Archive for the ‘gegenwärts.’ Category

Kein Leuchten in den Augen, sondern Schnaps.

Friday, February 12th, 2016

kater
Ein Mann in seinem Alter weint nicht. Deswegen wettert er grobkörnig. Kippt soviel Schnaps drauf wie reingeht. Schnaps und Spuckefäden hüllen ihn jetzt beinahe ganz ein. „Egal, Hauptsache angezogen.” Er hört nicht auf.

Als Erntge ihn fragt, was sein Wunsch ist, hält er ganz kurz inne. Würde ihm jetzt jemand „Als ich wie ein Vogel war“ vorspielen, würde er es vielleicht wagen. Es könnte nur so sturzbachen und tosen, eine ganze Überschwemmung könnte über die toten Küchenfliesen brechen. (Erntge hat die Nummer vom Zauberlehrling in der Hosentasche.)

Nein, er wagt nichts. Dass es kein Schatz ist, was er drinnen hortet und so zwanghaft mit neunzehn Schlössern verriegelt, das weiß er nicht. Dass er das alles dringend loswerden sollte, kommt nicht zu ihm durch. „Sonne Geschütze kriste nich im Laden, was das kostet.“ Lallt er sich zurecht und der Moment ist vorbei.

Schafft er vor dem Lichtaus noch einen Blick in den Spiegel, wird er wieder alles falsch verstehen. Das ist kein Leuchten in seinen Augen, das ist Schnaps. Das ist kein Lächeln um seinen Mund, das ist Schnaps. Und seine plötzlich so leichten Glieder, das sind keine Flügel, das ist Schnaps.

Ohne Peinlichkeit und Hass.

Sunday, January 31st, 2016

erobik
Fast in genau dem Moment, als sich der dicke Monchpunk volltrunken von der Bühne plumpsen lässt, um sich durch das Spalier des Todes, auf dem siffigsten, zigarettenbestummelsten aller Böden zum Tresen zu rollen, um dort Schnaps zu trinken, zurück zu rollen und den nächsten Song zu spielen, fast genau in diesem Moment entdeckt Erntge (an einem ganz anderen Ort) ihr Herz für Schlager. Leute, es gibt ganz hervorragenden Schlager. Der, der die Synthese zwischen eckig und rund schafft und so echt ist, dass alle Kitsch- und Peinlichkeiten verunsichert von dannen ziehen, gemeinsam.
Joy für alle.

Das Zwischenhaus.

Sunday, January 3rd, 2016

123
Das Zwischenhaus liegt hinter der Nebelwand. Um es zu erreichen, brauchst du Mut und jemanden, der schon mal da war. Alle Krähen wettern zur Begrüßung vom Geäst.

Hinten im Garten sind Wildschweine vergraben. Ihre toten Schädel mahnen über aufgetürmten Steinen. Vor dem Haus fängt ein friedliches Feuer alle Töne und Rhythmen ein und schenkt sie der Nacht.

Nachts siehst du keine einzige Hand vor Augen, so dunkel ist es im Zwischenhaus. Hoher Besuch betritt dann den Raum. Eine schwarze Katze klagt oder schimpft, vorwurfsvoll und laut – und ist schon fort, bevor du richtig wach bist und dich wunderst.

Wer das Zwischenhaus betritt, erliegt sofort seinem Charme. Hier sprechen alle bedacht. Hier setzt sich eine Hexe mit an den Tisch, schaut in dich rein und sagt dir was sie sieht. Hier fallen Haare und still wächst ein tiefes Band. Die Krafttiere, die das Haus beherbergt, schnurren viel und lassen sich von dir streicheln.

Auf jeden Fall bis nächstes Jahr.

Saturday, December 19th, 2015

winter

Wie friedlich so eine Wintersonne am frühen Nachmittag ins Wohnzimmer scheint, kriegt kein ernt mit, das immer nur arbeitet oder schläft.

Endlich wieder Zeit! Für alles! Für nichts! Am besten im Bademantel mit Kaffee und Klaviermusik. So kann das erntgewegen gerne ewig gehen.

Strapaze in feucht.

Sunday, November 22nd, 2015

hobby

Erntge war zum Automatentier geworden und wollte mal wieder was erleben. Besonders an diesem Tag! Was Echtes sollte es sein, was mit innerer Regung und ganzheitlichem Beteiligtsein fernab von den Sargcouchen dieser Stadt. Ja. Im strömendsten aller Regen also, als es nur so sturzbachte und brauste, musste es sein: ein Strandlagerfeuer. Eins, das durchhalten sollte und strotzen: dem blöden Wind, dem blöden Regen, der blöden Dunkelheit.

Ha! Niemals hätte Erntge geahnt, wie dann alles kam. Es kam tatsächlich noch mehr Regen als erwartet und… Gäste!!! Wow, welch schöner Anblick: bemützt, beschalt, beregenschirmt tropfte es den Leuten von den Nasen und alle Augen lachten. (Vielleicht wegen der großen Absurdität des Ganzen, vielleicht wegen Schnaps.) – Egal, Erntge ist selig und freut sich über alle, die die Strapaze wagten. Aus welchem Grund auch immer.

… und sonst so?

Thursday, November 12th, 2015

DSCF7027

Endlich hat Erntge wieder einen Mitbewohner. Der nimmt das Bücherregal auseinander und will alles über Surrealismus wissen. Anlass, endlich dieses schöne Bild hier wiederzufinden, das auf erschreckend authentische Weise Erntges aktuelles Sein verbildlicht. Bravo.

Für den Akku.

Wednesday, October 28th, 2015

leicht

  • Konzerte besuchen und sich dann lauthals Titel von ganz anderen Bands wünschen.
  • Drei Tage Sauna mit anschließend stundenlang in die Sonne glotzen. (Vitamin D.)
  • Neun Stunden Schlaf pro Nacht. (Plus Mittagsschlaf!)
  • Einladungen aussprechen und längst Versprochenes endlich halten.
  • Bettzeug waschen. (Den Superweichspüler benutzen.)
  • Spinat und Salat trinken.
  • Den eingeschlafenen Dialog mit der Belastbarkeit anstoßen, zB. per Fahrrad.
  • So viel wie möglich küssen.
  • Alle Grünpflanzen gießen und ihnen gut zureden.

Erntge im Luxus.

Thursday, October 15th, 2015

was_sagen_tun.
Das Glück ist kaum auszuhalten. Jeden Morgen freut sich Erntge. Darüber dass der Wecker noch funktioniert, dass warmes Wasser aus der Leitung kommt, dass sich der Rückspiegel abblenden lässt und dass der Schreibtisch auch abends noch so schön stabil ist. Harrrrr.

Irritation: innen & außen.

Thursday, September 3rd, 2015

welten
Erntge ist irritiert wie die Haut ihrer SchülerInnen. Irgendwas ist mit denen passiert im Sommer. Mit allen gleichzeitig. Was bloß?

Zuerst stellen sie ihren Sitzplan fürs neue Schuljahr auf. Alleine! Selbstorganisiert (inklusive ZeitwächterIn!) und richtig gut. Keine/r heult am Ende und alle Möbel sind intakt, als Erntge wieder in den Klassenraum kommt. Hm!

Dann sehen wir in einem Film total sexistischen Scheiß und in Erntge brodelt’s natürlich und sie versucht, so ultrakorrekt und ein bisschen zu akademisch vielleicht, den Mädelz zu erklären, was das für eine Sauerei eben war. Schnaufen und gehobene Augenbrauen!! Die Klassensprecherin unterbricht Erntge endlich und meint, das wär doch längst klar. Es wäre natürlich (!) der Traum aller (!) Mädelz (!), in Bikini (!) auf einem brennenden Auto (!!) zu tanzen (!) und sich dabei von Männern (!) angaffen zu lassen. (Dazu nochmal gehobene Augenbraue und Kopfnicken.) – Hä? Wow! War das grad zynisch? Erntge ist beeindruckt und beendet sprachlos den Unterricht.

Dann, (Erntge hat entschieden, dass sie jetzt endlich Videos schneiden können sollen), alle im PC-Pool. Erntgo sitzt vorne und schmeißt ihren Bildschirm an die Wand. Erklärt das Schnittprogramm so richtig schön pädagogisch (also vor allem langsam) zum Mitmachen. „Hier: fügt ihr den Clip ein, zwischenspeichern … blabla.“ Schleicht die Informatiklehrerin zu Erntge und flüstert ihr ins Ohr: „Kannst aufhörn, die hams längst geschnallt und fügen schon Sounds ein.“ Hä???

Wahnsinn. Erntgo is andauernd baff. Die lieben Kleinen (die lieben Mittelgroßen?) (die lieben Fasterwachsenen) (äh…) pesen andauernd durch den Schulflur und machen. Horrorfilme, Sketche, Interviews… alles auf Englisch, alles mit Video. Besorgen sich Ketchup, Decken, bringen selbstgebastelte Kettensägen mit, sprechen sich ab, schneiden und rendern und machen andauernd. Alle zusammen und miteinander und dann lachen die auch noch.

Das muss bei Erntge ersma ankommen. Dass die jetzt groß werden.

Manieren und Möwen.

Thursday, August 20th, 2015

möwi
Erntge pest den Fluss lang. Links blau, rechts grün, unten gelb, oben blau. Und plötzlich, so unvermittelt wie ein Lachanfall, kackt diese Möwe doch ein Flugzeug an den Himmel. So ein richtiges mit Kondensschweif. Ha! Die Möwe kichert und Erntge auch.