Zurück in Naikap ist es erdrückend kurz vor Monsun. Nachts ist am schlimmsten. In der Steckdose hängt dann ein Gerät. Gibt’s Strom, stößt es lila-giftigen Dampf ins Zimmer. Davon gehen alle Mücken tot. Und Erntges Nasenschleimhaut. Das Atmen fällt dann ein bisschen schwer. Gibt’s keinen Strom, sind die Nächte länger. Jeden Kampf gewinnen die Moskitos. Auch die eine zerdrückte Kollegin an der Wand hält sie nicht auf. Davon zerlöchert der Körper stark. Wir lernen neu fluchen und effektivieren die Kratzmethoden auf feuchtfilmiger Haut.
35°C.
June 5th, 2016Busfahren.
May 29th, 2016Ruckelei.
KfZ-Schlachthöfe.
Bis zum Knöchel im Wasser, alle.
Jemand schüttet was Blutiges auf die Straße.
Der Fluss ertrinkt in Plaste.
Bananen, Reisfelder, Heu horizontal.
Kühe warten an der Bushalte.
Kreisrunde Brandlöcher im Grün.
Haufen aus Ziegelsteinen.
Verschlossene Gartentore.
Terassenhäuser in pastell.
Jumbo Cement, Jasmine Paints, Tuborg und Ncell.
Die Reklameschilder sind handgemalt.
Coca Cola wirbt mit unerreichbaren Idealen.
Holz-, Metall- und Müllhaufen.
Wäsche im Regen.
Warten im Garten.
Worauf?
Poon Hill.
May 27th, 2016Ghorepani ist ganz hässlich. Jedes Jahr entstehen hier mehr Hotels mit immer mehr Etagen. Das sieht nicht gut aus. Hier ist alles Tourismus, hier lebt kein einziger Nepalo. Dann ist es auch noch so hoch, dass ständig alles in Wolken hängt. Wieso also kommen nur alle hier hin? Wegen siehe oben, wegen Poon Hill!
Jeden Morgen um 4 blitzgewittert es durch die Lodges und keine 10 Minuten später schieben sich zuckende Stirnlampenschlangen durch die engen Gassen nach oben. Etwa 50 Minuten dauert dann der Aufstieg, den alle pünktlich VOR Sonnenaufgang hinter sich gebracht haben wollen.
Und tatsächlich, steht man dann oben bei klarer Sicht, dann ist dieser Ort unfassbar. Der Horizont gibt dann nämlich den Blick auf alle Bergriesen gleichzeitig frei. Ehrlich, es ist unsagbar schön und einzigartig. Eigentlich kaum zu glauben. Und echt jeden Schweißtropfen zu dieser unmöglichen Uhrzeit wert.
Ghorepani.
May 26th, 2016Zwei Gestalten stehen in dem Ort, in dem tagsüber die Wolken wie Giftgase ziehen. Es ist 4:06 Uhr. Weil es sehr dunkel ist, halten sich die beiden gegenseitig ihre Taschenlampen ins Gesicht.
– „Hier, Poon Hill, kennste?“
– „Ja, soll gut sein.“
– „Wo?“
– „Keine Ahnung.“
Die beiden sehen sich um. Müdigkeit knackt im Bein und faltet Stirn und Auge.
– „Ziemlich trüb hier.“
– „Alles Regenwolken.“
Die beiden nicken sich kurz zu und stolpern zurück ins Hotelbett.
This is the incredible story of Stinky and Stinky.
May 24th, 2016(Brain hat beim feuchtfröhlichen Schlittern auf den tierbekoteten Abhängen echt nichts verloren.) Ist eigentlich schon Regenzeit? Wir züchten Feuchtbiotope in unseren Schuhen und Bakterienkulturen unter den verschwitzten Regenjacken. Die Rucksäcke werden mit jedem Schritt schwerer. Die Waden schmerzen und das Zucken im Knie wird Dauerzustand. Unsere Hacken sind zugepflastert. Ist das die Grenze, an der Erntge so gerne abschlagen wollte? Es regengießt uns allseits entgegen und wir zwingen uns zur Einkehr in die schummrigste und einzige Hütte der Gegend. Wir bekommen Tee, der so zuckerschockt, dass wir die Gruseligkeit der Bewohner aushalten können. Klar bleibt, dass wir hier nicht bleiben können: zu spooky ist die Hexenfrau und ihr zahnloser Sohn. Wir müssen weiter! Weiter Wind, weiter Regen, weiter halsbrecherisches Schlittern im Nass. Und. Wir werden belohnt. Als wir kurz vor Tadapani zusammenbrechen, tun wir das auf gepflegtem Rasen? Wir sehen uns um und können es kaum fassen: plötzlich hört der Regen auf, die Sonne kommt raus und strahlt uns schneebedeckte Bergrücken voraus. Die gutgelaunte Lodgebesitzerin setzt uns an den warmen Lehmofen und schiebt uns Nudeln und Zitronentee in den Mund. Wir lieben sie.
Die Bagpacker-Sackgasse.
May 23rd, 2016Es ist ein bisschen wie Kino. Die Berge murmeln beständig, die Wolken sortieren sich sekündlich neu, das Tal öffnet sich weit. Alles so schön direkt und unvermittelt. Von uns aus könnte das jetzt ewig so weitergehen. Wir sind im Sherpa Guesthouse und freuen uns über den großen Garten mit Ausblick, über die heiße Dusche, unsere frisch gewaschene Wäsche und Möhrenpizza. In unser Reisetagebuch schreiben wir bunte Buchstaben.
Morgens ab 8 Uhr sind alle Trekkerinnen weg, dann ist Zeit für Müßiggang und Ruhe. Kurz vor 4 wird es wieder voll und die Luft im dining room schwirrt dann vor Rastlosigkeit, Ehrgeiz und Auftrumpferei. Wir mögen irgendwie nicht mehr zuhören. Dabei sind wir erst seit 8 Tagen in den Bergen. Aber in welchen eben!
Die Annapurna-Region ist total beliebt. Die meisten Touren starten erst auf über 1000m Höhe und führen durch unterschiedlichste Vegetationszonen bis hoch zu Pässen auf 5000m. Landschaftlich also sehr attraktiv. Weil die tieferen Regionen noch stark besiedelt sind, wird dem beglückten Wanderinnenherz zudem ein grandioser Einblick in das alltägliche Leben der Einheimischen gewährt. Die Luft ist hier wunderbar. Wenn ab und zu so ein schneebedeckter Machhapuchhre (6993m) oder so ein Annapurna South (7219m) um die Ecke lugt, dann stehen Augen und Münder aller offen – dann is Ruhe.
Wir mögen andere Menschen! Aber wir fühlen uns grad wie in der Backpacker-Sackgasse. Alle Dialoge sind programmiert. Wir können sie schon auswendig aufsagen, bevor der zugehörige Mensch überhaupt in Sichtweite ist.
Das Deurali Dilemma.
May 21st, 2016
Aus der Ein- wird Zwei-heit in Deurali. Zum Glück nur für ganz kurz. Auf 3200m Höhe und bei knackigen 11°C machen nämlich plötzlich Teile unserer Lungen schlapp und erstmals stellt sich die Frage nach dem eigentlichen Ziel unserer Wanderei. Das eine will unbedingt hoch zum Annapurna Base Camp, das andere ist an seiner Grenze angelangt und erschrickt. Beide Verstände sehen klar, nur ein Herz schafft es noch nicht durch die feuchtneblige Wolkenwand. Wir versuchen also akademisch Pro- und Kontralisten und malen das Dilemma auf Papier. Wir machen das ordentlich. Unsere gefalteten Stirnen verscheuchen dabei die anderen Trekkerinnen, die ihre immergleichen Fragen vorsichtshalber in den Taschen lassen. Es regnet und regnet und nachts schreit jemand im Nebenzimmer. Deurali ist so unerträglich, dass sich selbst die Mäuse Rucksacktaxis suchen: weg hier! Endlich wissen wir bescheid.
Dieses Chomrong, ey.
May 19th, 2016
Vor Chomrong hatte man uns gewarnt. Eine Millionen Stufen hoch, dann die Verheißung einer echten Espressomaschine in der german bakery, dann eine Millionen Stufen wieder runter. Und so ist es dann auch. Bei 35 Grad. Wegen Stromausfall gibs leider keinen Espresso. Wir trinken also mürrisch wieder schwarzes Wasser mit einer Idee von Kaffeegeschmack. Was die Treppen betrifft, gibt es zwei Strategien. Die erste: zum Packesel werden und unbeirrt ein langsames Tempo durchhalten, so nach dem Motto: Augen zu und durch. (bistare, bistare = langsam, langsam.) Die zweite: alle Muskeln anspannen, Lunge festzurren und 15 Stufen nehmen, dann 30 Sekunden Pause. Beides tut irgendwie weh und wir machen bereits mittags Schluss damit. In der Lodge stinkt es nach Muff, dafür gibts die leckersten Makkaroni der Welt!
Jhinu Danda (Hot Springs).
May 18th, 2016Ha! Pausentag! 9 Stunden wandern, 10 Stunden schlafen… wir brauchen eine Auszeit. Für Wunden lecken, Wäsche waschen und Muskeln in die heißen Quellen halten. Außerdem gilt es, diesen halsbrecherischen Pass vom Vortag zu verdauen, das ging mit Belohnungs-Snickers ganz gut. Beim Abendbrot setzt sich der Bonzen-Inder zu uns. Der zeigt uns 1 Millionen Fotos von der Hochzeit seines Sohnes. 2000 Gäste, 250.000$. Die Braut trug 2,5 Kilo Gold um den Hals. Wir nicken ab und verpacken unsere Meinung dazu in Fragen. Der Bonzen-Inder sagt: „Du bist jetzt, was du in deinem früheren Leben getan hast. Wenn Leute heute krepieren, sollten die sich fragen, was sie im Leben vorher falsch gemacht haben.“ Wir geben zu, dass Indien uns Angst macht und dass wir heiraten bescheuert finden.
New Bridge.
May 16th, 2016
1. Blutegel
2. Knie
3. Pickel
4. Nervenzusammenbruch
5. Regengüsse
6. Hängebrücke, rutschig
7. Scheißheiß
8. KEIN MITTAG! Bloß paar Nüsse und ein Keks.
9. Pleite. Ach nee, doch nicht.