Archive for the ‘nantes news.’ Category

Und in Italien:

Monday, December 1st, 2008

“Die italienische Linke ist tot.
Mausetot.
Miau.
Die Strassen sind voller Kapitalismus, Geldverdienen und zeigen, dass man es hat, ist an jeder Strassenecke die Devise. Nein, links ist hier bloss noch der Knopf an den Armani-Frauenhosen…”


Aus unserer Reihe “Andere habens auch nicht leicht” heute der Auszug eines Berichts des besten Erasmusstudenten wo gibt: Jensi. Zur Erinnerung: Jensi bestritt sein Erasmusjahrzehnt mit Hilfe von ECTS-Punkten für gemeinsames Joggen an der Erdre, mischte allesamten französischen Ausspracheregeln auf, monologisierte bevorzugt im Stehen, improvisierte auch da, wo es nicht ging. Junge, komm bald wieder.

fiep und röchel und rotz.

Sunday, November 30th, 2008

Das Dööfste am Kranksein:
Wehtum. Isolation. Mattität. (Eine Idee davon wie der frisch gemahlene Kaffee da riecht, ja. Lust welchen zu trinken, nein. Ohne Sinne sinnfrei.)

Das Tollste am Kranksein:
Scheiß auf die Frisur. 17 Stunden durchschlafen und Fieberträume (und Ihr wart alle mit dabei.) Zeit für Zeitung und Vorfreude auf Besserung.

War’s Heraklit?

Sunday, November 23rd, 2008

Alles zusammen. Todmüde und hellwach, gealtert und jung, juchzen dann seufzen dann juchzen dann seufzen. Und das geht so noch ein Weilchen. Himmel weint, Sonne scheint. Inneres ist ausgepackt, Äußeres wird eingepackt. Noch da und doch schon weg.
Schwitters tröstet, denn:

Fliegen haben kurze Beine.
Eile ist des Witzes Weile.
Rote Himbeeren sind rot.
Das Ende ist der Anfang jeden Endes.
Der Anfang ist das Ende jeden Anfangs.
Banalität ist jeden Bürgers Zier.
Das Bürgertum ist aller Bürger Anfang.
Bürger haben kurze Fliegen.
Würze ist des Witzes Kürze.
Jede Frau hat eine Schürze.
Jeder Anfang hat sein Ende.
Die Welt ist voll von klugen Leuten.
Kluge ist dumm.
Nicht alles, was man Expressionismus nennt, ist Ausdruckskunst.
Kluge ist immer noch dumm.
Dumme ist klug.
Kluge bleibt dumm.

(Kurt Schwitters, Banalitäten aus dem Chinesischen.)

Endlich.

Thursday, November 13th, 2008

Nun habe ich sie also. Die Erlaubnis, Studenten aufgrund akuten Dilettantismus aus dem Kurs zu schmeißen: gabs heute nämlich eine offizielle demande d’être attentif à d’éventuelles dérives se traduisant par un manque de respect (assoupissement ostentatoire, tenue vestimentaire inacceptable, dilettantisme, distribution en cours de confiseries, pâtisseries ou boissons…).
Wunderbares Nantes.

Die Lösung.

Wednesday, November 5th, 2008

Für die Permanentverpeilten. Für die mal durch den Wind sind. Für die Spontanen. Für die akut Mittellosen. Für die chronisch Geizigen. Für die leidenschaftlichen sncf-Hasser. Für die ohne Angst vor Augenkrebs. Aufgepasst: es gibt die Lösung für alle.
Hast du dich mal geirrt beim Ticketkauf, etwa aus Trunkenheit, Stress oder generellem diesseitigem Handicap, geh auf die Seite trocdesprems und verscherbel Deine Fehlkäufe. Das bringt Guthaben für Neues und hilft allen oben Genannten. Wer nur Bahnhof versteht hat alles richtig gemacht.

le troc = der Tauschhandel
les prem’s = billige Zugtickets.

Être à Caen, ce n’est pas con.

Sunday, November 2nd, 2008

Weil: Da kann man bei Sonnenschein ans Meer fahren. Muscheln essen. Und gucken wie es rauscht. (Oder es bei denen gerauscht haben muss, die in Ouistreham Zweite-Weltkrieg-Motive für ihr Postkartengeschäft ausgesucht haben.) In Caen gibt’s mitten auf dem Markt diese echte Ziege und zwar genau neben dem Mann, der seine durchsichtigen zappelnden Crevetten bebrüllt. In Caen kann man aber auch im fiesen Nieselpiesel testen, wie viel Schokolade in einen Magen und wie viele Filme in ein Gehirn passen. Da enden Raclette-Abende im Karaokedesaster und alle Sehenswürdigkeiten der Stadt schafft man in einer Stunde: Damenabtei (Ladies first), Herrenabtei und das Chateau von William dem Eroberer. In Caen wohnt jetzt meine Herzhafte und bei der bin ich immer entzückt wie Lol V. Stein. Mindestens. Ey und das Licht! Das Licht!

VEGA Großgeldprinzessin.

Thursday, October 23rd, 2008

Die gealterte Großgeldprinzessin Suzanne Vega stellt sich auf die Bühne des Onyx-Würfels und singt mit einer Stimme, die unverändert, ungealtert scheint. Einen Stadtpiraten hat sie dabei und der trägt gelackte Krokdilslederschuhe. Was sie singt ist alt und neu und leicht und jeder Ton kommt Erntge bekannt vor. Suzanne Vega, das ist lange her. Das ist…
Da ließ man sich noch leicht packen, da reichten drei Gitarrennoten und Texte über das ganz große Gefühl. Das war vor dem Progressiven, vor psychedelisch, vor kompliziert, vor ernüchtert, vor skeptisch – das ist lange her. Von ganz fern kommen sie wieder, die Bilder einer heilen Welt, als wir noch fett und rosig waren und noch nicht auf der Hut.
Suzanne Vega ist nicht Tanita Tikaram. Um trotzdem hat Erntge das ganze Konzert über genau die im Kopf. Wieso? Selbe Zeit? Selbe Sprache? Selbe Texte? Selbes Tembre? Genauso weit weg?
Erntge glaubt nicht mehr an Engel, die Bank ist leer.
Auf der Rückfahrt mit dem fremden Mann gibt es Thom Yorke im Radio und Erntge weiß nicht, warum sie das so ungemein beruhigt.

Kofler sehen und Schnaps.

Tuesday, October 21st, 2008

Werner Kofler ist schwer. Werner Kofler versteht man nicht. Wer sich ehrlich bemüht, versteht Werner Kofler ein bisschen. Sein Sprechstück „Tanzcafé Treblinka“, unerhört komplex und erschütternd, geht direkt von den Ohren in den Magen. Der Autor las selbst. Heute Abend im Universitätstheater.
Das Stück ist ein Doppelmonolog, A erinnert sich an die Nazizeit (und die prominente Rolle diverser derzeit hochrangiger Kärtner in Polen), B will von all dem nichts gewusst haben. Nichts mehr wissen wollen. „Aktion Reinhardt?“ – „Beachvolleyball!“.
Es geht also um Nichtwissen. Um Erinnern und Vergessen. Um Nichtwahrhabenwollen. Das ewige Thema ganz neu. Mit einfachen Sätzen, die eine höchst komplexe Welt erklären, scheint Kofler die Quadratur des Kreises gelungen. Zur Uraufführung des Stücks 2001 hat sich übrigens kein einziger offizieller Kärntner Politiker sehen lassen. Nagut, einer von den Grünen war wohl da.
„Tanzcafé Treblinka“ war ein Auftragswerk des Stadttheaters Klagenfurt. Wie es wohl ist, wenn Kofler erst eigens und frei schreibt? Wie viele Bedeutungen gehen in ein Wort? In zwei?
Werner Kofler hat uns versprochen, morgen zu unserem Theaterkurs zu kommen und nach angenehmen Frühstück mit den Studenten an Auszügen des Stücks zu arbeiten. Wir werden sehen ob der König das Versprochene hält.
Hier und da weiterlesen.

Tipp der Woche.

Monday, October 20th, 2008

…einfach mal alles umkrempeln. Bei sich zu Hause zum Beispiel. Am besten macht sich das des nachts, wenn sowieso nicht mehr klar ist, wo Realität aufhört und Surrealität anfängt. Idealerweise zwischen zwei und vier.
Bücher, Regale, Drucker, Musikanlage, Schreibtisch, Matratze, Schnickschnack und Klimbim: alles raus und am besten so ineffizient wie möglich im Raum verteilen. Alle Stecker ziehen. Mindestens eine Grünpflanze sollte dabei umkippen. Sich wieder finden im Chaos. Da man sich vor Kram ringsumher eh nicht mehr bewegen kann, am besten hinsetzen, Wein trinken und zu Pink Floyds Relics eine Zigarette rauchen:

Arnold Layne had a strange hobby
Collecting clothes
Moonshine washing line.
They suit him fine.

Und noch einen Schluck.

Emily tries but misunderstands.
She’s often inclined to borrow somebody’s dreams till tomorrow.
There is no other day.
Let’s try it another way.
You’ll lose your mind and play…

Sich nun an die Neugestaltung machen. Jedes Schmuck- und Prachtstück in jeder möglichen Position und Kombination neu anordnen, bitte. Begleitet werden sollte dieser Prozess unbedingt von einem gewissen, rapide einsetzenden Verdruss, da natürlich nix klappen will. Es sollte ein ehrlicher und tiefer Verdruss sein, garniert mit einer Prise Wut. Diese sollte mitschwingen und sich auch vom steigenden Alkoholspiegel im Blut nicht einschüchtern lassen.

…Why can’t we play today?
Why can’t we stay that way?…

Wenn genug blaue Knie vorhanden sind und über genügend Kabel gestolpert wurde, sollte man ohne schlechtes Gewissen feststellen, dass man, betrunken wie man ist, nicht mehr viel reißen wird und ins Bett gehen. Advanced learners träumen dann Flugszenarien, das kann sehr erquicklich sein.
Für den nächsten Morgen sollte genügend Kaffee bereit gestellt werden, um über den Schock des Anblicks der Wohnung hinwegzuhelfen. Hat man dann jedes einzelne Möbelstück und auch das letzte Buch wieder an seinen ursprünglichen Platz gebracht, besteht Anlass zu Jubel, Trubel und Heiterkeit. Sie werden staunen!
(The Nile Song, baby!)

Autopilot.

Friday, October 10th, 2008

Startsignal. An.
Dreimal snooze. Und hoch.
Zähne zuerst, Rest Dusche.
Müsli – Tee – Überschriften scannen.
Raus. Fahrrad. Grün. Rot. Brücke.
Berg hoch. Und rein. (In time.)
Tach Sie!, Tach du!, Hallo!, Na?, Na denn.
Kurs 1, Kurs 2, Kurs 3, Kurs 4.
Kaffee: Jaja, achja, mhm, ganz recht.
Kurs 5, Kurs 6.
Fahrrad. Berg runter. Brücke. Rot. Grün.
Mahlzeit.
Vorbereitung Kurs 7, 8, 9.
Bett.
Startsignal programmieren.
Aus.