Archive for the ‘nantes news.’ Category

Eau Boy.

Sunday, June 29th, 2008

Und da war diese Stadt. Und da war ein Mann und eine Frau. Und auf der Veranda saßen der Mann und die Frau und lachten. Lachten wegen des prallen Kugelbauchs der Frau. Auf den guckten sie und staunten, wann er denn platzen würde. So prall war der Kugelbauch. Grad so als würde er tatsächlich jeden Moment platzen!
Und dann war da der Moment. Floss es nämlich plötzlich hervor unter dem Rock der Frau. Plätscherte erst und rauschte dann und auf dem Weg bis zum Krankenhaus stand schon die halbe Stadt unter Wasser.
Eau Boy war ein zurückhaltendes Kind. Er verschlief seine Kindheit im Gartenbassin und mied überhaupt bald alle Innenräume, entstanden doch überall und sofort, wo er nur saß oder lag oder stand, Pfützen oder Wasserlachen, je nachdem wie lange er blieb.
Eau Boy gewöhnte sich also ans Alleinsein. Er beobachtete seine Lehrerin vom Schulhof aus und war auch nicht traurig, eben nicht oben mit den anderen in der Klasse sitzen zu dürfen. Nur dass seine Liebesbriefe an das Mädchen mit den Sommersprossen nie von Dauer waren, so oft er sie auch schrieb, das fand er ein bisschen traurig. Tinte kennt eben nicht immer Erbarmen.
Das Mädchen mit den Sommersprossen war jedoch sehr geduldig. Einmal setzte es sich zu Eau Boy auf die Treppe. Doch als sie küssten, machte das Mädchen mit den Sommersprossen ein sehr gequältes Gesicht und es fing an, Wasser zu husten und zu prusten. Und dann kam auch schon der Krankenwagen.
Eau Boy vergaß das Mädchen mit den Sommersprossen und fand eine Arbeit an der Tankstelle. So wusch er Autos tagein und tagaus. Bis zu jenem Tag, als er das Auto des Mädchens mit dem Wind im Haar wusch. Das Mädchen mit dem Wind im Haar sah Eau Boy lange an. Und reichte ihm schließlich einen Zettel heraus, den es in wasserfeste Folie eingepackt hatte. Auf diesem Zettel standen Buchstaben und Zahlen. Es war die Adresse des Mädchens mit dem Wind im Haar.
Als Eau Boy genug überlegt hatte, machte er sich auf den Weg zu dem Mädchen mit dem Wind im Haar. Es wohnte auf einem Berg und Eau Boy musste lange marschieren. Je mehr er sich dem Haus auf dem Berg näherte, umso windiger wurde es. Er spürte den lauen Wind auf den Beinen, auf den Armen und im Nacken. Das war ganz wunderbar und als er endlich oben war, bemerkte er, dass seine Hose, sein Hemd und seine Haare getrocknet waren. Die Tür stand offen. Eau Boy trat ein und setzte sich zu dem Mädchen mit dem Wind im Haar.

Woher ich das alles weiß? Na, ich war heute abend beim Kino’ Kabaret Nantes im TNT. Da gab’s Kurzfilme, gedreht in 48 Stunden. Und Musik gab’s auch. Und ich mag Ausgehen in Nantes, weil man hier so oft ganz selig heimfährt, nach einem wunderbaren Abend.

Verhandlung mit Viper.

Wednesday, June 25th, 2008

Erntge goes Kino für Projektpräsentation. Erntge hat noch viel zu lernen… Zum Beispiel wie das nun mit dem Kapitalismus funktioniert. Was ihr nämlich in ihrer kleinen rosa-Welt als „nischenmäßig revolutionär“ erscheinen mag, kann in Sekundenschnelle von den Vipern dieser Welt als „nischenmäßig unspektakulär“ abgewunken werden. Als eben zu nischenmäßig und deshalb unspektakulär: nicht sehenswert, kein Aufsehen erregend. Was kein Aufsehen erregt, bringt kein Geld. Und darum geht es aber. Immer.
Die Viper ist eine Giftschlange. Die ist gefährlich, weil sie so schnell ist und pragmatisch und weil sie mit einem Schlag eine ganze Herzensangelegenheit vergiften kann. Und die liegt dann verkrepelt in der Ecke und stirbt.
Die Viper von gestern allerdings war alt und ein bisschen weise. Vielleicht hat sie schon mehrere verkrüppelte Herzensangelegenheiten auf dem Gewissen. Auf jeden Fall aber hat sie diesen automatischen Mimikry-Schalter, der wird angeknipst und dann wird losgetarnt und losgepost. Und das ist bestimmt auch irgendwie gut und nötig, weil doch auf dem Markt der Stärkere gewinnt, so wie im Tierreich.
Einmal hat die Viper kurz geblinzelt. Da erst hat Erntge das mit der Mimikry richtig geschnallt. Und war nicht mehr ganz so ängstlich. Am Ende ging sie mit einer guten Hand voll Tipps und Kniffs aus der Verhandlung und hat zum Abschied sogar kurz zurückgeblinzelt. Bloß nicht einschüchtern lassen von den Vipern dieser Welt!

Fußball übrigens.

Friday, June 20th, 2008

Wer sich nicht bemüht, merkt mitunter nix. Ich bemüh mich ja eher punktuell. Und so gar nicht um Fußball. Da muss schon ein portugiesischer Kollege am Unikopierer böse blinzeln, dass ich mir anfang Fragen zu stellen. Der Portugiese lachte aber zum Glück gleich und erklärte sich und eben mir, dass Deutschland ins Halbfinale gezogen ist. Ah! Und während ich noch überlege, wie man Franzosen unverfänglich den Namen „Schweinsteiger“ übersetzen kann, ist er auch schon wieder weg, der Portugiese, und lässt mich Unwissende zurück mit einem Bücherstapel DEFA-Geschichte. So kann’s gehen.

Marx attacks: DEFA.09

Thursday, June 12th, 2008

Ich habe eine neue Brille. Sie ist außen braun und innen neongrün. Durch die seh ich jetzt. Vor allem sozialistisch. Die junge Jutta Hoffmann über Schatten springen, Manfred Krug und den lieben Adam Philosophie tanzen, Angelika Waller heiter Hänge hinuntersausen. Im Park rauchen jetzt neben mir Egon Günther und Konrad Wolf. Und Gerhard Klein. Kurt Maetzig hat kein Tabak bei und schnorrt.
Schön, meine neue Brille. Ich werd sie behalten, auch nach unserem Defa-Projekt 2009. Bis dahin schau ich zurück (Das Kaninchen bin ich, Berlin um die Ecke, Wenn du groß bist, lieber Adam, Ehe im Schatten, Sterne, Der Dritte, Karla, Nikolaikirche, Ich war neunzehn, Dein unbekannter Bruder, Spur der Steine, Solo Sunny, Der geteilte Himmel, Die Mauer, Die Architekten, Die Mörder sind unter uns…) und nach vorn (Januar 2009).

HRO und Darß und überhaupt.

Sunday, June 8th, 2008

Nun bin ich also wieder in Nantes gelandet und wurde sogar mit einem fernen Feuerwerk begrüßt. (Es erleichtert so ein schwer gewordenes Herz doch um einiges, zu wissen, dass sich grad ein Herr Bregovic zu Feuerwerk in genau der Stadt feiern lässt, in der man soeben angekommen ist.) Tja ja, das schwere Herz. (Scheint übrigens ganz klar an Schönefeld zu liegen, Flughafenallergie oder so, da krich neuerdings immer Kratzehals von.)
Aber was waren das für grandiose zwei Wochen! Kaum zu fassen, wie viel Leben in so wenig Zeit passt. Meine geliebte Ostsee, meine Charmante, Sanfte! Verschmitzt plätschernd in Torfbrücke, berauschend sausend auf dem Darß. Erhofft hab ich mir einen klitzekleinen Diamanten. Geschenkt bekommen habe ich ein funkelndes Glitzermeer. Aufgewacht bin ich zwischen Sonneblumen und meine Frühstückserdbeeren hab ich selbst gepflückt. Hui! Und dabei kommt der richtige Sommer doch erst noch! Es kann der schönste Sommer der Welt werden.

Die Baustellen:

Monday, May 26th, 2008

Bei der ersten geht’s nicht voran. Da liegt dieser Riesenkoloss von Findling, wiegt 3400 Kilo und nirgends ist grad Gerät auffindbar, den wegzuschaffen. Die meisten Kollegen schütteln den Kopf und winken ab. Nur einige wenige nicken mir verhalten zu. Achim zum Beispiel. Der einzige, der immer noch ohne Helm arbeitet. (Irgendwann gibt das Ärger.) Achim hatte mir letztens in der Kantine kurz die Hand auf die Schulter gelegt. „Dranbleiben!“ hat er geflüstert. Die Klempner haben das affig gefunden, aber eigentlich war das genau das, was ich gebraucht hab.

Bei der zweiten geht’s nicht voran. Seit drei Wochen warten wir auf das Material. Komisch, denn mit dem Lieferanten gab’s bisher nie Probleme. Immer pünktlich, immer alles tiptop. Seit fünf Jahren arbeiten wir zusammen. Dietrich hatte was gehört, von wegen Umstrukturierung. Mensch, bisschen Glück wär’ denen ja mal zu wünschen. Trotzdem, wie läuft’s bei uns weiter? Lange können wir jedenfalls nicht mehr warten und hinhalten. Hängen ja nich allein an dem Bau…

Bei der dritten geht’s nicht voran. Die Investoren zögern. Weiß nicht wieso. Eigentlich dacht’ ich, der Auftrag wär’ unter Dach und Fach. Kann mir nicht vorstellen, dass sie zur Konkurrenz gehen. Das Schlimmste was passieren könnt, wär’ wenn sie generell am Projekt zweifeln würden. Denn is man Essig. Heutzutage will eben keiner mehr Risiken eingehen, alle überlegen sich dreimal ob sich’s lohnt und rentiert. So ein Mist, das wär’ echt schade. Ich muss ja zugeben, dass es sich bei diesem Vorhaben um so eine Art Herzensangelegenheit handelt. It wär schon traurig…

Kalle hat mich nun jedenfalls erstmal beurlaubt. Naja, er verkauft’s als Geschäftsreise. Haha. Werd runter mit ihm nach Italien für zwei Wochen und bisschen bei ihm mithelfen. Kalle hat da echt schöne Projekte am Laufen und mal paar andere Baustellen sehen kann ja nicht schaden. Ich kann grad eh nix machen. Dann lieber in die Sonne, fremde Sprache und abends schön Rotwein und Spagetti. Baustellen laufen einem ja nicht weg. Würd’ mich schwer wundern, wenn sich alles geklärt hätt’, wenn ich wieder da bin.

Machen nicht machen?

Thursday, May 22nd, 2008

Sieben Vorteile, sechs Nachteile. Und nicht mal auf den Bauch ist Verlass dieses Mal. Der winkt nur ab: „Ey, kann schön werden, kann scheiße werden.“ Exkurs also. Wie trifft man eigentlich Entscheidungen? Münze werfen? Das Internet ist ja herrlich. Auf den pastellfarbenen Seiten fragt man mich folgendes: – Was wird passieren, wenn’s die falsche Entscheidung war? – Was gibt’s zu verlieren? – Schon mit den Mädels geschnackt? – Liste gemacht? Um mir dann am Ende zu sagen, es gäbe gar keine richtigen Entscheidungen, man müsse em ausprobieren. Na danke. Ach und kanntet Ihr schon das Pareto Prinzip? Das sagt, man kann die meisten Aufgaben mit einem Minimaleinsatz von 20% so erledigen, dass 80% aller Probleme gelöst werden. Zwanzig?? Baby.

Kofferpacken.

Sunday, May 18th, 2008

– ein Paar Sandaletten
– das Notizbuch für Beklopptes auf Reisen
– Sonnencreme
– Popo von Die Türen
– Philip und die anderen
– Tabak.

Manchmal besser Wiese.

Thursday, May 15th, 2008

Manches verstehen wir ja nicht. Auch nicht, was das Gemüt betrifft. (Vor allem das Gemüt.) Aber müssen wir ja auch nicht immer! Socken kommen abhanden, Socken tauchen wieder auf. Wer muss da schon wissen wieso? Da legt man sich besser auf die Wiese. Yeah yeah.

…it fiept wohl.

Tuesday, May 6th, 2008

…wohl nämlich wie blühend, frisch, munter, selbstverständlich, strotzend und freilich. Seit es täglich fiept, ist mein Leben unendlich reicher und bunter geworden. Dieser Radiosender hat es in sich. Fip (sprich: „fiep“) flüstert und scheppert und kracht und summt und tiriliert. Mischt mutig alles was geht und auch was nicht geht. Macht froh und träumen und entdecken. Und zwar auch jene, die nicht in Paris, Nantes, Montpellier, Bordeaux, also überhaupt gar nicht in Frankreich wohnen.
Übers Internetz nämlich.
Zeit für eine Liebeserklärung:

Fip!
Du bist wohl, nicht übel.
Denn Du machst wohl zu Mute.
Du hast sie alle.
Du bist durchdacht.
Du bist bekannt im ganzen Land.
Bist wohl wohl wohl.
Fip!