Valesko Reist-Stetig. (4)

Die unangefochtene Chefin am Teich war die alte Erdkröte Knarf. Ihr zipfelten ganze fünf Hornwarzen von der Stirn. Seit nunmehr 100 Jahren hatte sie hier das Sagen und alles im Griff. Als Knarf mit ihrem gesamten Körper vorschnellte, um eine vorbeiflitzende Assel zu packen und dann genussvoll zu knacken, wandte sich Statiska an Valesko und flüsterte ihm leise ins Ohr: „Eine für gerechten Scharfsinn, eine für taugliche Nachhaltigkeit, eine für sinnlichen Genuss, eine für frohen Mut, eine für die schöne Kunst.“ Valesko nickte und betrachtete ebenfalls die Hornwarzen der Erdkröte. Sie waren wirklich beeindruckend spitz!

Am Teich ging es betriebsam freundlich zu. Zahlreiche Frösche, Unken und Kröten wuselten umher, maßen zerfallene Mauern, sortierten Totholz, beäugten Laub, einige inspizierten die ufernahen Erdlöcher. Ihre Emsigkeit und das erregte Gurgeln seiner Jungfröschin erfreute Valesko. Hatten die beiden denn endlich ihr Zuhause gefunden?

„Doch sagt, seid ihr wie ich Kulturfolger?“, gluckste da Knarf und sah die beiden scharf an. „Dieser Teich hat Geschichte und ist nicht für jeden Frosch geeignet.“ Valesko und Statiska sahen sich erst an und dann um. Es stimmte. Die Steine waren sehr scharfkantig und das Wasser des Teiches so trübe wie krautig. Er war natürlich gewachsen und hatte nichts mit den komfortablen künstlichen Hochglanzufern zu tun, für die andere Frösche ein Vermögen aufbrachten. Was Statiska und Valesko aber auch wussten, war, dass nur hier die Sonne einen Morgennebel zauberte, der nirgends milchiger war. Und dass der modrige Geruch nirgendwo erdiger roch als hier nach einem Regentag.

Valesko wandte sich an Knarf: „Beste Erdkröte. Wir wissen um die Einzigartigkeit des Ortes und wollen ihn tüchtig pflegen und beleben. Wir sind mutig und wollen ein gutes Zuhause schaffen, das auch anderen offen steht.“ Knarfs anschließender prüfender Blick fühlte sich auf Statiskas Schultern an wie vier Baumstämme mindestens. Sie hielt ihm dennoch stand und lächelte freundlich zurück. „Gut“, quakte da Knarf, „meine Erlaubnis, ihr sollt sie haben.“

Valesko und Statiska bedankten sich freundlich. Als sie um die Ecke gehüpft waren, schmissen sie sich weg und jauchzten albern wie Teenagerfrösche.

(Fortsetzung folgt.)

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