Pothana.

May 15th, 2016

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Das Taxi fährt uns nach Phedi und es geht direkt los. Im Reiseführer stand es ja eigentlich: „schweißtreibender Aufstieg bis Dhampus“… wir sind trotzdem schockiert. Mit jeder meterhohen Stufe mehren sich die Zweifel: packen wir das überhaupt? Ist das nicht ‘ne Nummer zu groß für uns? Sind unsere Rucksäcke nicht viel zu schwer? Regnet es etwa die ganze Zeit? Auch die Porter der anderen lachen. Mit puterroten Köpfen und wildem Herzklappern erreichen wir schließlich Dhampus und werden belohnt. Mit Endorphinstürmen und einem wunderbaren Wanderweg durch Maisfelder, an den Steinhäusern der locals vorbei, zahlreiche liebe Menschen kreuzen unseren Weg. Sie schwärmen von der Wanderei, zeigen ihre Blutegelwunden und bestärken uns, dass wir etwas Großartiges vorhaben! Und so viel Zeit dafür. Yeah! Wir schaffen es an diesem Tag sogar bis Pothana, liegen dann stolz wie Bolle (770 Höhenmeter!) in der ersten Lodge und glotzen in die Wolke, die sich so freundlich durch die offene Tür schiebt.

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Pokhara.

May 14th, 2016

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Wir sind unterwegs. Lassen die neuen Freunde und ihre Sorgen hinter uns und finden es schön, wieder selbst zu entscheiden: wohin wir gehen, ob und was wir essen, wo wir schlafen. Alles, was wir brauchen, steckt in den Rucksäcken (viel zu schwer!) und die schleppen wir zunächst nach Pokhara. Raus aus der Smoghölle, hinein in sattes Grün. Vorne der Phewa-Lake, hinten die Berge… hier gibt es sogar Bürgersteige und Mülleimer! Ein neuer Mikrokosmos ist dieses Lakeside. Es ist wahnsinnig touristisch. Links spielen die Nepali-Boys Volleyball, rechts probt eine Band Bon Jovi und Bryan Adams. Abends joggen die Leute in teuren Outdoorklamotten am Ufer… üben die für Annapurna? Da wollen wir auch hin!

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Vorher wollen wir aber um diesen See. Das Wetter ist herrlich und wir latschen los. Im ersten Dorf haben wir plötzlich einen Hund. Er schwanzwedelt freundlich und hilft uns beim Entdecken. Vielleicht sind wir auch Taxi für ihn, denn alle vierbeinigen Kollegen aus der Nachbarschaft lassen ihn in Ruhe. Wir werden erst nervös, als am Hang die Wasserbüffel auf uns zu galoppieren. Wasserbüffel sind echt riesig und haben echt riesige Hörner. Sie rennen ziemlich schnell (auf Hunde zu und zum Beispiel auf uns, wenn wir einen haben), sie stampfen auch mit den Hufen auf. Also, um es kurz zu machen: wir haben das überlebt. Auf dem Rückweg (man kommt nicht um den ganzen See rum), trösten uns fröhliche kleine Mädels, mit denen wir erzählen. Der Samstag ist der nepalesische Sonntag, da gibt es keine Schule, also sind jede Menge Kids unterwegs und die Alten hängen in den Shops ab oder spielen Spiele, die wir nicht verstehen. Es ist sehr schön.

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Wieder in Naikap.

May 10th, 2016

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Wir sind wieder in Naikap. Der schönste Moment ist immer morgens gegen 7 im Garten. Dann ist die Luft gut und wir trinken Kaffee und schauen Mohanns erster Frau beim Taubenfüttern zu. Subash meint, es hätte heilende Wirkung, so viele Flügelschläge um sich zu haben. Mit etwas Konzentration fallen auch die Rattenschwänze von den Tauben.

Nach dem Frühstück lernen wir. Wie verlorene Seelen zurückgeholt werden, dass wir keine Fliegen totklatschen dürfen, wie der Kuladeva-Room aufgebaut ist, welche Blumen welchen Chakren zugeordnet sind, was der Stiel an unseren Trommeln bedeutet – und jede Menge Mantras. Zum Beispiel eins gegen Zweifel.

Nach dem Mittag ruhen wir uns erst aus, weil die Köpfe immer so rauchen, und ab 15 Uhr wird getrommelt. Frauen, die menstruieren, dürfen übrigens nicht trommeln. Und nicht bei den Ritualen zugucken. Und nicht in die Tempel. Und nicht in die Altarräume. Und nicht in die Küche. Und sie dürfen überhaupt keine grünen Pflanzen berühren. Pfff. Sie dürfen aber gnatzig auf der Dachterrasse sitzen und lesen. Und wenn sie fertig sind, dürfen sie sich bei den Spirits entschuldigen, duschen und wieder mitspielen. Puh. (Auf Nachfrage regt sich Erntge gern lauthals auf.)

Abends sind wir manchmal bei Rojani, Raju und Subti und glotzen koreanische Cartoons, lernen Französisch, kochen oder lassen uns die Arme mit Henna bemalen. Raju hat das einzige deutsche Auto, das durch Kathmandu fährt: einen Opel Astra. Er hat schon total Angst um uns, weil wir allein in die Berge wollen. Er holt sein Khukuri heraus (das ist ein schweres, gekrümmtes Messer) und fleht uns an, es mitzunehmen. Als wir ihn auslächeln, gibt er auf, schenkt uns aber glücksbringende Kettchen und wir müssen ihm versprechen, sie zu tragen.

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Manchmal ist kein Strom und kein Wasser im Gästehaus. Dann müssen wir kompliziert im Familienhaus duschen. Wir fühlen wir uns dann immer ein bisschen eindringlich.

Und manchmal versuchen wir Sightseeing. Das geht aber meistens in die Hose. Zum Pashupatinath (eine der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus, zu der auch sehr viele Menschen aus Indien pilgern), begleitet uns ein sogenannter „Kloster-Experte”. Über die Anlage selbst erzählt er nichts, will uns aber in den für Nicht-Hindus gesperrten Teil der Anlage ziehen (was natürlich nicht klappt) (uuaaahh). Dann macht er solange heimlich und unheimlich Selfies mit uns, dass es uns schließlich reicht. Der Ort ist auch ohne Experten spooky genug: Während links vom Fluss die Leichen verbrannt werden, sitzen rechts vom Fluss die Touris mit ihren Megaobjektiven. Dazu die Hitze… wir sind froh, als wir wieder im Garten sitzen.

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So üben wir Abhängen in Nepal. Nichts machen. Es ist ein bisschen anstrengend. Manchmal sind wir schon um 20 Uhr im Bett.

Karthali.

May 3rd, 2016

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Wer mit dem Auto nach Karthali fährt, muss an einer bestimmten Stelle durch den Erdrutsch. Es dauert ziemlich lange, bis man ihn durchquert hat und im Jeep herrscht dann eine verstörende Stille. Zwei Dörfer liegen unter diesen Steinen. 600 Menschen wurden hier lebendig begraben. Wir wissen nicht, wie Karthali vor dem Erdbeben ausgesehen hat. Auf uns wirkt es nicht viel anders als die Dörfer, die wir bisher gesehen haben. Zwei Erlebnisse haben sich uns besonders eingeprägt: der Besuch beim Mädchen mit den Zwillingen und der große Regen.

Das Mädchen mit den Zwillingen.
Raju und Rojni laden uns ein: wir sollen die Frau mit den Zwillingen besuchen gehen. Gut. Weil in Karthali grad die Straße verbreitert wird, staubt es enorm, der Dreck ist überall, sogar zwischen den Zähnen. Das Haus, in das wir gehen, steht direkt neben den tobenden Baufahrzeugen. Es besteht aus Blech. Einszwei Hühner gackern uns an. Es ist sehr dreckig, wir würden am liebsten unsere Schuhe anbehalten. Drinnen verschluckt uns sofort die Dunkelheit. Unsere Augen gewöhnen sich nur langsam an den Vorraum, doch je mehr Zeit vergeht, je mehr Details erahnen wir und je flauer wird uns der Magen. Der meiste Dreck im Haus ist undefinierbar. Ist das Nahrung, Verdautes oder Nachgeburt? Unsere Freunde bitten uns, doch weiterzugehen. Widerwillig betreten wir das Schlafzimmer. Wir sehen unter einem Berg von Decken ein junges Mädchen liegen. In ihren Armen die Zwillinge, die erst 2 oder 3 Tage alt sind. Für einen Moment steht die Zeit still. Raju fragt, ob wir nicht ein Foto machen wollen. Wir wollen nicht. Wir können nicht. Wir können gar nix in diesem Moment. Das Mädchen ist 18 Jahre alt, der Vater dazu 17 und weg. Sie hat die Zwillinge nach der Arbeit auf der Straße geboren. Benommen verlassen wir schießlich das Zimmer. Die Sonne draußen piekt uns in beide Augen.

Der große Regen.
Eines Abends ist die Stimmung sehr besonders. Alle sind irgendwie aufgeregt. Raju erlaubt sogar, dass ich (!) den Reis koche. Und dann kommt’s. Dann geht’s auf einmal los. ES REGNET! Es sturzbacht und tost nur so los. Niemanden hält es drinnen: alle stehen draußen und jubeln, klopfen sich auf die Schultern, rauchen. Als es auch noch anfängt zu donnern und zu blitzen, fällt alle Anspannung und Sorge endgültig von den Schultern der Nepali. Auf diesen Regen haben alle sehnsüchtig gewartet, die Ernte scheint nach der langen Trockenheit gerettet. Und auch wir denken an die krepligen Kartoffelpflanzen in Photeng und freuen uns, sind erleichtert. Das Kochen entwickelt sich im Gewitter zur Party, welch kostbarer Moment!

Einen Film mit Stimmen aus dem Epizentrum des Erdbebens gibt es hier (produziert von Mother Earth Project).

Dhrumthali.

May 1st, 2016

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Dawa hat uns in sein Haus eingeladen. Als Hauptschamane der Gegend, hält er einmal im Jahr ein ganztägiges Kuladeva-Ritual ab (Ehrung der Ahnengeister), zu dem alle Dorfbewohner kommen. Wir freuen uns über die Einladung und sind gespannt, wie er wohnt. Als wir um 11 Uhr ankommen, ist die Party bereits in vollem Gange: Dawa hat sich herausgeputzt und trommelt schon. Die anderen Schamanen unterstützen ihn, denn Dawa muss bis zum Abend durchhalten. Sein altes Haus hat das Erdbeben verschluckt, in seinem neuen ist der Boden aus Lehm und die Wände und das Dach sind aus Wellblech. (Seit dem Beben meiden die meisten Nepali Steine.) Wir nehmen hinten im Raum auf einem Podest Platz, das mit Teppich überzogen ist. Von hier aus haben wir einen guten Ausblick auf das ständige Kommen und Gehen. Sechs Stunden später kennen wir alle Dorfbewohner und die Dorfälteste versorgt uns mit selbstgedrehten Bidis. Wir genießen den Trubel, beantworten alle Fragen und lächeln den neugierigen Blicken zu. Als dann aber die Ziege zum Altar geführt wird mit ängstlichem Blick, klinken wir uns aus.

Morgens erwachen wir bei der Nachbarin in einer Wellblechhütte ohne Fenster. Der Rauch ihres Teefeuers schiebt sich durch die Ritzen in unsere Schlafsäcke. Zwei Mädchen kichern. Alles Gewohnte ist hier Abenteuer: wo Zähne putzen? Kein Klopapier. Darf ich mein Taschentuch ins Feuer werfen? Zum Frühstück gibt es Nudelsuppe. Neben der Kochstelle liegt ein Ziegenkopf, durch den ein Stock von Ohr zu Ohr geschoben wurde. Wir werden feierlich verabschiedet mit weißen Tüchern und gute Reisewünschen und alle wirken so verrückt beglückt. Gruppenfoto noch und schon sind wir wieder weg. Im nächsten Abenteuer.

Funeral.

April 28th, 2016

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Alle Dorfbewohner sind schon da. Die Männer machen das Holz fertig, die Frauen nehmen die Opfergaben entgegen. Geopfert wird heute Bier, Schnaps, Limo und Reis. Alle unterhalten sich und es wird gelacht. Wir dagegen trauen uns kaum zu atmen, weil wir so durchgeschüttelt sind vor Angst, Neugier und Scham. Das mit dem im-Hintergrund-Halten klappt natürlich kein Stück, weil wir so auffallen.

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Die Verbrennung selbst ist dann erstaunlich unaufgeregt. Der Leichnam ist in Tücher gehüllt und wird verbrannt. Der Lama führt die Trauergemeinde mehrere Runden lang um das Feuer und murmelt dabei. Währenddessen und danach trinken alle Schnaps und zwei Männer pusten in zwei tibetische Langhörner.

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Das Drumherum ist furchtbar aufschlussreich. Die zerzausten Kinder heben vor unseren Augen die Dritte Welt aus ihrem theoretischen Rahmen, nackt liegt sie da und wird für uns zum ersten Mal konkrete Erfahrung. Der Mangel an Hygiene und Bildung ist allgegenwärtig. Die Armut der Leute nimmt uns den Atem. Wir kommen uns armselig vor und brauchen für den Rückweg dreimal so lange.

Photeng.

April 27th, 2016

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Das Himalaya ist das Dach der Welt. Zehn Tage lang sitzen wir mit den Schamanen auf seinem Balkon, in dem so viele Risse sind vom Erdbeben. Photeng liegt auf etwa 3000 Metern Höhe und ist einer unserer liebsten Orte in Nepal. Hier leben 13 Familien. Das Land, das ihnen gehört, bewirtschaften sie gemeinsam.

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Tagsüber meditieren wir an Wasserfällen und Felsen. Jeden Abend trommeln wir uns durch die Welten. Nachts schlafen wir auf dem Friedhof. Es ist dort total unsortiert. Unten totes Laub und wirre schwarze Krabbelei, oben düsterdorriges Geäst, an dem weiße Stofffetzen flattern. Bevor es Nacht wird, bauen die Schamanen einen Schutzwall um uns auf. Vergessen sie es, beschweren sich wohl die Leute aus den tiefer gelegenen Dörfern, wenn die geweckten Totengeister dann auch außerhalb des Friedhofs ihr Unwesen treiben. Mit Gebüsch im Gesicht, Spitzstein im Rücken und Angst im Nacken schläft es sich wenig. Alle Sinne sind scharf und nehmen jedes Rascheln, Knistern, Zischen und Flüstern wahr. Wir schlafen auch in Höhlen, es tun sich mitunter Abgründe auf.

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In Photeng wohnt auch die Sherpafrau Samo. Hager ist sie und ihre Augen sind eingezäunt von tausendundeiner Falte. Ihre Haut wirkt ledern. Sie hat letztes Jahr die Berge wanken und auf ihr Haus stürzen sehen, unter dem zuvor die Wolken schwebten. Mit kurzen, harten Blicken checkt sie stets die Lage. Über meinen blauen Fleck am Bein schimpft sie wie ein Rohrspatz, weil in ihrer Welt Hexen (bokshi) in Beine beißen können und weil die Nepali weder blaue Flecken, (noch Pickel, noch Haare an den Beinen) kennen. Wenn sie lacht, wird uns warm ums Herz. Ihr Mann ist der Sohn eines berühmten Superschamanen und ständig betrunken. Er lacht uns zu, er hätte früher ein Haus besessen, heute habe er drei. Dabei zeigt er auf die drei Zelte, auf denen die Logos der Hilfsorganisationen leuchten.

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In Photeng haben wir uns in Banju verliebt. Er ist 11 und macht abends im Liegen Hausaufgaben, weil auf dem Tisch noch unser Abendessen steht. Jeden Tag steht Banju um 4 auf und schneidet Grün für die Kühe. Sein Schulweg danach ist halsbrecherisch, dauert 1,5 Stunden und er begeht ihn stets akkurat gekleidet in Schuluniform mit Schlips und allem. Sein Lieblingsfach ist Englisch. Nach der Schule arbeitet Banju wieder bis zum Abend und lächelt dabei immer mit wachen Augen. Er hat keine Ahnung was Mc Donald’s ist und möchte später Pilot werden. Ohne Kinder bleibt alle Arbeit für die Alten.

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Kali und Kotz.

April 25th, 2016

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Shiva, Vishnu, Brahma… so langsam verstehen wir die bunte Götterwelt hier. Ganesh ist der mit dem Elefantenkopf und dem großen Appetit, Garuda der beschützende Übervogel und Hanuman der treuste Affenmensch, der doch mal diese Pflanze besorgen sollte, aber nicht wusste welche und deshalb gleich den ganzen Berg mitbrachte. Cooler Typ. Und Parvati: ach Parvati! Die lieben wir wegen ihrer Sanftmut und ihrer Fürsorge, die hat Geduld und ist so unglaublich liebenswert! Eine ihrer gruseligen Erscheinungsformen ist aber Kali.

Kali, die dämonenfressende, blutrünstige Tobsüchtige. Die auf Tigern reitet und immer wütend brüllt und um ihren Hals sogar eine Kette aus abgeschlagenen Schädeln trägt. Grusel! Sie ist die Göttin des Todes und der Zerstörung. Der Dakshinkali-Tempel südlich von Kathmandu ist ihr geweiht. Beides, Kali und ihr Tempel, sind echt schwer zu verdauen. Eine ganze Nacht lang kotzt und durchfallt Erntge nach dem Besuch. War das etwa die große Reinigung? (Kali soll schließlich auch für die Erneuerung stehen.) Oder war Kali sauer, weil Erntge keine Ziege mitgebracht hat? Wie ungern sich Erntge an diesen Kultstätten die Schuhe auszieht!

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Naikap Namaste.

April 22nd, 2016

namaste!
Es ist wahnsinnig heiß. Der Smog und Lärm der Stadt kriecht bis an unser Fenster. Der Baustellenlärm hört auf, als das Hundetrio lauthals die vierbeinige Nachbarschaft aufmischt. Wir ziehen uns schwarze Popel aus der Nase und denken über unsere Ahnengeister nach. Was die Frauen in den schönen Farben denken, während sie beständig Schwerlasten bergauf tragen, wissen wir nicht. Im Nacken steckt uns die Erinnerung an eine wilde Taxifahrt über den Highway, der aus Dreck und Lärm besteht. Wie die eckigen Kühe darauf entspannen können, bleibt uns unklar. Hält man eine Taschenlampe in die Dunkelheit, sieht man in ihrem Lichtstrahl eine Millionen Staubkörner tanzen. Wir üben Nichtstun. Zum Trommeln aber wachen wir auf und uns bleibt die Spucke weg. Wir lassen uns wegfegen und fegen uns selber weg. In Traumwelten, begeben uns auf Reisen, für die wir keine Beine brauchen. Manchmal wird im Hof ein Familienmitglied mit Pflanzen ausgepeitscht, die vorher in kochendes Wasser getaucht wurden. Drumherum sitzt dann die ganze Familie und die Hunde schnarchen. Wir haben ein europäisches Klo hier. Auf der Klobrille sitzt aber diese Schabe. Sie ist feuerrot und hat gigantische Ausmaße. Ihre Beine sind behaart. Um 5 Uhr morgens und abends klingelt es von allen Dächern und aus allen Häusern. Wir sind seit 3 Tagen in Nepal.

Los!

April 18th, 2016

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Und jetzt wollen wir aber auch los. Die Vorfreudesynapsen leiern langsam aus. Alles Leergut ist verkauft, alle Reden sind gehalten. Alle Impfstoffe haben sich durch den Corpus katapultiert und verloren. Alle Miniatursinnigkeiten und sinnvollen Reisebegleiter sind verschnürt. Der Wasserschaden gestern abend mahnte noch einmal zu allseits angebrachter Flexibilität und milder Heiterkeit. Das üben wir weiter die nächsten zwei Monate. Und machen uns auf für das Abenteuer.

(Pünktlich zur Badesaison sind wir natürlich wieder da!)