Bei der ersten geht’s nicht voran. Da liegt dieser Riesenkoloss von Findling, wiegt 3400 Kilo und nirgends ist grad Gerät auffindbar, den wegzuschaffen. Die meisten Kollegen schütteln den Kopf und winken ab. Nur einige wenige nicken mir verhalten zu. Achim zum Beispiel. Der einzige, der immer noch ohne Helm arbeitet. (Irgendwann gibt das Ärger.) Achim hatte mir letztens in der Kantine kurz die Hand auf die Schulter gelegt. „Dranbleiben!“ hat er geflüstert. Die Klempner haben das affig gefunden, aber eigentlich war das genau das, was ich gebraucht hab.
Bei der zweiten geht’s nicht voran. Seit drei Wochen warten wir auf das Material. Komisch, denn mit dem Lieferanten gab’s bisher nie Probleme. Immer pünktlich, immer alles tiptop. Seit fünf Jahren arbeiten wir zusammen. Dietrich hatte was gehört, von wegen Umstrukturierung. Mensch, bisschen Glück wär’ denen ja mal zu wünschen. Trotzdem, wie läuft’s bei uns weiter? Lange können wir jedenfalls nicht mehr warten und hinhalten. Hängen ja nich allein an dem Bau…
Bei der dritten geht’s nicht voran. Die Investoren zögern. Weiß nicht wieso. Eigentlich dacht’ ich, der Auftrag wär’ unter Dach und Fach. Kann mir nicht vorstellen, dass sie zur Konkurrenz gehen. Das Schlimmste was passieren könnt, wär’ wenn sie generell am Projekt zweifeln würden. Denn is man Essig. Heutzutage will eben keiner mehr Risiken eingehen, alle überlegen sich dreimal ob sich’s lohnt und rentiert. So ein Mist, das wär’ echt schade. Ich muss ja zugeben, dass es sich bei diesem Vorhaben um so eine Art Herzensangelegenheit handelt. It wär schon traurig…
Kalle hat mich nun jedenfalls erstmal beurlaubt. Naja, er verkauft’s als Geschäftsreise. Haha. Werd runter mit ihm nach Italien für zwei Wochen und bisschen bei ihm mithelfen. Kalle hat da echt schöne Projekte am Laufen und mal paar andere Baustellen sehen kann ja nicht schaden. Ich kann grad eh nix machen. Dann lieber in die Sonne, fremde Sprache und abends schön Rotwein und Spagetti. Baustellen laufen einem ja nicht weg. Würd’ mich schwer wundern, wenn sich alles geklärt hätt’, wenn ich wieder da bin.