Eines Nachts hatte Erntge den Kadaver hochgeholt. War runtergestiegen in die faulige Feuchte, in die düstere Schwärze, hatte sich die Nase zugehalten und ihn zwischen den zuvielfüßigen Gespinnsten nach oben gehievt, ans Licht. Jetzt liegt er auf dem Bürgersteig vor der Haustür, leberwurstfarben, seltsam glasig, und irgendwie… so überschaubar! Erntge wundert sich, dass er gar nicht so schwer war wie vermutet und sieht genau hin. „Gut, dass das Ding jetzt raus ist”, denkt sich Erntge und weiß, dass eine Menge Arbeit ansteht. Vor Reinigung und Begräbnis muss Erntge noch viele Sachen rauskriegen und verwerten: Von wann war der Kadaver? Was war er vorher gewesen? Woran war er gestorben? Und wie war er in Erntges Keller gekommen? Was Erntge schon jetzt weiß, ist Quatsch. Sie hatte den Kadaver sehr lange ignoriert, weil sie angenommen hatte, sie würde unter seinem Gewicht zusammenbrechen. Wie gesagt: Quatsch.
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Tag, Leiche!
Sunday, May 4th, 2014Vier im Wald.
Wednesday, April 23rd, 2014Es war einmal ein Osterfest, das niemand bei den Eltern mit Lammkeulen am Tisch verbringen wollte. Das Osterfest zögerte nicht lange, schnallte Vieren Rucksäcke und Mützen um und führte sie in den Wald. Zwischen Buchen und Schilf wurden Hängematten gespannt und Zelte gebaut. Jeden Abend pfiff der Wind mäßig und kein einziges Wildschwein ließ sich blicken. Dafür nebelhornte die Rohrdommel aus Leibeskraft. Beim Wasserholen grinste das Osterfest gewaltig aus den Händen der unbekannten Oma, die liebenswert Ostereierleins überreichte. Jippi. Versteckt wurden die, denn so eine Osterei zollt unterbewusst unweigerlich und unaufhaltsam ihren Tribut, da können Vier sich anstrengen wie sie wollen… Und jetzt? Eine blau gestrichene Holzbank, einen Zeckenkopf und einen Tollensesee später, kommt es Erntge so vor, als wäre Abhängerei in Grün sehr erstrebenswert und zwar für immer. Geht natürlich nicht, weil das Osterfest längst vorbei ist und die Klausurtagung bereits in den Startlöchern spannt. Naja… ein kurzes kulinarisches VoKü-Stelldichein soll es schon noch geben, mit Teilen der Waldgang und Erntges neuem Mitbewohner.
Endlich Zielgruppe.
Thursday, April 17th, 2014Die Hansestadt macht grad großen Spaß. Bäume und Gesträuch haben’s schon einsa vorgemacht und als wär Knospe nicht genug: überall Eröffnung! Das JAZ ist wieder da, strahlt frisch und laut. Dann gestern feierliche Eröffnung der Frieda 23, wo sich nun Programmkino, Lokalradio, das Institut für Neue Medien, Kunsthochschule und vielerlei Verein unter einem Dach tummelt und austauscht. Was noch? Rostock hat ihren ersten veganen Burger-Laden und seit heute ist auch der Freigarten wieder geöffnet. … Erntge sacht ma yeah!
Gesichtsmaniküre 5 ct.
Sunday, April 13th, 2014Erntge liebt Kinder. Verreisen lohnt sich mit 40 von denen. Zur Klassenfahrt ging es auf die schöne Insel Rügen. Eigentlich schon toll: Kreidefelsen, Lagerfeuer mit Knüppelkuchen, Meeresschildkröten, Museen mit Wänden, wo wir den eigenen Schatten einfrieren lassen konnten, Fußballturniere im Regen. Und! Schnipseljagden im Wald. Das Beste allerdings: Disco! Ja genau, Disco mit der 6. Klasse, remember that, es hat sich nichts verändert: betretenes Schweigen bei den boys und aufgebrezelte girls tanzen Pop. Sind schließlich gefrustet, weil die boys sich eh nicht traun. Am Ende finden doch beide Geschlechter zueinander, beim gemeinsamen Fresse ziehn nämlich: „Disco is echt was für Kinder, wir sind da lange raus.“ Toll!
Alte Herren. Sonntag aufm Platz.
Monday, April 7th, 2014„Was machen wir denn hier sachma!“ – „Holger, schön lange warten!“ – „Inge!!!“ – „Nee, nee, nee.“ – „Ohne Bedrängnis werden hier solche Dingers gedreht!“ – „Vorne raufgehn!“ – „Find deine Mitte!“ – „Hörnchen rauf da!“ – „Schööööööön!“ – „Luft rein!“ – „Außen weiter!“ – „Dichter, Hilde!“ – „Mensch, muss man doch sehn, was rennt er denn da!?“ – „Ders drinne!!!“ – „Thomas, lös dich!“ – „Also wir spieln hier Fußball!“ – „HINTERMANN!!“ – „Und jetz Ruhe reinbring, Männers!“ – „Sauber!“ – „Zeit!“ – „Mitte fehlt mir einer.“ – „Mitmachen, mensch, los, jetz einen raus hier!“ – „Unten lassen!“ – „Küche, Doppelpass!“ – „Und wieder keiner, ey!“ – „Junge junge junge.“ – „Man, ihr spielt doch hier nich zum ersten Mal Fußball.“ – „Einer muss! Ihr steht nur.“
Außerdem: Eierkratzen und viel testosterones Gebrüll, Geächz und Stöhn. Frohes Rutschen in Göbelei. Am besten: der Schieri. Der quarzt eine nach der andern und regt sich auf. Nicht aber über Olafs Eigentor. Der spielt nämlich bei den andern.
Widerwarten & Musik.
Wednesday, March 26th, 2014Sie ist da! Die eine, die ihren Namen wohl verdient.
Ist endlich da, hat immer recht.
Gräbt die Sonne aus, erntet taktlos.
Honigtriefend.
Tanzt barfuß, ohne Hemmschuh… Öffnet Türen Tore Schleusen.
Hat sich wolkenbrechend aus dem Hinterhalt gestürzt.
Und eine Hymne angezettelt.
Erntge summt sie morgens mittags abends.
Eine Stadt liest.
Tuesday, March 11th, 2014Ein tolles Projekt: Rostock liest Uwe Johnsons Jahrestage. Erntgi auch. Der Umstand, dass dafür am freien Tag der Wecker klingeln muss, kann mild vernachlässigt werden. (Seit die Vögleins morgens wieder so fröhlich zwitschern, verschieben sich einige Haltungen eh von selbst.) Erntge grinst, weil Atmen ganz anders passiert, sobald ein Kopfhörer umgeschnallt und ein Mikrofon angeschaltet ist. Und über Nacht ist ihr ein gewisser F. F. Fleury ans Herz gewachsen; ein armer Idealist, der all seine Zeit mit Sprache verbringt und doch die eigenen Kinder nicht versteht. Der seinen Frust darüber in Alkohol badet. Was wohl aus ihm wird? Erntge wird’s rausfinden. Ihr könnt auch lesen: 100 Kapitel sind noch frei.
Merke:
Friday, March 7th, 2014Ausfüllformulare von potentiellen Vermieterinnen NICHT gendern!! Nie. Am besten nur Ja und Amen sagen. Nicht mitdenken! Stumpf machen, was die wollen.
Vier im Takt.
Tuesday, March 4th, 2014Vier Stadtmusikanten bestellen Burger. Der Esel sagt: „Heute mach ich vegan. Meine Hufe fühlen sich an wie hüpfender Langkornreis! Habt ihr mitbekommen, wie leicht mein Spiel vorhin war?“ Der Hund wedelt anerkennend: „Esel, spitzenmäßig, du groovst grad richtig ab, das bringt uns weit.“ – „Mir hat dein sexy Taktwechsel an der einen Stelle sehr gut gefallen.“, gluckst der Hahn und schiebt die Speisekarte zurück auf den Tisch. „Bei mir holpert’s grad so… vierviertel, fünfachtel, ich weiß irgendwie nich, wo’s hingehen soll.“ Esel, Hund und Katze legen Hufe und Pfoten aufs bunte Gefieder des Hahns. „Hahni, easy, wir finden deine Performance schick: da liegt so was Frisches in deiner Musik. So unerwartet.“ – „Vielversprechend!“ – „Frappant!“ – „So was von angenehm unvermittelt!“ Der Hahn lächelt zahnlos zurück: „Gut! Ich nehme den doppelten mit Käse! Ich habe jetzt großen Appetit.“ Dann: „Katzing, und was mit dir?“ Die Katze leckt sich die linke Pfote und es klingt ein bisschen wie Klettverschluss. Sie raunt: „Leutz, ich nehm natürlich den mit Kichererbsen. Wie immer. Ich bin hier eure Konstante. Und die sehr gern.“
Ja.
Wednesday, February 12th, 2014
Ja! Jajajajajaaa! Jahaaa! Ok, ja! Ja. Gern, ja. Gut. Ja! Ja. Ich sag ma ja. Ich bin dafür. Jaaa. Ja! Auf jedsten. Na logo. Ja. Juhuja. Jaaaaa!