… und dann torrten die aber hier an und mit der schönen Feierabendruhe war es mit einem Schlag vorbei. Lass es 30 Leute gewesen sein, Kleinkinder dabei, das totale Chaos. Gut, Geburtstagsfeier hin oder her, man kann ja ruhig mal feiern, aber … welch Umgangston! Welch Gehenlassen! Früher war das alles anders. Manchmal mach ich mir wirklich Sorgen um unsere Jugend. Sicher waren Drogen im Spiel, das ist immer so auf solchen Feiern. Ich sag nur Gitarrengeklimper und so. Bis in die frühen Morgenstunden ging das, und ab 8 gleich weiter. Mein Mann konnte mit seinen Kopfschmerzen natürlich nicht einschlafen. Die ganze Nacht hat er gelitten. Und während der Mittagsruhe standen sie schon wieder auf dem Steg, mit alkoholischen Getränken, …. und unerträglich lauter Hottentottenmusik – und sprangen andauernd ins Wasser. Und zwar mit dem Hinterteil zuerst! Kämpften in unserem sonst so beschaulichen Flüsschen mit diesem lächerlichen grünen Plastekrokodil und grölten! Was nur aus den kleinen Kindern werden soll, frag ich mich. Wo bleibt denn da die Erziehung? Und das Allerschlimmste: als Gunther mit Rasentrimmen fertig war: was haben diese Wilden getan? Laut applaudiert haben sie. Es ist wirklich eine Schande!
Skandal am Bootshaus!
August 2nd, 2008Paddeln und Fragen.
July 30th, 2008Kann sein, dasses immer mehr Fragen als Antworten gibt. Warum die Schwanenfamilie sich direkt neben unserem Boot zur Ruhe legen muss zum Beispiel. Fauch fauch. Oder ob man wirklich nich ohne Wegpils durch die Schleuse kommt. Oder ab wann einem vom Kind aufm Zeltplatz rumtragen die Arme abfallen. Das sind so Sachen. Fünf Tage Paddelei auf der Mecklenburger Seenplatte (“Die Mecklenburger Kleinseenplatte ist Teil der Großlandschaft Mecklenburger Seenplatte mit ihrem Vor- und Rückland.”) liegen hinter uns, mit grandiosem Wetterchen und einer Handvoll Sternschnuppen. Dennoch ist vieles unklar geblieben: wer ist der Mann im Feld? Wohin stach die Biene? Kommt man für Club-Mate-Nichtkennen wirklich in die Hölle? Und wann kommt es zum ersten öffentlichen Auftritt des begnadeten Gesangsduos “Oben ohne”? (“Unten mit/ Hit im Schritt.”) Wir erfahren es vielleicht im nächsten Jahr.
Bis gleich.
July 6th, 2008Eau Boy.
June 29th, 2008Und da war diese Stadt. Und da war ein Mann und eine Frau. Und auf der Veranda saßen der Mann und die Frau und lachten. Lachten wegen des prallen Kugelbauchs der Frau. Auf den guckten sie und staunten, wann er denn platzen würde. So prall war der Kugelbauch. Grad so als würde er tatsächlich jeden Moment platzen!
Und dann war da der Moment. Floss es nämlich plötzlich hervor unter dem Rock der Frau. Plätscherte erst und rauschte dann und auf dem Weg bis zum Krankenhaus stand schon die halbe Stadt unter Wasser.
Eau Boy war ein zurückhaltendes Kind. Er verschlief seine Kindheit im Gartenbassin und mied überhaupt bald alle Innenräume, entstanden doch überall und sofort, wo er nur saß oder lag oder stand, Pfützen oder Wasserlachen, je nachdem wie lange er blieb.
Eau Boy gewöhnte sich also ans Alleinsein. Er beobachtete seine Lehrerin vom Schulhof aus und war auch nicht traurig, eben nicht oben mit den anderen in der Klasse sitzen zu dürfen. Nur dass seine Liebesbriefe an das Mädchen mit den Sommersprossen nie von Dauer waren, so oft er sie auch schrieb, das fand er ein bisschen traurig. Tinte kennt eben nicht immer Erbarmen.
Das Mädchen mit den Sommersprossen war jedoch sehr geduldig. Einmal setzte es sich zu Eau Boy auf die Treppe. Doch als sie küssten, machte das Mädchen mit den Sommersprossen ein sehr gequältes Gesicht und es fing an, Wasser zu husten und zu prusten. Und dann kam auch schon der Krankenwagen.
Eau Boy vergaß das Mädchen mit den Sommersprossen und fand eine Arbeit an der Tankstelle. So wusch er Autos tagein und tagaus. Bis zu jenem Tag, als er das Auto des Mädchens mit dem Wind im Haar wusch. Das Mädchen mit dem Wind im Haar sah Eau Boy lange an. Und reichte ihm schließlich einen Zettel heraus, den es in wasserfeste Folie eingepackt hatte. Auf diesem Zettel standen Buchstaben und Zahlen. Es war die Adresse des Mädchens mit dem Wind im Haar.
Als Eau Boy genug überlegt hatte, machte er sich auf den Weg zu dem Mädchen mit dem Wind im Haar. Es wohnte auf einem Berg und Eau Boy musste lange marschieren. Je mehr er sich dem Haus auf dem Berg näherte, umso windiger wurde es. Er spürte den lauen Wind auf den Beinen, auf den Armen und im Nacken. Das war ganz wunderbar und als er endlich oben war, bemerkte er, dass seine Hose, sein Hemd und seine Haare getrocknet waren. Die Tür stand offen. Eau Boy trat ein und setzte sich zu dem Mädchen mit dem Wind im Haar.
Woher ich das alles weiß? Na, ich war heute abend beim Kino’ Kabaret Nantes im TNT. Da gab’s Kurzfilme, gedreht in 48 Stunden. Und Musik gab’s auch. Und ich mag Ausgehen in Nantes, weil man hier so oft ganz selig heimfährt, nach einem wunderbaren Abend.
Verhandlung mit Viper.
June 25th, 2008Erntge goes Kino für Projektpräsentation. Erntge hat noch viel zu lernen… Zum Beispiel wie das nun mit dem Kapitalismus funktioniert. Was ihr nämlich in ihrer kleinen rosa-Welt als „nischenmäßig revolutionär“ erscheinen mag, kann in Sekundenschnelle von den Vipern dieser Welt als „nischenmäßig unspektakulär“ abgewunken werden. Als eben zu nischenmäßig und deshalb unspektakulär: nicht sehenswert, kein Aufsehen erregend. Was kein Aufsehen erregt, bringt kein Geld. Und darum geht es aber. Immer.
Die Viper ist eine Giftschlange. Die ist gefährlich, weil sie so schnell ist und pragmatisch und weil sie mit einem Schlag eine ganze Herzensangelegenheit vergiften kann. Und die liegt dann verkrepelt in der Ecke und stirbt.
Die Viper von gestern allerdings war alt und ein bisschen weise. Vielleicht hat sie schon mehrere verkrüppelte Herzensangelegenheiten auf dem Gewissen. Auf jeden Fall aber hat sie diesen automatischen Mimikry-Schalter, der wird angeknipst und dann wird losgetarnt und losgepost. Und das ist bestimmt auch irgendwie gut und nötig, weil doch auf dem Markt der Stärkere gewinnt, so wie im Tierreich.
Einmal hat die Viper kurz geblinzelt. Da erst hat Erntge das mit der Mimikry richtig geschnallt. Und war nicht mehr ganz so ängstlich. Am Ende ging sie mit einer guten Hand voll Tipps und Kniffs aus der Verhandlung und hat zum Abschied sogar kurz zurückgeblinzelt. Bloß nicht einschüchtern lassen von den Vipern dieser Welt!
Fußball übrigens.
June 20th, 2008Wer sich nicht bemüht, merkt mitunter nix. Ich bemüh mich ja eher punktuell. Und so gar nicht um Fußball. Da muss schon ein portugiesischer Kollege am Unikopierer böse blinzeln, dass ich mir anfang Fragen zu stellen. Der Portugiese lachte aber zum Glück gleich und erklärte sich und eben mir, dass Deutschland ins Halbfinale gezogen ist. Ah! Und während ich noch überlege, wie man Franzosen unverfänglich den Namen „Schweinsteiger“ übersetzen kann, ist er auch schon wieder weg, der Portugiese, und lässt mich Unwissende zurück mit einem Bücherstapel DEFA-Geschichte. So kann’s gehen.
Marx attacks: DEFA.09
June 12th, 2008Ich habe eine neue Brille. Sie ist außen braun und innen neongrün. Durch die seh ich jetzt. Vor allem sozialistisch. Die junge Jutta Hoffmann über Schatten springen, Manfred Krug und den lieben Adam Philosophie tanzen, Angelika Waller heiter Hänge hinuntersausen. Im Park rauchen jetzt neben mir Egon Günther und Konrad Wolf. Und Gerhard Klein. Kurt Maetzig hat kein Tabak bei und schnorrt.
Schön, meine neue Brille. Ich werd sie behalten, auch nach unserem Defa-Projekt 2009. Bis dahin schau ich zurück (Das Kaninchen bin ich, Berlin um die Ecke, Wenn du groß bist, lieber Adam, Ehe im Schatten, Sterne, Der Dritte, Karla, Nikolaikirche, Ich war neunzehn, Dein unbekannter Bruder, Spur der Steine, Solo Sunny, Der geteilte Himmel, Die Mauer, Die Architekten, Die Mörder sind unter uns…) und nach vorn (Januar 2009).
HRO und Darß und überhaupt.
June 8th, 2008Nun bin ich also wieder in Nantes gelandet und wurde sogar mit einem fernen Feuerwerk begrüßt. (Es erleichtert so ein schwer gewordenes Herz doch um einiges, zu wissen, dass sich grad ein Herr Bregovic zu Feuerwerk in genau der Stadt feiern lässt, in der man soeben angekommen ist.) Tja ja, das schwere Herz. (Scheint übrigens ganz klar an Schönefeld zu liegen, Flughafenallergie oder so, da krich neuerdings immer Kratzehals von.)
Aber was waren das für grandiose zwei Wochen! Kaum zu fassen, wie viel Leben in so wenig Zeit passt. Meine geliebte Ostsee, meine Charmante, Sanfte! Verschmitzt plätschernd in Torfbrücke, berauschend sausend auf dem Darß. Erhofft hab ich mir einen klitzekleinen Diamanten. Geschenkt bekommen habe ich ein funkelndes Glitzermeer. Aufgewacht bin ich zwischen Sonneblumen und meine Frühstückserdbeeren hab ich selbst gepflückt. Hui! Und dabei kommt der richtige Sommer doch erst noch! Es kann der schönste Sommer der Welt werden.
Wien.
June 7th, 2008Kunst beklettern. Auf der Wiese liegen. Essen essen. Im Rudel sein. Geschenke kriegen. Träne im Knopfloch. Sich trennen. Eine Slowenin. Krepel-Englisch sprechen. Ein sterbender Hund. Iced Cafe Latte. Beirut hören. In den Himmel gucken. Albertina, Heldenplatz, Oper. Pferde streicheln. Flughafendesaster. Vor allem mit Riesenvorfreude im Bauch: Wien fetzt.
Graz aber herzlich.
June 7th, 2008Da war also das Theater am Lend. Mit grüner Wiese anbei. Auf der brüllten sich auch manchmal schöne, gecastete Hochglanzbroschürenmenschen gegenseitig ins Gesicht. Das vierblättrige Kleeblatt aber, das fanden wir. Und wir waren viele. Vielleicht wirkten wir nach außen hin ein wenig chaotisch. Dafür war alles an uns echt. Singend zogen wir durch die Stadt. Selig starrten wir auf bewegte Leinwände im Stadtpark. Kichernd mampften wir beim Bürgermeister. Und ausgelaugt klapperten wir nach Wien. Überall trafen wir auf freundliche Menschen, die Bett, Dusche, Essbares oder Tatkraft zur Verfügung stellten. …Na und Paul! Da gab’s diesen blauen Himmel und da gabs’s die Berge und die Mur und das Kunsthaus und das „Exil“ und 35 Grad… aber da gab’s vor allem ein Wir. Und das war das Schönste, was ich je auf einer Theaterbühne sah.
Und die Faxen? Ja, hier:
– eine Grazwanderung machen
– der Wolkengrazer
– Rückgraz haben
– Graz aber herzlich
– aufgegrazt sein
– la Graz matinée
– Grazablanca, as time goes by
– Amazing Graz (how sweet the sound und so weiter)
– Graz à vous… (j’ai passé des super vacances)