Ja und auf einmal ist man ganz erstaunt, was auf der Straße passiert, während man sich auf lahmen dreistündigen Institutsversammlungen verbal im Kreis dreht. Allen geht es um den Streik und es gibt immer die, die machen und die, die verantworten. Und müssen. (Und natürlich die, die heucheln, und die, die anderen heucheln vorwerfen.) Und viel lieber wär ich gestern mit auf der Straße gewesen: hätt mich auch gern als Sarko verkleidet, na oder als Valérie und hätt dann schön mitgebrüllt bei den Slogans “Männer in den Betrieb, Frauen an den Herd!” oder “Studienhilfestudent – geh doch zurück in dein Wohnheim!” und “Weniger Hippies – mehr Schirmmützen!” (das flutscht im Deutschen natürlich nicht so wie im Französischen, is klar.) Mitunter werden auch “Vorlesungen” in Fleischereien organisiert, das wär ja eigentlich auch was für mich. Bisschen Zeit zum Überlegen für solcherlei Aktion bleibt wohl noch, denn obwohl die 1000 Stellen nun offiziell nicht gestrichen werden (Hui, ein Versprechen!), zumindest nicht bis 2011, bleiben doch genug offene Fragen bei Unipersonal und Studenten, auf die das Ministerium erstmal antworten muss. Die nächste Vollversammlung ist Montag.
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“Arme arbeitet, Reiche gebt aus!”
Friday, February 27th, 2009Oder Winter! Aber richtig.
Sunday, February 22nd, 2009Ferien sind immer gut. Weg vom Schreibtisch, ab in Bahn-Bus-Flugzeug und lustig mit an schauen, wie sich der Muff entfernt. Erst geografisch. Das geht von allein. Dann gehirnlich. Das braucht oft bisschen länger. War diesmal aber Kinderspiel, weil: Kinderspiel. Erntge wird bei Mutti nämlich wieder Kind (und wird so was von verwöhnt!) und holt sich auch noch andere vom Kindergarten (teilweise verwandte), mit denen dann allerhand gespielt wird – und zwar nicht nur Mau-Mau. Im Schnee zum Beispiel. Die Stadt ohne Hanse aber mit Toren hatte sich nämlich flugs in ein Naturschutz-Skigebiet verwandelt und gab somit Anlass für akut-Winterspaziergänge (große Blase linker Fuß, große Blase rechter Fuß) und den Anbau diverser Schneemänner und –frauen vor dem Gartentor. Und Rodelpartien der besonderen Art. Steilste Huckelpisten machen nicht nur Juchzen, sondern auch blaue Flecken, übrigens. Aber, ey. Wer schert sich um lädierte Körper und zerkrachte Schlitten, wenn Oma doch Tee und Kekse anbietet und Opa mit Schneebällen beschmissen werden kann! Eben.
Lieber Sommer,
Tuesday, February 10th, 2009… komm her, ich geb einen aus!
Wir bringen die doofe Winterjacke zum Roten Kreuz, essen zusammen Eis und spucken in die Erdre. Komm schon, ist gut! Platz ist genug, auf’s Fahrrad passen wir beide. Ist okay, wir müssen nachts nicht schlafen. Wir legen uns auf die Wiese und lassen uns morgens von den Enten auslachen. Das wär doch was. Machste?
Achso. Und allen, die grad nicht im Affekt schwanger werden, hilft vielleicht DAS. (Der am Keyboard unterrichtet angeblich Mathematik.):
A: Il neige dehors.
B: Ah oui, c’est vrai, carrément.
A: … comme à Venise.
B: oui.
A+B: Les colères, les ennuis, les misères, les soucis, les faillites, les échecs, les relèves, les fiasci, les disputes, les divorces, peu importe, moi je dis: l’important dans tout ça, c’est la dolce vita. L’important, tu verras, c’est la dolce vita!
Schrein und Flüstern.
Saturday, February 7th, 2009Erst wurde geschrien: auf der Place Royale fand sich gegen 19h20 eine kleine Traube von Menschen ein, um Punkt 19h29 eine Minute lang zu schreien. Gegen Sarko, gegen die Unireform, gegen den Regen, gegen alles. Nach dem Motto: reden ist ja gut und schön, aber man muss seinem Ärger auch mal Luft machen. Muss ja raus schließlich. Gewaltfrei am besten. Ich hab auch mitgemacht und: eine Minute ist ganz schön lang, ey.
Dann wurde geflüstert. Na und trompetet und gepaukt. Und geklampft und gesungen. Georgelt! Ein Cello gabs auch. Und ein Saxophon. Ja! Im Olympic gab’s heut Nacht die Tindersticks, die guten, die besten. Ich dacht ja immer, allein mit einer Flasche Wein und den Tindersticks wär der Abgrund. Jetzt weiß ich: auch unter vielen und mit Bier und den Tindersticks ist der Abgrund: das halbe Konzert durchgeflennt! Mann! Was soll man aber auch machen. Wer bei Stuart Staples Stimme keine weichen Knie bekommt, der… na der hat dann wohl n anderen Abgrund.
Position des U.F.R. de Langues.
Friday, February 6th, 2009In einer Vollversammlung positionierte sich gestern auch das Personal des Fachbereichs Sprachen. Einstimmig hatte es sich der Coordination Nationale des Universités und deren Beschlüssen vom 2. Februar angeschlossen: Verweigerung der geplanten Reform im Bereich Ausbildung und Concours für Lehrende in ihrem aktuellen Zustand; Antrag auf Rücknahme des Gesetzes zum Status der enseignants-chercheurs, Verurteilung des Stellenabbaus an französischen Universitäten (1000 Posten werden gestrichen).
Die anvisierten Reformen seien nicht tragbar: sie würden Forschung und Lehre schwächen, das Personal in prekäre Lebenssituationen treiben, Ungleichheiten schüren und bewusst die öffentliche Funktion der Universität in Frage stellen und zerstören. Um dem Protest mehr Ausdruck zu verleihen und Druckmittel zu schaffen, hat das U.F.R. de Langues gestern Folgendes entschieden:
– die Examensnoten werden nicht an die Verwaltung weitergeleitet
– es beteiligt sich weiter an der aktuellen Mobilisation, auch in Zukunft
– die Fakultät verweigert die orientation active bei den Gymnasiasten (jeder Fachbereich soll neuerdings seine zukünftigen Studenten bereits in der Schule und selbst anwerben, ein Vorhaben, bei dem kleine Institute natürlich nur verlieren können, da hilft auch Tokyo Hotel nicht.)
Werden diese Forderungen vom Ministerium nicht erfüllt, wird der Behördenstreik weitergeführt und (und jetzt kommts!) ab 23. Februar 2009 werden kollektiv sonst alle Verwaltungsverantwortungen des U.F.R. de Langues gekündigt. Hui. Hier wird’s nun doch ernst. Schließlich wird auch noch gedroht, den Vorsitz der Abiturprüfungskommissionen 2009 zu verweigern.
Es brodelt also vor sich hin. 46 Universitäten machen so Druck auf die Regierung. Druck, der wichtig ist, denn der Präsident der Republik zog sich gestern sehr galant und eloquent aus der Affäre: 90 Minuten sollte er sich live den Fragen von 4 Journalisten stellen, mit dem großen Ziel, die Franzosen zu beruhigen. Beantwortet hat er die Fragen jedoch nie direkt, das Thema des Universitätsprotests war ihm eine ganze Minute wert.
Wagen ja! Was?
Friday, February 6th, 2009Forschung retten! Uni zu!
Wednesday, February 4th, 2009Frankreich, Du Wiege des Syndikalismus! Schüttelst alle mal wieder kräftig durch. Eben kam die offizielle Mail vom Chef: Die Vollversammlung der Studentenvertretungen hat sich heute Nachmittag für den blocus ab morgen früh entschieden. Blockiert wird die Universität. Das bedeutet: erst kein Durchkommen für Studenten, dann verwirrte Erstsemestler vor der Bürotür. Und zu viel Kaffee sowie das schnöde Gefühl, sinnfrei und umsonst an der Uni fest zu hängen. Blockiert wird beim blocus nämlich auch der Dialog zwischen Studenten und Lehrenden. Wenn sich dieser Streik denn als Unterstützung der Lehrenden durch die Studenten verstehen soll, klafft hier die erste Lücke.
Und warum also das Ganze: letzten Donnerstag streikte Frankreich bereits national und general. Grundsätzlich alle gegen alles. Das wird sich Freitag und nächsten Dienstag wiederholen. Das Universitätspersonal insbesondere streikt gegen das im November 2008 verabschiedete „Loi Précresse“. Frau Précresse ist die Ministerin für Hochschulbildung und Forschung in Frankreich und entschied, salopp gesagt: wer nicht forscht, muss mehr unterrichten. Nämlich 16 statt 8 Wochenstunden. Das hagelte natürlich Kritik von Seiten der enseignants-chercheurs: wo bliebe denn hier bitte die Forschungsunabhängigkeit. Wir wissen: Forschung ist Politik und fragen: seit wann bestimmt Quantität Qualität. Außerdem würde dadurch eine Konkurrenzsituation unter den Kollegen kreiert, die doch besser zusammenarbeiten sollten, als sich garstig gegenseitig auszustechen. Die Augen zum Beispiel. Ein weiteres Problem: die Kontrolle durch das Ministerium. Wer bestimmt Forschungsbedarf? Wer Forschungsqualität? Wie denn? Hier dachte auch Valérie Précresse noch mal nach und veröffentlichte Ende Januar einen Erklärungsbrief mit Änderungen des Gesetzes: ein enseignant-chercheur „muss“ nun wöchentlich zwischen 8 und 13 Stunden forschen. Die Evaluierung seiner Lehre und Forschung übernimmt alle 4 Jahre die CNU, Leute vom Fach. Außerdem wird die Universität nunmehr aufgefordert, eine Liste mit den Forschungspublikationen zu veröffentlichen.
Diese Änderungen gehen den Lehrenden an der Universität natürlich nicht weit genug. Deshalb streiken sie oder veranstalten Vollversammlungen. Tatkräftig unterstützt von den Studenten – ab morgen mit Blockade wie gesagt.
Wenn man nur nicht so den Eindruck hätte, dass die meisten Studenten überhaupt nicht wissen worum es geht! Wenn man nur die Studenten aus dem Kopf bekäme, die während ihres Studiums bereits die Hälfte ihrer Seminare durch Streik verpasst haben und für die man nun „Mogelkurse“ mit „Mogelexamen“ kreiert! Wenn man nur mehr betroffen wäre. Oder weniger. Schwer, sich hier eine Meinung zu bilden. Auch, wenn man bedenkt, dass sich einige Kollegen eigentlich keinen Streik „leisten“ können, geht doch pro Streiktag eindreißigstel ihres Monatsgehalts flöten.
Erntge. Arte.
Saturday, January 31st, 2009Erntge bloggt fremd. Pfui! Anlass ist die Folle journée de Nantes, das größte Klassikfestival in Frankreich und so wichtig, dass sogar Arte kommt. Zumindest springt eine Konzertkarte raus: heute abend gehts so richtig schick zum Klavierkonzert. Ein Traum wird das.
Vorbei, vorbei!
Tuesday, January 27th, 2009Geschafft! Es ist vollbracht. Sonntag brach also auf der Leinwand des Cinématographe die DDR zusammen und Montag wurde dann noch ein Zeitzeuge für die Ewigkeit digitalisiert. (Jaja, wir immer mit unserer Nachhaltigkeit.) Der Endspurt – es war ein derb-drastischer. Aber nun: vorbei, vorbei – und Erntge wieder frei. Wo bitte gehts zum nächsten Abenteuer? Also, Richtung reicht erstmal, genug Zeit zum Nervenkostüm bügeln sollte drin sein. Und zum sich wieder im Jetzt begreifen. Schlaucht nämlich, sich auf Dauer in der Vergangenheit positionieren zu müssen. Wie Sau! Und zwischen den Sommerfotos des letzten Jahres verbleichen langsam das XI. Plenum des ZK der SED und die gestopften Löcher der DDR-Kulturpolitik (16 oder 35mm). Mach’s gut, DEFA. Man sieht sich, ne.
Wohnungssuche in Nantes.
Thursday, January 22nd, 2009Schluss jetzt mit dem Stumpfsinn. Auch Erntge can und macht jetzt alles besser. Zum Beispiel Sinnvolleres schreiben, nicht immer nur über Schokoriegel und Rotweinfontänen. Nee, praktischererer solls sein.
Wie sucht man sich also eine neue Wohnung in Nantes. In der Tat ist das ein interessantes Thema und wie immer gibt es mehrere Möglichkeiten.
Erste Adresse: die immo-Ausgabe der Regionalzeitung Ouest-France. Online kann man sich einen newsletter ziehen, das kost nix und liefert die frischesten Anzeigen auf den Heimrechner, bevor sie in der gedruckten Ausgabe erscheinen. (Derzeit flattern ungefähr 2 pro Woche ins Haus, ja, das sehr mager.) Wer Zeit hat, kann sich jeden Mittwoch mit einem Liter Kaffee bewaffnet an die Druckausgabe machen und darin rumkreuzen und markern.
Für die „particuliers“ (das sind private Schaltungen ohne Maklergebühren) braucht man Glück und ein funktionstüchtiges Sieb. Für alle anderen (leider die attraktiveren Angebote) säuseln bei Anruf sofort Melodei und Frauenstimme und beide versprechen unzählige Vorteile. Gegen Bares. So kann man sich also (empfiehlt sich eher für die Bessersituierten und/oder für die unter Zeitdruck) gegen Gebühr bei einer Agentur anmelden (Minimum 140 € bei LOGEKA) und bekommt dann so Listen und voll viel Service. Sagen die.
Erntge gehört eher zu den „particulier“-Fans und guckt sich dementsprechend viel Blödsinn an – oder (!) schreibt sogar Bewerbungsbriefe, um zu einer Wohnungsbesichtigung überhaupt erst eingeladen zu werden. Das stelle man sich mal vor. Gehaltszettel, Versicherungen, Bürgschaft usw. hätten manche Besitzer nämlich gern im Vorfeld, um, wie sie sagen, schon ein bisschen zu selektieren. Sind ja aber auch so viele Bewerber! Äh. Ich könne mir das Appartement aber schon mal von außen ansehen, die Adresse wird gern und breitwillig rausgerückt.
Tja, da der Kampf mit der Agentur sich aber eh hinzuziehen scheint (weiß nicht, ob die meine Drohgebärden überhaupt als solche wahrnehmen), hat Erntge Zeit und is auch genug Kaffee da.