Liebe Brigitte, lieber Philippe.
Gestern hat es mir die Dame in der Agentur gesagt. Unter vier Augen. Ihre fiebrig, meine wütend. Ok, so ist es nun also. Was soll man sagen, was kann man machen. Trick 17 wäre ja akut Glühwein trinken gehen, aber das Flanieren durch Klingeling und Plingpling wird Euch nun bestimmt schmerzlich sein. Macht es doch nur allzu deutlich, wie wichtig uns Familie und Zweisamkeit zu sein haben. Und Ihr seid jetzt zweimal Eins und nicht mehr Zwei. Geht ja auch ok, eigentlich, die Supermärkte bieten einen ganzen bunten Strauß an schillernden Angeboten für Singlehaushalte, mensch seid Ihr jetzt Zielgruppe! Das ist doch was! Da kann man doch!
Eigentlich könnte es mir ja komplett egal sein, dass Ihr Euch getrennt habt. So richtig kenn ich Euch ja auch gar nicht. Nun ist es aber so, dass … wie sag ich’s… kennt Ihr den mit China und dem Sack Reis? Dass alles immer Folgen hat? Also… die Sache scheint für Euch abgeschlossen, das ist ja auch gut irgendwie, denn es muss ja weitergehen. Nun ist es aber so… also wenn Ihr mal scharf nachdenkt, dann erinnert Ihr Euch bestimmt an dieses muchtige Haus, das Ihr mal zusammen gekauft habt. Ja? Richtig, Nähe Erdre, Saint-Donatien und so.
Also da wohn ich drin, ganz oben unterm Dach. Und auch wenn Ihr grad andere Sachen im Kopf habt: es läuft nicht so gut… eher suboptimal, also… es regnet. In der Wohnung. Im Bad. Aus dem verschimmelten Holzbalken. Der nämlich ständig und verquollen unter Wasser steht, weil’s aus dem Velux tropft. Anfangs ging’s, da tropfte es minütlich ins Waschbecken, ganz easy. Inzwischen tropft’s aber sekündlich überall hin, nur nicht ins Waschbecken. Und ich hab nun mächtig Stress mit dem Platzieren der Schüsseln andauernd. Das nervt.
Die Spüle auch, irgendwie nich original wie das Wasser überall raustropft, nur nicht aus dem Wasserhahn. (Unter uns, es fehlt mir eigentlich auch an Schüsseln.)
Von den anderen Fenstern will ich nicht schon wieder anfangen… das wisst Ihr ja, dass „Fenster“ hier Euphemismus ist. Versprechen soll man ja eigentlich halten, aber ey, für nur 400€ Miete im Monat sitz ich auch gern in fünf Klamottenschichten im Poengsessel. Und versuch zu lesen. Was angenehmer wäre, wenn mir nicht so die Haare vom Wind flattern würden, leider hält auch keine Kerze durch, so pfeift’s. Ach, hatte ich erzählt, dass ich im Schlafzimmer sehen kann, wie ich atme?
Kurz und gut. Ihr seid nicht mehr zusammen. Euch ist grad nichts egaler als diese gemeinsame Altlast, die Ihr nicht mit in Euer neues Leben wuchten möchtet. Deshalb ignoriert Ihr auch seit Monaten meine Beschwerdebriefe. Ein bisschen versteh ich das ja. Aber Eure gemeinsame Altlast ist nun mal mein Zuhause und die Agentur kann nix ohne Euer Einverständnis machen. Und Verbraucherschutz und Tribunal…. na ja, ich hab da diese Retrospektive laufen und eigentlich keine Zeit dafür und für Euch wäre das ja auch eher stressig. Also: mir zuliebe, gebt Euch die Hand und macht mal was, ja?