Archive for the ‘kolumbien.’ Category

Die Aussichten.

Thursday, March 31st, 2011


Leben ohne Ameisen im Bad, Bett, Frühstück.
– Unter verschärften hygienischen Bedingungen. (Scharf = gut.)

Stulle wieder selber schmieren.
– Käse mit Geschmack.

Schlafen ohne Ventilatorgeschrabb.
– Fuck off alle Moskitos dieser Welt.
(Erntgi weiß gar nicht, ob sie die Beulen heute mit ausführen darf. Sind die kolumbianisches Kulturgift?)

Stadtbummel ohne Lichtschutzfaktor 60.
Fahrrad fahren!
Breitbandinternet!
Kumpelz!
Und Frühling!!

Ey, hasta pronto, amigos!

Das mit dem Tauchen.

Saturday, March 26th, 2011

Erntgi ist stolz wie Bolle. Grinst über alle Backen und zwar breit. Und wieso? Erntgi hat den biestigsten aller Hunde gezähmt! Den garstigen Schweinehund nämlich, den inneren. Und das ging so:

Auf die schöne Insel Providencia flogen der Schnuck und das Ernt. Wegen Paradies und so. Wegen mitten im Atlantik und so. Na Ihr wisst schon. Jedenfalls war Felipes Dive-center gleich nebenan. Und Rudi, die herzigste aller Hundedamen, wedelte uns dermaßen heiter willkommen, dass wir wenige Minuten Bla und Aha später im Boot saßen – und zwar in voller Tauchmontur. Alex zählte bis drei und zack! Seesterne auf weißem Sandboden und Korallen in kristallklarem Türkiswasser. Eine ganz neue Welt tat sich da auf an Alex’ massiver Hand. Wieder an der Wasseroberfläche, juchzten Ernt und Schnuck laut und dann ging irgendwie alles ganz schnell.

Felipe erzählte plötzlich was von bars, Atmosphären, Dekompression und malte Luftballons ans Whiteboard. Und kaum versah sich das Ernt, stand es voll montiert mit den anderen unter Wasser und sollte die Taucherbrille auf- und absetzen und so wie zum Spaß ab und zu auf den Sauerstoffschlauch verzichten. Hä? Was? Moment. “No, no, Erntgi can’t!” Plattität, Sauerstoffmangel, der leere ausgezerrte Korpus und die Tonnen Salzwasser in Auge, Mund und Nase knockten Erntgi aus. Gab auf und heulte überraschend dicke Krokodilstränen an Felipes Schulter. Ei….

Aber Felipe, dieser Typ, steht lässig da und grinst Erntgi nur ins zerknautschte Gesicht: “Take it easy, man. You can do it. I know! Come on.” Und Erntgi: “Ey no, I can’t. This is too scary. I can’t.” Und Felipe: “But why?” Und Erntgi: “I can’t do it. I’m tired. I can’t.” Und Felipe, grinst und knufft: “Oh come on, take it easy. Let me show you that you can.” … na was soll ein Ernt denn dazu sagen? So entwaffnend-fröhliche Hilfsangebote vom Profi…. genau, noch schwächer wird’s Ernt und versucht nochmal.

Die Nachhilfe hilft. Ey, Brille auf und ab unter Wasser: kein Problem, Alter. Und hier, Atemdingens raus und rein: lässig! (Musste nämlich vorher reinpusten und denn erst atmen, damit die ganze Salzbrühe ausm Mund rauskommt nämlich!) (Is eigentlich aber auch logisch…) Jedenfalls gabs große Congratz und Knuddeleien unter Wasser und Erntgi war wieder auf zack.

Tags drauf allerdings prischt doch der gemeine Schweinehund auf das arme Ernt los! Kläfft und fletscht seine Zähne grad als Erntge fertig anmontiert hintenüber aus dem Boot gekippt ist! Wolkenkratzerhohe Wellen geifert das biestige Vieh und umzingelt Erntge mit scharfem Wind, der aus allen Richtungen kommt. Hilfe!! Erntge hat Panik. Wo ist oben, wo ist unten? Salzwasser statt Sauerstoff, wildes Armgefuchtel, Japsen, Krächzen, Fluchtreflex. Und tauchen muss nämlich auch nicht jedermenschs Ding sein! Das kann einigen ruhig ne Nummer zu groß sein, z.B. Erntge. “Felipe, I can’t, I can’t! I need to go back to the boat!” Soweit klar. – Felipe nicht. So als würde der gar nicht merken, wie schlimm es um Erntge steht, hält er sie einfach fest und schaut ihr in die Augen. “Look down. Look under water!” Ja hier was jetz, nix look down, Erntgi muss wieder ins Boot! Fassungslosigkeit! Der Rastaman scheint das nicht zu verstehen. Erntgi versteht auch nix mehr, kriegt an der stürmisch-schaukelnden Wasseroberfläche nix zu fassen, auch keinen Gedanken, also…. schaut sie irgendwann wie geheißen nach unten.

Und sieht zweidrei Fischis. Und das Korallenriff. Felipe, dieser Krasskotyp, hat inzwischen angefangen, die Luft aus Erntgis Weste zu lassen. Erntgi sinkt ein Stück hinab. Möchte zetern und fluchen – geht aber nicht. Felipe hält Erntgi fest und die kriegt sich langsam aber tatsächlich ein. Atmet ruhiger und lässt Meter für Meter Druck ab. Und formt ja dann doch mit Daumen und Zeigefinger das O für “alles o.k., kann losgehen.” Richtig genießen kann Erntge ihren zweiten Tauchgang aber nicht: ausgekühlt durch die ganze Aufregung, nimmt sie nur Umrisse der Unterwasserwelt wahr und ist heilfroh, als sie 35′ später wieder im Boot und weitere 20′ später wieder am Strand unter Palmen sitzt. So Schluss, reicht. Als die anderen sich zum nächsten Tauchgang aufmachen, bleibt Erntge allein zurück.

Von der Hängematte aus beobachtet sie zähneknirschend den garstigen Schweinehund, der sich drüben überheblich in der Sonne aalt und Cocktails auf Erntgis Rechnung schlürft. Pah! Bratzige Töle. Marieluis gesellt sich zu Erntge und lächelt liebe Worte. Rudi legt sich unter die Hängematte und wedelt friedlich Heiterkeit. Zurück vom Tauchgang kommt auch Schnuck, der herzt und scherzt und berichtet, was er alles gesehen hat. Und dann auch Felipe, der erklärt, warum alles grad so schrecklich war. Er tippt in Richtung Schweinehund und verrät, dass gerade der ein äußerst erbärmliches Tier sei, das man in seinen lächerlichen Arsch treten sollte. Erntge hört sich alles an und nimmt sich Zeit.

Am nächsten Morgen weiß Erntgi, dass sie es dem Arsch von erbärmlichen Schweinehund zeigen will. Und kann. Dass alle um sie rum auch daran glauben, macht Erntgi noch mutiger. Also los. Erntgi can do it! Ab ins Boot, reinoperiert in die Ausrüstung und los! Nach unten gucken, nicht in die Wellen und lalala, every little thing’s gonna be alright. Unter der Wasseroberfläche hört Ernte kurz den garstigen Schweinehund knurren, konzentriert sich aber aufs Atmen und den Druckausgleich. Und was soll ich Euch sagen? Belohnt wird’s Erntmaschin!! Ein Unterwassergebirge!! Am Korallengebirge wohnen eine Million Fischis!! Alle Farben! In Schwärmen grüßen sie. Und Wasserpflanzen tanzen. Hell und friedlich ist es und endlich nimmt Erntgi entspannt wahr. Jim tippt sie an und zeigt in die Tiefe. Umglaubllich, da unten zieht ein 2m Hai wie ein König seine Bahn. Erntgi hat keine Angst. Eine Euphorie klingelt sich durch ihre Blutbahn, dass es nur so scheppert. Alter, ein Hai!!! Sooooooo groß! Unter engen Felsvorsprüngen taucht Erntge durch und kann sich gar nicht sattsehen. Unglaublich! Bei Felipe’s Place steht urplötzlich eine gigantische Jesusstatue auf dem Meeresgrund. Es ist surreal. Und 3D, denn tauchen, das merkt Erntgi jetzt, geht in alle Richtungen. Aus purem Vergnügen schüttelt sie dem Jesus die Hand.

Auf dem Boot plappern danach alle wild durcheinander: der Hai! Der aufblasbare Kugelfisch! Der Hai verdammt! Die Statue ey. Der nurse shark, wie cool der sich erhoben hat und weggeschwommen is, ey. 2,50 war der. Geil.

Erntge hatte es nun jedenfalls erwischt. Ganz am Ende gab es dann eine letzte Zitterpartie bei der praktischen Abschlussprüfung, denn wer tauchen will, muss wenigstens einmal zeigen, dass er alle basics beherrscht. Mitten im Atlantik zog Erntge also nochmal brav die Taucherbrille an und aus, schmiss ihr Atemdingens weg, um es gleich wieder zu holen, schnallte sich den Gewichtsgurt ab und wieder um, zog sich ihre Weste aus und wieder an, benutzte das Ersatzatemdingens von jemand anders, teilte ihr Atemdingens mit jemand und zog den nach oben, versuchte, durch Ein- und Ausatmen lang ausgestreckt und im Schneidersitz hoch unter runter zu schweben und übte den E-Fall, den Notaufstieg. Alles tutti, Leute! Die bestandene Prüfung wurde ordentlich gefeiert.

Den bescheuerten Schweinehund hat Erntge seitdem nicht wieder gesehen. Aber n Tauchschein hatse jetz! Alter!!

Säft.

Wednesday, March 16th, 2011


Limón, banano, naranja, mora, guayaba, zanahoria, corozo, fresa, guanabana, maracuyá, lulo, mango, tamarindo, borojó, papaya, melon, piña, uva.
Und dann noch in allen denkbaren Kombinationen, même dreifach: Mangomaracuyánaranja. Leckerst. Wir kriegen einfach nich genug von.

Das mit dem Dschungel.

Wednesday, March 16th, 2011


Erntgi war also im Dschungel. Im Tayrona-Nationalpark im Norden Kolumbiens gibs nämlich noch welchen. Im Rudel ging es los und Leute, ach! Im Dschungel, da schmatzt es, da kratzt es, da summt es, tiriliert, knackt und zischt es. Und jeden Nachmittag regnet’s. Ehrlich, 5 Tage und 4 Nächte lang hat Erntgi versucht, ihre dreivier Klamotten trocken zu kriegen … aber ey, keine Chance. Der Regenwald hat seinen Namen nicht von ungefähr, so viel ist klar. Klamme Klamotten und der morgendliche (5h30) Einstieg in nasse Wäsche waren definitiv Teil des Konzepts. Ebenso die Tageswanderungen, die nicht nur Erntgi einiges abverlangten: immer ging es steilstens bergauf oder steilstens bergab. An Felsplatten klammerte sich das erntmaschin fest, über Baumstämme und Brocken balancierte es mutig rüber und an jedem Fluss hiess es: “Schuhe und Klamotten runter, irgendwie durchgrätschen und Schuhe und Klamotten wieder an”.

Was sehr zu Recht nach Strapaze klingt, war eine und lohnte sich aber doch vollstens: nach drei Tagen über Hänge, Lianen und Schatten springen erreichten wir sie nämlich, die Verlorene Stadt, die ciudad perdida, unser erklärtes Dschungelreiseziel. 400 Jahre lang vergessen wurde diese zentrale Kult- und Wohnstätte der Tayrona 1976 wiederentdeckt und restauriert.

Und es ist wirklich unglaublich. Wie sich urplötzlich direkt am Fluss gleich hinter den beiden Wasserfällen und ein bisschen versteckt die ersten vermoosten Stufen der elend langen Steintreppe abzeichnen, die nach oben führen. Auf den oberen Terrassen, umgeben von dichtem Urwald, schaut dann zum Beispiel ein ernt hinab und kann sich überhaupt kein Wort ausdenken um zu beschreiben, was es da sieht.

Einige Gruppen von Indigenen leben auch heute noch im Urwald. Zum Beispiel die Kogi. An einigen Dörfern kamen wir vorbei und konnten ein bisschen erfahren. Die Indigenen sind sehr schüchtern heisst es. Erntgi glaubt, dass sie einfach keinen Bock auf Touri-Gruppen vor ihrem Haus haben. Fotografieren darf man sie übrigens nicht, weil sie dann wohl ihre Seele verlieren. (Mit Süssigkeiten oder Geld lässt sich so eine Seele allerdings auch milde stimmen.)

Vielerlei Fragen purzelten aus den Lianen des Urwalds. Erntgi war leider meistens zu kaputt, sich darauf Antworten auszudenken. Und jetzt hier in Cartagena is ab morgens um 8 vierzig Grad, da steht so eine Muse gar nicht erst auf. Also weiter konsumieren!

Für Dolphing.

Saturday, March 5th, 2011

Hier in Taganga.
Vorn glitzert das Meer bis zum Horizont. Tausend kleine Sterne formen Bilder, für die noch niemand Namen gefunden hat. Flüchtig. Denn der Wind, der Schelm, sortiert sie sekündlich neu, so bleibt keine Zeit zum Namen finden. Den Palmen gefällts: sie klatschen Applaus und die Fische juchzen im Flug.
Hinten murmeln die Berge. Die sind so alt wie das Meer. Erhaben lächeln sie über dem Fischerdorf und die Belanglosigkeiten seiner Bewohner. Hier wachsen Kakteen im Staub. Leguane und Geckos flitzen munter über die Felsen und grüßen jeden Wanderer.
Zwischen Meer und Bergen ist Platz für Erntgis Hängematte. Die schaukelt im Takt der spanischen Popschnulze: la alma, la pena, mi corazon. Immer und immer so. Die sonnenverbrannte Schulter küsst der Wind und alles kommt Erntgi grad sehr einfach vor. Vorne das Meer, hinten die Berge und dazwischen das Glück.

Hunde leben in Villa de Leyva.

Friday, February 25th, 2011

Erntgi hängt sich in die Matte. Zwei Ozeane also. Mit Inseln drin und Küsten dran. Drei Mal Andenkordillieren und das einzige Küstengebirge der Welt. Wüste auch noch und immergrüner tropischer Regenwald. Flüsse und Großstadt und die Llanos und Indianer und Amazonas und denn auch noch sowas wie die Mecklenburger Seenplatte in Guatape… puh! Dieses Kolumbien hat irgendwie alles.

Vor dem Haus streunen zwei Hunde. Die gibts hier irgendwie überall. Alle Größen, alle Farben, alle Frisuren. Die pesen, hinken oder spazieren täglich über die größte Plaza Mayor des Landes und checken die Lage. In jeder Straße hat ein anderer das Sagen und so scheint so ein Hundeleben in Villa de Leyva vor allem im Lage checken, verteidigen und sich behaupten zu bestehen. Einige Wuffs sind klug und schließen sich in Rudeln zusammen. Andere benutzen Touristen, um sicher durch ein Fremdrevier zu kommen. Wie letztens Erntgi: ein älterer schwarzer Hundeherr hakte sich ein und grinste nur mild ob des Gekläffs des giftigen Kollegen. Denn so viel ist klar: selbst der giftigste aller Hunde würde es nicht wagen, einen Zweibeiner anzugehen, denn, dann wär er raus aus Villa de Leyva und aus seinem Hundeleben auch. Okay!

Und natürlich gibts auch die bekloppten halbstarken Hunde. Prolls. Wie heute beim Reitausflug mit Rebecca und Raoul. Schießen da doch tatsächlich vier verrückte Kläffer um die Ecke und giften unsere lieben Pferdis zu. Pffff. Ich mein Hallo? Erntgis Pferdi Caramello hat sich jedenfalls völlig cool überhaupt nicht für diesen Zirkus interessiert und ist verdammt cool geblieben. Yeah!

Und ein bisschen kommt Kolumbien Erntgi auch so vor: meistens ist ziemlich klar was geht und was nicht.

Option Wiederkauen.

Monday, February 21st, 2011


Alarm! Muttis Reiseproviantschokivorrat ist beinahe aufgebraucht. Zwei Stückchen sind noch. Aber was soll bloss danach werden? Sancocho kann definitiv keine Alternative sein.

Auf der Plaza Botero, Medellin…

Thursday, February 17th, 2011

… schweift der Blick unweigerlich zwischen die überdimensionierten Arschbacken der mujer con espejo: an ihren qualligen Füssen entlang, die wurstigen Waden hoch zu diesen masslosen Oberschenkeln hin zum Gebirgsarsch. Dieser Körper ist Gewalt und reiht sich ein in die Boterosche Sammlung von Fleischländern, die allesamt kolumbianisch sein sollen und mit denen der Künstler seinerseits gegen Bomben der Drogen- und Militärheinze Zeichen setzen wollte. (Gewalt erzeugt Gegengewalt.) Im Gegensatz zur mujer con espejo wird den Arschbacken des zerfetzten Beinlosen keinerlei touristische Beachtung geschenkt. Vielleicht weil seine kotverschmiert und nur halb zu sehen sind? Unter Boteros dummdreisten verfetteten Pferd windet und wuchtet sich der zerfetzte Beinlose über den belebten Platz. Er winselt. Auf der Plaza Botero, Medellin, schweift der Blick auch zwischen die schiefen Zähne der wenig galant keifenden Alten, die vor dem 100-Minuten Mann zetert und so einen kleinen Menschenauflauf provoziert. Fussvolk strömt herbei, Polizisten und Touristen und einige pfeifen, als wollten sie der Alten einheizen und zu Höchstzeterleistungen animieren. Auf der Plaza Botero, Medellin, schweift der Blick auf die wolkenkratzerhohen Erdbeerpyramiden, die den Abgas-Smog kurz innehalten lassen und süsse Frische versprechen. Und auf der Plaza Botero, Medellin, fällt Erntgi folgendes Gedicht ein:

Kolumbien
Zillen grirpen
con gucho musto
Letter schmingen
for pavor.

Turbo-Boost, Fungus & der Milchmann.

Saturday, February 12th, 2011


Also, Erntgi weiss jetzt wie es geht: linksrum, rechtsrum, Gas und Bremse – ein Pferd ist eigentlich nicht schwer zu bedienen. In jedem Fall leichter als Mathe. In Salento verbrachten wir ganz fantastisch schöne Tage, vor allem auch wegen Don Alvero, der uns Pferde mitbrachte und uns auf die raufhiefte, um uns dann bergauf, bergab, tunneldurchs und zwischen Kühen und Eseln vorbei am schönen Fluss Quindío entlang zu beeindrucken. Yeah! Pferde-Turbo-Boost (für wenn es noch steiler bergauf gehen soll/muss) geht so: Pferdi wird einfach so unsubtil als möglich an der Mähne gerupft. Dazu muss unbedingt, auch wenn es wenig Sinn macht, “¡Pello, Pello!” gerufen werden. Schnuckbert und Don Alvero hatten was falsch verstanden, die liessen sich seltsamerweise am Pferdeschwanz den Hang raufziehen. (Da fällt mir ein:  “Geht ‘n Cowboy zunn Frisör…”)

Und dann: sind wir ins Cocora-Tal. Das ist, wo die Wachspalmen bis zu 60m in den Himmel spriessen. Wer nach  oben will, nach Acaime nämlich, wo sich auch Kolibris lustig grüssen, der muss durch den urigen Wald, und zwar mehrere Stunden lang. Bergauf. Über wilde Flüsse drüber, oftmals per Brücke aus Baumstamm oder Hänge. Das ist fetzig! Wir transpirierten heftig. Auch während des grossen Regens, der dann folgte. Puh!

Und dann die anderen Reisenden. Da kann man Pech haben (schlafresistente Internetjunkies im dormitorio), da kann man aber auch Glück haben. Und wir hatten auch Glück: im Plantation House in Salento trafen wir eine gar lustige Meute, die sich Rum in die Kehle laufen liess und jenen fröhlich anbat. Ein Schelm, wer da…  na jedenfalls: Trunkenheit! Rausch! Und schon handelte sich die Nacht irgendwie um Fungus, insbesondere  Schimmelpilz und ob der nun intelligenter wär als wir, weil der doch effektiver das U-Bahn-System Tokios baut, als ein Mensch erdenken kann. Hm! Dann kriegten wir auch noch Besuch von einem gewissen Turner (es empfiehlt sich immer, mit einem Handpuppenspieler zu saufen), der mit seinem Alpha Romeo protzte. Grusel.

Und nun sind wir also in Manizales. Noch haben wir nicht viel gesehen. Wollten wir eigentlich aber schon haben. Um 3 Uhr 20 (!!!) klingelte unser Wecker, uns einen schönen Tag bei Laguna Verde und Thermalquellen einzuläuten. Der Plan klang super: ab mit dem Taxi zum Roten Kreuz und genau da sollte dann um 4 Uhr 30 der Milchmann langkacheln, uns mitzunehmen nach Villamaría, von wo aus man herzhaft in 4000m Höhe wandern können sollte. Tja, Ihr ahnt es schon. Der Morgen blaute erst dunkel, dann hell, wer nicht kam, war der Milchmann. Hach. Aber auch das ist ja ein Stück Kolumbien und wir sind gespannt auf die nächsten Etappen.

Parallel.

Monday, February 7th, 2011

Kaum zu glauben, dass es noch nicht mal eine Woche her sein soll, dass wir uns auf den Weg gemacht haben. Es fühlt sich vieeeel länger an und jeder Tag verspricht ein neues Abenteuer. (Das er auch hält.)

Inzwischen kennen wir cholados, aber noch nicht sancocho; wir wissen wo die Reichen und wo die Armen baden, kämpfen abwechselnd gegen Sonnenbrand und Mückenstich und – leben ein bisschen parallel. In unserer Parallelwelt übertrumpfen sich ausgewanderte Deutsche mit Geschichten über Ehrenmorde und Blutlachen (“letztens soll …” ; “ich habe gehört, dass …”), während sie sich Tiramisu-Torte im hauseigenen Hochsicherheitstrakt in den Mund schieben. Unseren Rhytmus diktieren vor allem Almbert und Nathalie, die immer lachen oder heulen – immer eins von beidem, selten was dazwischen. Und dann auch ein bisschen Luzmilla, die empleada von der Kleinfamilie, die Sachen wegräumt, die man dann einfach oder gar nicht mehr wiederfindet. Tssss. In unserer Parallwelt verstehen wir nicht viel, manches kommt uns Spanisch vor. Aber wir können Bier bestellen.

Ab morgen soll übrigens alles anders werden: wir probieren mal kolumbianische Realität. Mit dem Bus solls gen Norden in die zona cafetera gehen. Erstmal nach Armenia, die anscheinend häßlichste Stadt der Welt, mit Supermärkten in Kirchen und architektonischen “Unglücken”. Von da aus weiter nach Salento, einem idealen Ausgangspunkt zur Erkundung der Kaffeezone und den Los Nevados, ein Naturpark mit Vulkanen und Lagunen.

Einen Einblick von was wir hier machen gibts übrigens auf Schnuckberts Blog, da haben wir inzwischen auch allerhand Bildmaterial geparkt.