Erntge hat sich 2 Jahre lang überlegt, wie Muttitum geht. Anfangs ist ja alles sehr biochemisch und unfassbar. Unfassbar gut, wenn es schier übers eigene Selbst hinauswächst und in bis dato unbekannter Verzückung gipfelt. Unfassbar schlecht, wenn es sich vordergründig in Verzicht und Verfall zeigt. Na jedenfalls. Nach zwei Jahren ist Erntge weiter ohne Ahnung, aber mehrere Wörter mit Anfangsbuchstaben „V“ wiederholen sich verlässlich freundlich in den sich stets widersprechenden Antworten.
Eine Sache zum endlos gedanklich Draufrumkauen ist ja die Frage nach Identität und Rolle. Herrje. Wo fängt Mutti an, wo hört Erntge auf, was will Erntge, was wollen die anderen, was wollen die anderen das Erntge wollen sollte, was will der Markt, usw. usf. Puh. Und dabei sind wir hier noch im klassischen heteronormativen Kontext, wie halten das denn nur andere Menschen aus!
Was ja immer hilft ist Lesen. (Die Frage nach der Zeit dafür muss an dieser Stelle leider vernachlässigt werden, weil: ist keine da.) (Wer ohne Zeit ist, verliert schneller als gedacht jedweden Kontakt zu angesagter Popkultur.) (Da braucht es junge Menschen im näheren Umfeld und mindestens 1 Christinlein Brilliant, um diesen Kontakt zu pflegen.) (Erntge schätzt sich glücklich, gleich in beiden Bereichen gut aufgestellt zu sein.) Also liegt auf Erntges Tisch jetzt das Commando Culotte von Mirion Malle. Ein großes Glück! Mirion Malle zeichnet spritzig, abwechslungsreich, ironisch. Lässt genügend Raum fürs Selberdenken, die Texte sind ist witzig und dicht. Und gelernt hat Erntge auch gleich was: Erstens: dieses Buch gibt’s noch nicht auf Deutsch, wieso nicht, es sollte ein Standardwerk für feministische Medienpädagogik werden. Zweitens: der Bechdel-Test!
Um rauszukriegen, ob weibliche Figuren in Filmen/Serien/Büchern vorurteilsfrei und überhaupt repräsentiert werden, kann dieser einfache Test gemacht werden, bei dem nur drei Fragen beantworten werden müssen: 1. Gibt es zwei Frauen mit Namen? 2. Sprechen diese Frauen miteinander? 3. Sprechen sie über etwas anderes als Männer? Dreimal ja ist schon bestanden. Es gibt auch eine Liste zur Orientierung. Die schlechte Nachricht: nur einer von Erntges drei Lieblingsfilmen hat bestanden, neeeeeiiiiiiin.
Wenn Erntge mal wieder Zeit hat, übersetzt sie erst Malles Buch „Schlüpperkommando“ und entwickelt dann den Bechdel-Erntgo-Mutti-Test und schaut sich alle Filme (mit Chips!) an, für die sie jetzt keine Zeit hat und untersucht dann total empirisch und fundiert, ob und wie Muttitum in aktuellen Medien dargestellt wird. Und wenn sie sich dann vom Ergebnisschock erholt hat, ersetzt sie in jedem Songtext „Mama“ durch „Papa“ und sprüht zwei von drei an eine Hauswand ihrer Wahl. So.