Archive for the ‘fernchen.’ Category

Graz aber herzlich.

Saturday, June 7th, 2008

Da war also das Theater am Lend. Mit grüner Wiese anbei. Auf der brüllten sich auch manchmal schöne, gecastete Hochglanzbroschürenmenschen gegenseitig ins Gesicht. Das vierblättrige Kleeblatt aber, das fanden wir. Und wir waren viele. Vielleicht wirkten wir nach außen hin ein wenig chaotisch. Dafür war alles an uns echt. Singend zogen wir durch die Stadt. Selig starrten wir auf bewegte Leinwände im Stadtpark. Kichernd mampften wir beim Bürgermeister. Und ausgelaugt klapperten wir nach Wien. Überall trafen wir auf freundliche Menschen, die Bett, Dusche, Essbares oder Tatkraft zur Verfügung stellten. …Na und Paul! Da gab’s diesen blauen Himmel und da gabs’s die Berge und die Mur und das Kunsthaus und das „Exil“ und 35 Grad… aber da gab’s vor allem ein Wir. Und das war das Schönste, was ich je auf einer Theaterbühne sah.

Und die Faxen? Ja, hier:

– eine Grazwanderung machen
– der Wolkengrazer
– Rückgraz haben
– Graz aber herzlich
– aufgegrazt sein
– la Graz matinée
– Grazablanca, as time goes by
– Amazing Graz (how sweet the sound und so weiter)
– Graz à vous… (j’ai passé des super vacances)

Soundtrack: Neutral Milk Hotel.

Friday, February 29th, 2008

Ich verbringe Teilzeiten meiner Freizeiten mit Reisen.
Diesmal ging es nach Manchester.

Zunächst ist festzuhalten, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen aktivem und passivem Wissen gibt. Linksverkehr, meine Damen und Herren. Das weiß man ja. Und doch klappert’s mitunter mächtig im Gehirn; das beginnt bei Kreisverkehren, geht weiter beim Anblick der Lenkräder in den Autos und endet mit erleichtertem Seufzen, wenn umsichtige Menschen an unübersichtlichen Kreuzungen Hinweise für Touristenfußgänger hinterlassen:


In Manchester also. Wo die Busse privat und die Museen gratis sind. Wo Briten anders Deutsch sprechen als Franzosen. Wo man stolz zur working class gehört und im Club laut Pink Floyd Lieder mitgrölt. In Manchester, wo man wie in kaum einer anderen Stadt Musikgeschichte lebt. Wo man „street“ ist und ganze Tage in Plattenläden verbringen kann. Wo selbst der Erdboden rockt.

In Manchester, wo es eine andere Spezies Frau gibt. Installierte frau sich in England, striche sie sich besser „Fein“, „Subtil“, „Raffiniert“ und „Intellekt“ aus dem Kopf. Besser ist das nämlich, wenn sie mit den stampfenden Fleischberg-Ladettes mithalten möchte. Die moderne Engländerin ist strunzblöd, rülpst, flucht und hat keine Klamotten in ihrer Größe. Diesen Prolltyp in Frauenformat gibt es übrigens in allen Altersgruppen.

In Manchester, wo man im Supermarkt an der Kasse mit „Cheers, love!“ verabschiedet wird. Wo es das historische York in der Nähe zum Angucken gibt und Liverpool natürlich. (Ist übrigens Europäische Kulturhauptstadt 2008 und viel zu viel für ein Gehirn voll Manchester, zumindest, wenn man wie ich keine Uhr, aber einen Paris-Rückflug im Nacken hat.) Und wo man einen Dilettantismus lebt, der seines gleichen vergeblich sucht. (Natürlich ist niemand bereit, diesen zu perfektionieren.)

In Manchester… wär ich gern öfter.



Manchester liegt in England.

Thursday, February 21st, 2008

Nach den vielen guten Ratschlägen („Nimm Dir Essen mit!“, „Verabschiede dich von schönen Menschen!“, „Üb Kotzen gegen den Laternenpfahl punkt Elf!“, etc. etc.) fahr ich nu los. Paris-Liverpool-Manchester soll das Ferienprogramm sein und es ist wunderbar. Bisschen denk ich ja, ein Diktiergerät wäre angebrachter als der Fotoknips, aber vielleicht reichen ja die urlaubenden Gehirnzellen, danach soviel Manchester-Akzent als möglich hierher nach Frankreich zu bringen. Im Anschluss versprech ich Monologe zu Manchesterhosen und zum Unterschied von Manchester-liberalismus und Manchester-kapitalismus. Bei Bedarf.

PS: Auf dem Bild sieht man übrigens gut, dass Ihre Majestät (also die von den Engländern) nen ganz schönen Vogel hat.

Zürich (Epilog).

Wednesday, August 1st, 2007

Bin da! Jedoch! Was ist hier los! In Berlin SXF gefühlte minus 20 Grad gestern. Heute trink ich Brennesseltee, nicht Alster. Das ändert sich doch noch?!

Hier jedenfalls die Zürichfotos:

Nach Zürich. (hinterher.)

Friday, July 13th, 2007

Kawomm. Immer passiert viel. In Zürich auch. Schönes vor allem.
Ganz toll hab ich gewohnt, noch besser hab ich gegessen, dann kam ich mir 3 bis 7 mal äußerst dekandent vor. Zum Beispiel als wir in diesem schnieken Café vom Berg aus Kaffee schlürften gegen den grünen Zürichsee, der sehr befreundet scheint mit dem hiesigen Azur des Himmels und dem angedeuteten Dunkel der Berge. Oder auch beim Hinblick auf dieses nichtendenwollende grandiose Feuerwerk von der Terrasse des Botanischen Gartens aus.

Ich hab Irina Palm fotografiert, als sie es nicht bemerkt hat. Ich dagegen hab sehr wohl bemerkt, wie gern ich fremden Küchen sitze. Morgens.

Mit Sigur Ros auf den Ohren ging es durchs Kunsthaus. Dort gab es zum Beispiel Wurstmodenschauen (Peter Fischli, David Weiss: Fragen & Blumen) und endlich weiß ich, dass sich die gemeinen Gegensätze “blöd” und “lustig” ähnlicher sind, als ich bisher angenommen habe.

35 Minuten habe ich vor einem Galerieschaufenster zugebracht, wo es ein Video über einen kartonsammelnden Penner gab. In Zürich selbst tragen die Punks schnittige Outdoorjacken (Fleece). Den Hanfburli hab ich getroffen im Bus. Der hatte keine Zähne aber einen schönstinkenden Hund und der möchte sich gern politisch engagieren (der Hanfburli, nicht der Hund) und als erstes die Arbeitslosigkeit in Zürich bekämpfen. Da musst ich kurz lachen. (2,8% isse hoch. tief.)

Im Cabaret Voltaire habe ich eine Zichte geraucht, obwohl es erst nachmittags war. Dada is wohl aber tot, denk ich. Ich hab mich auch so Dinge gefragt, zum Beispiel, wer nachts die Straßen in Zürich ableckt und ob ersiees aus Patriotismus macht. Und wie schnell gewöhnt mensch sich eigentlich an Luxus? Wassermassen hab ich stürzen sehen und jede Nacht ganz toll geträumt. Die Kompostmoderne hab ich entdeckt und mir schönste Kinkerlitzchen im Brockenhaus gekauft. In der Roten Fabrik hamse fast alle gekifft, aber ich aß Schokoladentorte und blätterte im Max Ernst Bildband.

Motorrad bin ich leider nicht gefahren, aber dafür hab ich mir die Mendelschen Gesetze nochmal erklären lassen und war schön bei den Klonmäusen in der ETH (volle Kanne mit Overall und Gummihandschuhe und Gasmaske und allem pipapo.) Nicki hat aber keine auseinandergebaut. Im Fachbuch für Biochemie wird übrigens auf Seite 666 die Luciferase erklärt. Die hab ich aber echt nicht verstanden… jaja, Parallelwelten Anne!

Es war toll! Züricher Regen geht ganz anders als Nantaiser Regen. Bin ich eine Regentouristin? Auf jeden Fall bin ich jetzt Fotografin auch. 2 Filme hab ich verknipst mit der Lomo. Find ich einen Scanner, gibs die hier bald zu sehen. Na denn!

Nach Zürich! Preparation.

Wednesday, July 4th, 2007

“Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilch-seife der Welt. (…) Ich will keine Worte, die andere erfunden haben. Alle Worte haben andere erfunden. Ich will meinen eigenen Unfug, und Vokale und Konsonanten dazu, die ihm entsprechen. Wenn eine Schwingung sieben Ellen lang ist, will ich füglich Worte dazu, die sieben Ellen lang sind. Die Worte des Herrn Schulze haben nur zwei ein halb Zentimeter.”
(Hugo Ball, Eröffnungs-Manifest, 1. Dada-Abend, Zürich, 14. Juli 1916)

Und weil der gute Herr Ball es nicht nur beim Wollen belassen hat (ein Glück!), fahr ich nun nach Zürich. Und ich belass es auch nicht nur beim ‘ins Cabaret Voltaire gehen wollen’, sondern geh da wirklich hin. Dahin nämlich, wo einst Tzara und all die Verrückten die größte Kunstrevolution der Welt angezettelt haben. Und zu Anne. Endlich.