Ganz ehrlich, Erntge war vorher bisschen aufgeregt gewesen. Und dass am Vortag Seegang war, der sie nachts hin und her und auch hoch und runter geschleudert hatte, hatte es nicht besser gemacht. Jedenfalls, das Frühstück, – und das will was heißen!, – brach Erntge heute morgen ab. Puh! Wer soll auch ruhig sitzen bleiben und Kaffee trinken, wenn das Schiff doch majestätisch den Rio Tejo entlang gleitet und links die schönste mehrstöckige Stadt erwacht? Na Erntge jedenfalls nicht. Punkt zehn stand sie an der Gangway und rannte vor allen Touristenschwärmen zu auf die Alfama, die verwinkelte Altstadt. Um sich… erstmal ordentlich zu verlaufen. Jippiii.
Weil Erntge, ungeduldiges Ding was sie ist, nicht auf die Tram 28 warten konnte, rannte sie vor und stieg schließlich doch in eben jene, nur leider in die falsche Richtung. Aber Richtung ist doch immer richtig? Kann sein. Erntge wusste am Ende jedenfalls nicht mehr wo sie war. Die Herrentraube in schwarz übrigens auch nicht. Angesprochen blätterten die Erntges kleinen Stadtplan viermal vor und zurück und nach 10 Minuten zeigten sie erleichtert auf einen Punkt im Stadtplan. Aha. Basílica da Estrela. Da war Erntge! Das war so gar nicht, wo sie eigentlich sein wollte. Also ab auf die Parkbank. Nachsitzen.
Was soll ich Euch sagen, Erntge hat sich natürlich eingekriegt und einen Gang zurück geschaltet und beschlossen, sich treiben zu lassen. Das war überhaupt die Spitzenidee, denn so erkundete Erntge entspannt den Jardim de Estrela, die Praça da Alegria, den Miradouro de Sâo Pedro de Alcântara, die Praça dos Restauradores. Aß auf der Lago do Carmo lecker Sandwich und genoss frisch gestärkt den Blick über die Stadt vom Elevador de Santa Justa aus. Unten ist die Baixa schachbrettartig angelegt und es prangen große Marken über den Geschäften. Nicht zu übersehen ist östlich das pittoreske Castelo Sâo Jorge auf dem Hügel.
Dorthin schlenderte Erntge, um alle Fliesenfarben und –muster Lissabons abzufotografieren (152). Azulejos heißen diese bunt bemalten Kacheln. Die ersten portugiesischen Azulejos sollen Blau oder Azur gewesen sein, später kamen Gelb, Lila und Grün dazu. Unterhalb der Burg Sâo Jorge gibt es die in allen Farben und Mustern. Erntges Herz schlug ziemlich hoch, denn ist die Alfama Lissabons romantischstes Stadtviertel mit vier Drilliarden bunten Fliesen und noch mehr Treppen und Stufen in alle Richtungen. Der Name stammt übrigens aus der Zeit der Mauren. Es gibt viele kleine bunte Plätze, über die ein Hauch von Verfall weht: so was liebt Erntge.
Erntge hat auch noch was rausgekriegt. Nämlich, dass sie am Stück 4,5 Stunden durch Städte latschen kann. Danach ist 1,5 Stunden nix drin. So viel Zeit brauchen nämlich Füße, um auf Normalnull abzuschwellen und Gehirne, um die Welt wieder aus der Fotolinsenperspektive rauszuoperieren. Halbe Stunde hat Erntge noch. Dann geht es ja auch schon weiter Richtung Marokko und dann weiter nach Malaga und Cartagena.
klingt super! da kriegt man fast lust sich auch mal auf dem schiff einzuquartieren 🙂 ich wünsch dir viele weitere wunderbare 4.5 stunden hier und dort, ausreichend kühles lokalbier zum abkühlen und wünsch mir bitte bitte noch mehr buffetbeobachtungen!! wie gehts den müeslimädels und den anderen schiffsfreundInnen?? grüß den Re.
hi krista! danke für die schönen wünsche! na die müslimädels mussten ja schon letze woche runter, aber ich halt dich auf dem laufenden! bisous.