Archive for the ‘gegenwärts.’ Category

Paddeln hilft.

Wednesday, June 15th, 2011


… ernt kann ja auch einfach ma den ganzen Scheiß vergessen und ab inne Natur machen. (Ja, auch das.) Vier Mädchens, drei Tage, zwei Zelte, ein Kocher. Toppi! Von Feldberg ging’s nach Lychen und tiefer geht fast kein Osten. Wir haben einen ganz fantastischen Mecklenburger kennengelernt (kein Wort zu viel), unsre Muckis gestählt und Sabine hat sich nebenbei ‘n Job klargemacht: na hallo! Entspannt verspannt geht’s also in die neue Woche… die ja irgendwie auch gleich wieder um ist und denn….
Hach ja, denn!!!

Bei den dicken Privaten.

Thursday, June 9th, 2011


… blinkt überall was und im metallenen Konferenzraum laufen CNN und N24 und BBC gleichzeitig aus der Schrankwand. Da kommunizieren selbst die Zitronenscheiben in der Wasserkaraffe Motivation und die Bereitschaft sich für was Besseres und Strahlendes einzusetzen. Erntge wollte sich nicht von Zitronenscheiben einschüchtern lassen und hat versucht zu lächeln.

Leute, es geht um Geld!! Erntge kennt 14 Wörter für Gewinn*, aber richtig aufm Schirm hat sie nicht, was eigentlich alles dahinter steht. Jetzt denkt Erntge, dass es vor allem um schnell, um pragmatisch, um praktisch geht und dass alle immer auf zackizacki sein müssen.

Erntge hat sich verkleidet und das Spiel mitgespielt, wer dem Gegenüber länger überzeugt in die Augen gucken schafft. Ihre Gesprächspartnerin, eine junge topmodellige und hochglänzende Businessrakete aus dem Club der schönen Mütter, hatte sehr blaue Augen. Die schien sie allerdings intern verhangen zu haben: raus kam nix, reingesogen hat sie aber jedes nonverbale Detail von Erntge.

Über viele Sachen denkt Erntge jetzt nach. Wieso die Businessrakete sie nie ausreden lassen hat zum Beispiel. Und warum sie Erntge so schnell die graue Papiertüte über den Kopf gestülpt hat, wo „gähn“, „weltfremd“ und „vergeistigt“ drauf steht. Fängt intellektuell bei den Privatheinzen denn tatsächlich schon beim OFAJ an?

Gestern hatte der eine von den beiden lustigen Franzosen, für die Erntge grad arbeitet, lange vom „choix de vie“ gesprochen, einem Weg, für den man sich irgendwann bewusst entscheidet. Und lieber als das heutige Vormittagsprogramm hat Erntge natürlich das heutige Nachmittagsprogramm. Lässig per Fahrrad und in normal gekleidet geht’s nämlich zum Helmholtzplatz, wo unverkrampft telefoniert und koordiniert wird und wo immer Zeit für Kaffee und Schnack auf Französisch bleibt.

– Geld gib’s dafür allerdings nicht.

*Profit, Umsatz, Einkommen, Erlös, Ertrag, Nutzen, Plus, Verdienst, Ausbeute, Einnahmen, Geschäft, Kapitaleinkünfte, Reibach, Reinerlös.

Dürfen die das?

Saturday, June 4th, 2011


Welche Ihrer beruflichen Ziele haben Sie schon erreicht? Wie gehen Sie mit ungerechtfertigter Kritik um? Welche Charaktereigenschaften würden Sie gern an sich ändern? Wie treffen Sie Entscheidungen? Welche Ziele verfolgen Sie im privaten Bereich? Welche Fächer würden Sie heute studieren? Welche Methoden und Techniken haben Sie, Ideen zu entwickeln und Aufgaben zu lösen? Wo möchten Sie sich beruflich in 5 Jahren sehen? Was war Ihr größter beruflicher Misserfolg? Möchten Sie bald Kinder? In welchen Bereichen haben Sie sich bereits weitergebildet? Bei welchen Unternehmen haben Sie sich noch beworben?

Drinnen Wundern.

Sunday, May 29th, 2011


Erntgi liebt Buchstaben. Erntgis Mutti liebt Ordnung. Buchstaben und Ordnung müssen nicht immer miteinander zu tun haben. Und Erntgi hat mal länger bei Erntgis Mutti gewohnt. Ihr versteht! Es hat sich Einiges angehäuft in diesem Leben. Und am Wochenende reichte es Erntgis Mutti. (Höchstwahrscheinlich hat sie nun auch alle Hoffnungen begraben, Erntgi gründe demnächst einen eigenen Haushalt, eine eigene Familie usw. usf. etc. pp. usw. usf. etc. pp. pp. pp…) – und jedenfalls präsentierte sie ein Ultimatum und gestand Erntgi einen (!) Karton im elterlichen Keller zu.

Erntge im Konflikt! Statt sich weiter intensiv mit der Mimose Zukunft zu befassen (die sich derzeit wirklich bitten lässt und divenhaft rumzickt wie nur was), soll Erntge ein Wochenende lang mit deren Erzkonkurrentin Vergangenheit anbandeln?! Ein kurzer Blick ins Muttiauge klärt jedoch, dass es hier nicht wirklich um Entscheidungen gehen kann, die wurden längst getroffen.

Ihr Guten. Was war das denn für ein Wochenende! Zum Totlachen. Zum Heulen. Wieso habt Ihr denn bloß immer so viele Postkarten und Briefe geschrieben!! Wieso hat Erntge denn nie was weggeschmissen? Diese ganzen Fotos! Musike! Diese irren Zeiten… Kniegöbeln, Gulgern, – Krongold mit Haaren! Dass Erntgi schon sooo lange Buchstaben liebt, war ihr gar nicht klar. Tagebücher! AAAAhhhh! Das erste von 1992. Ihr wisst wie alt Erntge da war?! Hilfe. Hilfe, ey. Und auf einmal schaut Erntge ein schwarz-weißes Mädchen an, das hält eine Urkunde in der einen und einen Blumenstrauß in der anderen Hand. Die sieht aus, als blicke sie in eine verheißungsvolle Zukunft oder so. Irgendwie als hätte sie eine Chance und als würde alles gut.

Nantes.

Monday, May 16th, 2011


Groß und schwer. Erntgo steht vor der Tür, die sie vor Jahrzehnten mit lautem Knall zugeschmissen hatte. Die Wucht des Zuschmiss hatte damals eine Handvoll Lackfetzen in den Tod gestürzt. Träge waren die aufs Parkett gefallen, so trostlos und von einem sterbenden Grau, das Erntgi am Ende ganz wuschig gemacht hatte. Es hatte ihr nicht leid getan.

Und nun: hat der Mann mit dem Schlüssel neu gestrichen. Vom sterbenden Grau findet sich keine Spur mehr an der Tür. Erntgi hat sogar die Lupe ausgepackt und fühlt sich wie Sherlock Holmes. Dennoch: findet sie einfach keinen Überrest der alten Farbe unter dem frischen Anstrich. Einladend und munter wirkt die Tür, deren Rahmen und Knarzen Erntgi auswendig kennt.

Drinnen ist es wie immer anders. Da zwinkert der abgestandene Schreibtisch mit dem Abdruck von Erntgis alter Kaffeetasse. Die Flecken auf dem Teppich prusten Anekdoten und im Sperrmüllsessel sitzen jetzt Menschen, die Erntge zwar nicht kennt, deren Geschichten sie aber blindlings aufsagen kann. Das alte Bücherregal hat ein neues Kleid an. Das hat der Mann mit dem Schlüssel ausgesucht. Erntge weiß wieso und freut sich, dass sie ihr Lieblingsbuch jetzt immer bei sich trägt. Als sie sich in den Drehsessel setzt, wird Erntge kurz schwach. Rasanter Rundblick. Und noch einer! Noch einer! Als Erntge juchzt, wird ihr klar, dass sie hier mal sehr glücklich war. Und sehr traurig. Und sehr wütend und unsagbar verliebt und fassungslos und gespannt und dankbar und müde.

Neben der schönen Flügeltür aus Glas, durch die das Licht so herrlich fällt, dass einem ein bisschen schwindlig wird, steht ein kleiner Kaktus. Der ist neu. Wenn Erntgo wieder die Tür hinter sich schließt, will sie an den denken.

Ich sach ma yeah.

Monday, May 9th, 2011


Wer regelmäßiger Alkohol genießt, hat weniger oft mit Katern zu tun. Und freundet sich öfter mit Katzen an. Die mauzen, fauchen oder schnurren. Entgegenkommend, einnehmend und wohlgesinnt. Was auch interessant ist: die Kubb-, Picknick- und Überhauptandauernddraußen-Saison ist eröffnet! -Yeah! Und: fluoriszierender Nagellack. -Yeah! Nach so viel Aufregung ist Erntgi bestens vorbereitet und in Reiselaune. Nach Frankreich geht’s morgen. Da haben Menschen andere Hobbies und Katzen. Guck ich mir alles an. Und sach ma yeah!

Der sichere Blick zurück.

Wednesday, May 4th, 2011


Könnte Erntge wie sie wollte, käufte sie sich eine Spezialbrille für vorwärts und rückwärts gucken. Ehrlich, da würdse ernsthaft investieren. Da gabs Holperphasen bei Erntgi, da hat sie sich den sicheren Blick zurück gewünscht. So schön ausm zukünftigen Sicheren heraus ins vergangene Unsichere zurück. Und denn hätte Erntgi gern leise gelächelt und laut gesagt: “Hach, hätt ich damals gewusst, dass dann doch alles….” und dann hätte sie gern lässig abgewinkt und sowas wie “tsss” geseufzt oder fröhlichlaut gelacht. “Haha!”

Tüllich kann man, – und ernt auch, sich und anderen stetig vorkauen, dass es schon seine Richtigkeit hat, nicht zu wissen was kommt. Dass der sichere Blick zurück nur ausm Präsenz heraus gehen darf und nicht aus der Zukunft. Is ja alles richtig. Aber wenns doch so holpert, schüttelt’s einen ja manchmal so durcheinander, dass man gar nicht merkt, wie das Glück jeden Morgen mit aufs Fahrrad steigt. Das will Erntge aber keinesfalls verpassen: wie das Glück jeden Morgen mit aufs Fahrrad steigt.

Dazwischen.

Friday, April 22nd, 2011

Eine Vergangenheit gab Erntge ein Rätsel auf. Weil Erntgi so was sehr mag, nahm sie das Telefon und rief die Vergangenheit an. Erntge hielt sich die Ohrmuschel ganz dicht ans Ohr, als eine fröhliche Zukunftsmusik aus dem anderen Ende der Leitung zwitscherte. Die Musik war sehr schön. Und doch war Erntgi ein bisschen durcheinander, nachdem sie aufgelegt hatte.

An der Haustür klingelte später eine andere Vergangenheit und brachte ein Bündel Zukunft mit herein. Auf Erntgis Sofa wurden alle Öffnungen des Bündels bestaunt und bepflegt. Und diese Vergangenheit fragte, ob Erntgi sich um eine Zukunft des Bündels kümmern wollte. Und Erntge sagte ja.

Abends ist Erntge dann zu einem Mann gegangen und hat ihm beim Leben zugeguckt. Hat laut gelacht, sich auch die Ohren zugehalten und dann leise gestaunt. Erntge ist auf dem Sofa des Mannes beinahe eingeschlafen, so selbstverständlich wie dessen Vergangenheit Zukunft war.

Jobsuchen.

Wednesday, April 13th, 2011


Ok. Also. Klick. Klickklick. Klick. Klickklick. Klickklick. Mhm. Klickklickklick. Ok. Klick. Oha! Klickklickklick. Gut, aber wieso denn in Stuttgart… Klickklick. Klick. Klick. Klick. Klickklick. Klickklick. Klick. Mäh. Klick. Klickklick. Na toll. Klick. Ey was! Sonst noch was? Pff. Klick. Klickklick. Klickklick. Klick. Klickklick. Klickklick. Klick. Klickklick. Ok. Aus. Raus. Morgen vielleicht.

Widerstand an der Basis.

Wednesday, April 6th, 2011

Er hatte Einiges erlebt. Jetzt saß er zerknautscht am Tresen und jammerte in sein Bier. Auch über den Zahn der Zeit, der seiner Meinung nach zum unermüdlich schuftenden Zahnrad der Zeit verkommen war und nurmehr zubiss.

Die da oben hatte es ihm aber auch wirklich nicht leicht gemacht. Hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, zweimal sogar über elf Stunden lang. Hatte ihn in Steigbügel, Taucherflossen und Wanderschuhe gesteckt. Ihn bergauf und bergab gejagt, durch hunderte verschiedene Klimazonen hindurch. Er trug davon Narben am ganzen Körper. Gänzlich entblößt hatte sie ihn mehr als einmal gegen Gaspedale und Bremsen gepresst, ohne Rücksicht auf seine Würde. Im Salzwasser wäre er einmal fast erfroren und in der Kakteenwüste fast erstickt. Und die blöden Flipflops hatte sie in ihrem Wahn eine Nummer zu groß besorgt, ganz verloren war er darin wochenlang hin und hergekugelt. Eine Schande war das! Jedoch noch nix im Vergleich zu den biestigen Viechern, die sie ihm zwei Monate lang schutzlos ausgesetzt hatte! Mit so einer Moskitoarmee muss Fuß erstmal klarkommen! Und dass sie ihn nun, nach all den Strapazen, wieder in muchtige Winterstiefel presste, war wirklich unfassbar.

Wenigstens einmal hatte er ihr es seitdem ordentlich gezeigt! Hatte nämlich die Kollegen angestachelt, aufgehetzt und den grandiosen 24h Streik organisiert. Wie süß doch Rache schmeckt! Ihr schmeckte nämlich gar nix mehr, Fuß hatte doch tatsächlich ihren gesamten Biorhythmus für den Streik gewinnen können! (Naja gut, der Kopf, dieser Feigling, hatte sich natürlich wieder rausgehalten.) Aber trotzdem – Schlafentzug und Fressattacken zu den unmöglichsten Uhrzeiten: das war ein Erfolg! Fuß grinste seinem Nachbarn selig ins Gesicht.

Als der aber meinte, er habe gehört, ihre offizielle Ausrede sei „Zeitumstellung und so“, grinste Fuß nicht mehr, sondern bestellte einen Doppelten.