Immer zwischen.


Anfang und Ende sind irgendwie aus Erntges Leben gepurzelt. Alles findet gleichzeitig statt. Verrückt! Wie es zeitgleich fordert und entspannt. Eine Bildercollage:

“That’s decrusting!”, sagt Lilli immer wieder in die Kamera und lacht. Unter ihrem linken Lid bröckelt grob Maskara. Acht andere Zwerge wuseln. Sie fordern das Mikro heraus, sortieren alle Kostüme neu, posen, plappern, pubertieren. Unter Erntges Haar braut sich was zusammen. Ob wir je mit diesem Film fertig werden?

Im blanken fremden Klassenzimmer wird Erntge wieder 13. Vorn schwadroniert ihr alter Französischlehrer Französisch und Erntge schreibt alles mit. Wie früher. Latscht der gegen seine Tasche, die noch dieselbe ist. (Ob er je den Sturzhelm vom letzten Schultag benutzt hat?) Plötzlich sind da viele alte Bilder und Erntge ist ganz mulmig.

In der Kirche sitzen alle Päärchen links bis bisschen mittig und alle Singles ganz rechts auf den Bänken. Als der Countertenor ansetzt, wird Erntge kurz schwindlig. Die Kerzen, die Kreuze, der Anblick der Alleinen, die vermissen. Die Frau vor Erntge hat wahnsinnig schöne kastanienbraune Haare. Sie glänzen mild und duften freundlich. Erntge widersteht, weil sie sich über den Text des letzten Liedes wundern muss: “Jesus macht dich geistig klein?” Wie progressiv!

Verschanzt hinterm Schlagzeug im Keller der Musikschule: von vorn hagelt es schiefe Töne aus Geigen und – wie Messerspitzen – Musiktheorie. Geballt. Erntge sucht Halt zwischen den Notenzeilen und findet keinen. Eine puterrote Greta versucht zu vermitteln zwischen Akkordeon und Schlagzeug und stellt immer wieder Saxophone in Aussicht. Erntge freut sich auf die Couch…

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