Voyage à Nantes.

Am Schloss fällt zuerst die Aktentasche auf. Gelassen treibt sie auf der dunkelträgen Oberfläche des Burggrabens. Dazu belangloses Gemurmel grauer Herren. Es sind viele und einigen steht das Wasser bis zum Hals. Farbloses Sterben. Der Graue im Rettungsring ist eingeschlafen. Bei 38° wehrt sich keiner. Okay! Am Place Bouffay eine Betonwüste. Umgeben von Stacheldraht. Erntge sieht weder Grünes noch Schönes, nur diese grauen Geschäftsmänner, die sich verzweifelt an ihre Aktentaschen klammern oder sich die schütteren Haare raufen. Sie sehen verloren aus und scheinen keinen Schimmer davon zu haben, wie sie dorthin geraten sind. Sie reden nicht (manche haben gar kein Gehirn), doch hin und wieder hört Erntge ein Grunzen, ein Seufzen oder wie einer entrüstet „Jedoch!“ ruft. ‚Die haben verloren und wissen weder wieso noch was oder wie es weitergehen soll.’ Denkt sich Erntge und radelt an den Fluss.

Auf der Loire treibt ein Boot. Frau, Kind und Pferd winken Erntge zu: „He ho! Dich kennen wir doch.“ Erntge schaut sich um. Ist gemeint. „Du bist schon hier gewesen, wer bist du heute?“ ruft die Frau ans Ufer. Grinsend hebt Erntge die Hand. „Ich bin die, die immer in Kreisen läuft und jetzt bin ich grad in einem ganz guten.“ Die Frau, die keine Haare, aber Bart trägt, gibt dem Kind ein Zeichen und fragt keck: „Welche Farben?“  Erntge fallen tausend lachende Gesichter hinter die Augen. Sie ruft so laut sie kann: „Grün! Gelb und Orange! Ganz viel Hellblau! Und Rot. Dunkelrot!“ Das Kind und die Frau kichern und verabschieden sich: „Du bist gut. Und bald was Komplementäres.“ Erntge ist plötzlich ganz froh. Als sie zum Abschied winkt, ist ihr ganz klar, dass Frauen super sind und dass die im Boot ihrem Kind alle Aktentaschen der Welt austreiben wird.

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