Fröhlicher is besser.

Stern genießt seinen Sonntag Nachmittag mit Buch und Kaffee. Das schrille Klingeln an der Tür schreckt ihn auf. Stern legt das Buch zur Seite und öffnet die Tür. Es ist Tocoboy, der seinen rechten Fuß mitten im Katzengesicht der Fußmatte platziert hat. Er lächelt gequält und hat einen seltsam glänzen Film auf der bleichen Stirn.

Stern: Komm rein und setz dich. Willst Du Kaffee oder Tee? Bier ist leider alle, ich hätte höchstens noch n Wodka. Äh, nee … is leider auch alle.

Tocoboy: Sei doch einfach etwas nett zu mir. Und imponier mir wenn Du kannst.

Tocoboy hängt seine Jacke sorgsam über den Stuhl. Er setzt sich und nimmt kurz das Buch in die Hand, das auf dem Tisch liegt. Er überfliegt den Titel, versteht aber nichts.

Stern: (ruft aus der Küche) Ich tue was ich kann. Ich bin jeder Idiot. Ich strenge mich an!

Tocoboy setzt sich und schaut auf seine Schuhe. Stern kommt mit frischem Kaffee, serviert ihn und setzt sich. Er nickt Tocoboy zu.

Tocoboy: (zögert kurz) Also… ich mag die Tiere nachts im Wald. Ich mag den Weg, das Ziel, den Exzess, das Selbstexil und Erschaudern. Aber manchmal, ey, kein Scheiß, da weiß ich’s schon beim Aufstehen: heut geht alles schief.

Stern: (seufzt) Alles vergeht, remember? Alles vergeht, was auch geschieht. Alles verschwindet, alles was da ist. …. Aber du darfst nicht vergessen zu essen!

Tocoboy: (fährt sich mit der Hand durch die Haare, erregt) Ja! Das ist jetzt der einzige Zweck. Alles um uns herum ist weg. Das wird alles mitgezerrt. Aber in den Adern des Holzes seh ich Gesichter und das Ticken der Wanduhr ist wie ein Lied. (Er sieht Stern in die Augen) Du und dann hab ich auch immer ein leises Summen im Ohr…

Stern: (nickt) Hörma, wir verstehn so manches nich. Und zwar nicht nur was das Gemüt betrifft. Ich nich, du nich, ihr nich, also wir nich.

Tocoboy: Aber die Ausbeutung des Menschen erreicht eine neue Qualität! Und alles was wir hassen, seit dem ersten Tag, wird uns niemals verlassen!

Stern: Ja is klar. Wir sind verloren. Wir treiben ab.

Tocoboy: Alles wird in Flammen stehn!

Stern: (grinst in sich hinein) Ach ja, wir können nichts, sind nichts, wollen nichts. Und wir werden nichts.

Tocoboy: (ungläubig) Hör doch ma zu, ich bin drei Schritte vom Abgrund entfernt, verdammt!

Stern: (gießt Kaffee nach) Es gibt ein paar einfache Regeln, das ist alles nicht so schwer. Und du hast die Welt in deiner Hand, ne! Wir müssen nichts so machen wie bisher, nur weil wir’s kennen wie wir’s kennen. Wir können es vermeiden, indem wir uns anders entscheiden.

Tocoboy betrachtet das bunte Windspiel auf dem Balkon. Mit seiner sanften Bewegung übersetzt es jeden leichten Windzug draußen.

Tocoboy: Die Idee ist gut, aber ich frag mich, ob die Welt dafür bereit ist…

Stern: (steht auf) Ich glaub wir brauchen einen Beat, um dieses Biest zu zerstören. Und da fällt mir ein: Lass doch mal die Sonne rein und genieß ihren Widerschein, Alter!

Tocoboy: (erinnert sich) Let there be rock, meinste?

Stern: (lacht) Genau, wir sind hier schließlich nicht in Seattle.

6 Responses to “Fröhlicher is besser.”

  1. Dirk Frank says:

    … und trotzdem find ich sie super

  2. erntge says:

    natürlich! die besten!! und genau deswegen.

  3. Doc Quante says:

    Das musste aber auch wirklich mal aufgeschrieben werden! Bitte oszillieren Sie!

  4. erntge says:

    okay, ich schwing im Wind und variiere meinen rhythmus. also sofern die winde wehn, is klar, ne.

  5. krongold says:

    Erntgo, schönes Bild,…, kommt mir bekannt vor. Erinnert mich an was altes vertrautes, is nur leider sehr weit weg,…, aber schön es kurz mal so nah zu sehen…!

  6. erntge says:

    kannst dir auch lange gern nah ankieken, wenne willst. das hab ich in deiner alten bude abgeknipst, das bild. es is wirklich dufte.

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