sand steht. Sie bekleckern sich mit Falafel und nicken viel. Diese Murmel rollt über den Tisch des schweren Kindes, Möwengekicher ist zu hören. Schwere Kinderaugen folgen der Kullermurmel. Das schwere Kind will mehr sein, es legt den schweren Finger auf die Murmel – sie steht.

Erntge versucht Murmel no III. Es ist eine große und ihre Farben sind freundlich und klar. Alle elf Erzählungen aus Andreas Stichmanns’ “Jackie in Silber” (mairisch verlag, 2008) finden darin gleichzeitig statt. Originelles Scheitern junger Herren, sehr unaufgeregt. “Nicht viel ist passiert. Vom Mond aus muss es aussehen, als wäre noch viel weniger passiert.” (S.46). Das schwere Kind gähnt. Endlich beginnen seine Verlegenheits- und Überbrückungsgesten. Es steht schließlich auf, meckert. Erntges Herz hüpft. Ja, das schwere Kind hat die Tür erreicht. Klinkt, ist weg.

Erntge sammelt alle Murmeln ein und steckt sie in die Hosentasche. Und nimmt sich Zeit.

Zwei Alphabete…

Sunday, May 31st, 2015

abc

… sitzen im Park. Der Zufall, der die beiden zusammengeführt hat, glänzt glatt in der Sonne, er strahlt. Wie die beiden so reden, erinnert irgendwie an Taubenschlag. Erntge hört jedenfalls keine Pause.

Abc: Dein F ist der Hammer.
ABC: Findste echt?
Abc: Auf jeden Fall. Gedoppelt auch stark, FF, was das alles anknipst…
ABC: Danke. Du bist nett. Ich mag dein E.
Abc: Was? Das olle E? Das doch total vermainstreamt und so inflationär. Ich sag nur 17,39%!
ABC: Nee. Das E ist großartig: erlesen, exquisit, elementar, elegant, entkrampft, edel… E macht super Wörter.
Abc: Perec hat diesen Roman geschrieben, in dem kein einziges E vorkommt.
ABC: Ich weiß. Ich mag das E trotzdem. E-Dur ist meine Lieblingstonart.
Abc: Mich nervt das E zuweilen. Alles ist heute mit E und Bindestrich.
ABC: Ach komm. Du weißt doch wie das geht mit der Zeit: Veränderung ist gut!
Abc: Ja. Was hältst du von K?
ABC: Hui. Knackig! K ist super. Ich find K bringt immer so Schwung rein: knebeln, knick knack, Knollo, knarzen… manchmal so schön unbequem…
Abc: Ja. Das find ich auch. Was mit L?
ABC: Och… Meim L fehlt’s manchmal an Charakter, glaub ich. So luschimäßig is meins: Linde, Lätzchen, Langeweile. Wie ist das bei dir?
Abc: Ich weiß nicht. Mal so mal so (…)

So reden die beiden Alphabete. Immer weiter. Erntge glaubt fast, ihnen wachsen bald Bärte.

Es gibt sie noch.

Monday, May 11th, 2015

rockstars
Ein Glück es gibt sie noch! Diese indiejahregekommen Rockboys. Die sich in ihren Alltagen (Kinder, Arbeit, Gerichtsverfahren) jeden ihrer Freitagabende freizimmern, (mit Hammer und Meißel manchmal), um dann im stilechten Proberaum zusammen Bierchen zu zischen, Kippchen zu rauchen und! natürlich! Musik zu machen. Sie sehen gut aus, sie zupfen und scheppern und harmonieren wie alte Ehepaare. Publikum sind sie nicht mehr recht gewohnt, deswegen reagieren sie wohlwollend, ein bisschen verschüchtert und legen sich besonders ins Zeug. Auf eine dauergrinsende Erntge reden sie so zärtlich ein, dass die sich sogar hinter das deluxe-drumset traut und einen aufspielt: uuaaaaahhhh! Anschließend Gespräche mit Tiefgang und Versinken im Sofa. Echt, so selig wie letzten Freitag fährt Erntge nicht durch jede Nacht.

Unterwegs I.

Sunday, May 3rd, 2015

rügen2
Ein Bully, eine Liebe, kein Mück – mehr braucht es nicht zum Glück. Und ach, es war ein ganz großes, ehrlich. Am nördlichen Zipfel Rügens macht Frühling zu zweit Spaß und schon ein bisschen Sonnenbrand. Es ist ganz leicht, weil so früh im Jahr Herzen, Campingplätze und Straßen sehr frei sind. Ferien mit Bus sind komfortabel: man kauft drei Möhren und vier Kartoffeln, Kaffee und Brot und schon fehlt es an nichts. Die Sitz- und Liegeoptionen sind zahlreich wie vielseitig. Irgendwie ist drinnen auch immer draußen und nur nachts wünscht man sich ein bisschen mehr drinnen. Kurz vorm Kap Arkona strahlt über uns ein blauer Himmel und unter uns murmeln Millionen alte Steine. Da reichen 3 Tage … entspannt und beflügelt freuen wir uns auf die nächste Tour.

Neulich: zwei im Wald.

Sunday, March 29th, 2015

fuxi

Ein sympathischer Pilzfreund ist unterwegs. Sieht plötzlich im Wald eine Frau liegen. Die ist leichenblass und knurrt. Der Pilzfreund stellt seinen Korb aufs Moos und setzt sich daneben. Die blasse Frau öffnet die Augen. Das scheint ihr weh zu tun: ganz verzerbelt schaut sie auf Anemone und die drillionen Piepmätze, die ihr entgegenzwitschern.

Der Pilzfreund räuspert sich, denn noch hat die Fremde ihn nicht gesehen. Natürlich erschrickt sie, als sie ihn sieht: „Placemat! In Gruppen. Vokabular erschließt sich quasi von selbst, nicht entlasten.“, sprudelt es aus ihr raus, fast als entschuldige sie sich. Der Pilzfreund rümpft die Nase und macht Schneckenaugen. „Bitte was?“

Die Frau springt auf, schüttelt den Kopf und setzt sich wieder. „Aha, dann isses jetzt also vorbei.“, sagt sie mehr zu sich selbst als zum Pilzfreund, „ich heiße übrigens Daaé.“ Der Pilzfreund nickt: „Angenehm, Walter.“

Der Pilzfreund möchte jetzt wissen, was hier eigentlich los ist. Er fragt: „Was ist hier eigentlich los?“ Daaé streicht ihre zerknüllte Bluse glatt und erzählt ruhig ihre Geschichte:

„Das Phantom hat mich wohl wieder freigegeben. Es sieht schlimm aus, total vernarbt und zerschossen die eine Gesichtshälfte. Er hatte mich unter seinem Mantel gefangen, bestimmt mehrere Monate: kieken sie sich hier meine Bluse an, ich bin total abgemagert!“ Der Pilzfreund nickt zustimmend.

Die Daaé fährt fort: „Kann sich kein Mensch vorstellen, aber stimmt wirklich: der Umhang des Phantoms ist tiefschwarz, schwärzer als die Nacht und als der tiefste Punkt der Erde. Man kriegt quasi überhaupt gar nix mit von oben. Kein Licht! Dafür modrige Feuchte und so ein übelst kompliziertes Gängelabyrinth… keine Ahnung, die letzte Zeit war immer Vortasten und hoffen dass es geht.“

„Und es ging also.“, schlussfolgert Walter und reicht der Daaé ein Käsebrot. Daaé kneift die Augen kurz zusammen, nimmt an, beißt zu und schmatzt weiter: „Mmmpfja. Ampfscheinempft.!“

So saßen die beiden im Wald. Vielleicht noch so eine halbe Stunde. Zum Abschied gaben sie sich die Hand.

Geiler Scheiß.

Thursday, March 19th, 2015

marsneedswomen

Erntgi hat gute Kolleginnen. Manche überraschen sie manchmal mit schöner Musi fürs Auto. Darüber freut sich Erntgi immer. Und was ist passiert? J.J. Cale sitzt beleidigt auf dem Rücksitz und vorne rockenrollen sich drei entzückende Ladies einen ab. Mars needs women. Respekt.

Hören!
Das auch!