Sie hatten sich an der Wurzel getroffen. Es brummte und summte so schön im Gras. Im Herbst roch es nach Pilzen und im Sommer lagen sie unterm Rauschen der Bäume. Endlose Tage.
Schließlich verließ sie ihn für die Stadt mit ihrem Labyrinth aus Mauern, Menschengesetzen und Wunderräumen. Ihr begegneten Liebe und Gewalt, manchmal versperrten ihr die vielen Wegweiser den Weg. Selten besuchte sie ihn noch im Wald.
Sein Haus veränderte sich mit jedem Jahr. Nach und nach hatte er Moos und Geäst durch Ziegel und Steine ersetzt. Fragte, wo er Zaunlatten kaufen könne. So schön hohe, die Sonne blende ihn nämlich so schrecklich. Er zäunte alle Weite ein und genoss die Stille.
Sie hatte inzwischen alle Räume der Stadt angeschaut und wählte das Haus, das den Himmel berührte und in dem sich nachts der Wind ausruhte. Hier standen alle Türen offen und nicht selten besuchten sie Amsel, Taubi und alle anderen Flugtiere. Sie fühlte sich angekommen.
Als sie ihn wieder einmal besuchte, grub er sich grad fröhlich ins Erdreich und lobte die dunkle Feuchte, die ihn nun umgab. Mit leuchtenden Augen beschrieb er die beklemmende Enge und Kälte seines Kellers: er halte sich überhaupt nur noch hier auf, das Gezeter und Chaos oben reibe ihn nur auf. Er hatte sich vielerlei Utensilien zugelegt, um Insekten und Leben fernzuhalten. Sie erschrak, als er Asseln und Schlangen direkt vor ihren Augen totschlug. Er hatte ein Regal in die triefende Erde gebaut, wo er Gift, Fallen, kleine Speere, Stacheldraht und Unmengen dieses seltsamen Tranks hortete, der seinen Körper zersetzte.
Anfangs fragte sie noch: vermisst du nicht die Sonne? Das Vogelgezwitscher? Die anderen? Die lustigen Sachen? Die Wunder, die oben passieren? Sein erschütterndes „Nein, verdammt!“ traf sie tief. Die roten Tropfen, die danach häufig von ihrer Lippe fielen, sah man auf dem dunklen Erdboden nicht.
Betrübt kehrte sie heim. Ging in ihren Garten und pflegte die zarte Wurzel. Sie legte Moos aus und schaffte allerlei Geäst und Steinchen herbei für die Insekten. Sie schlief unter blankem Himmel und wünschte, viele Vögel möchten in der Nähe brüten.