Erntgi liebt Buchstaben. Erntgis Mutti liebt Ordnung. Buchstaben und Ordnung müssen nicht immer miteinander zu tun haben. Und Erntgi hat mal länger bei Erntgis Mutti gewohnt. Ihr versteht! Es hat sich Einiges angehäuft in diesem Leben. Und am Wochenende reichte es Erntgis Mutti. (Höchstwahrscheinlich hat sie nun auch alle Hoffnungen begraben, Erntgi gründe demnächst einen eigenen Haushalt, eine eigene Familie usw. usf. etc. pp. usw. usf. etc. pp. pp. pp…) – und jedenfalls präsentierte sie ein Ultimatum und gestand Erntgi einen (!) Karton im elterlichen Keller zu.
Erntge im Konflikt! Statt sich weiter intensiv mit der Mimose Zukunft zu befassen (die sich derzeit wirklich bitten lässt und divenhaft rumzickt wie nur was), soll Erntge ein Wochenende lang mit deren Erzkonkurrentin Vergangenheit anbandeln?! Ein kurzer Blick ins Muttiauge klärt jedoch, dass es hier nicht wirklich um Entscheidungen gehen kann, die wurden längst getroffen.
Ihr Guten. Was war das denn für ein Wochenende! Zum Totlachen. Zum Heulen. Wieso habt Ihr denn bloß immer so viele Postkarten und Briefe geschrieben!! Wieso hat Erntge denn nie was weggeschmissen? Diese ganzen Fotos! Musike! Diese irren Zeiten… Kniegöbeln, Gulgern, – Krongold mit Haaren! Dass Erntgi schon sooo lange Buchstaben liebt, war ihr gar nicht klar. Tagebücher! AAAAhhhh! Das erste von 1992. Ihr wisst wie alt Erntge da war?! Hilfe. Hilfe, ey. Und auf einmal schaut Erntge ein schwarz-weißes Mädchen an, das hält eine Urkunde in der einen und einen Blumenstrauß in der anderen Hand. Die sieht aus, als blicke sie in eine verheißungsvolle Zukunft oder so. Irgendwie als hätte sie eine Chance und als würde alles gut.
Aber das isses doch, Erntgi. Verheissung heisst doch auch, dass das Schwarzweissmâdchen noch keine Ahnung hat und Zukunft, die man planen kann, hat nichts mir Verheissung zu tun, lâsst ja die Gegenwart aus und so. Man eh und die wusste bestimmt nicht, dass du mal durch den kolumbianichen dschungel tauchen würdest, vorher einfach mal sagen würdest ‘scheiss auf savoir vivre, ich will Berlin’, einen Hasen zähmen würdest und so!!! Man eh, wen die das gewusst hätte, die auf dem Foto, weisste, was die gesagt hätte: “Geil!”, hätte die gesagt und “genau das will ich auch!”
jawoll, anna!
… und du kannst jetzt übrigens getrost berühmt werden, auch busy, denn deine memoiren sind hier komplett vorbereitet. (von deinen millionen briefen konnt ich keinen einzigen wegwerfen.) überlegs dir, ich übernehm das für dich.
dek ich drüber nach, versteht sich, is auch viel cooler, wenn andere die eigenen memoiren schreiben und man selber dafuer zu wichtig ist 😉
ja. oder ich mach halt nur den briefwechsel fertig und geb den raus. kann ja auch erheiternd sein – siehe voltaire und friedrich der große… also mit dem souper und sanssouci und so … da kommen manche unserer geistigen ergüsse (mentale diarrhö) durchaus ran, denk ich.