Erntge hat dieses Buch in der Hand. Kann sein, dass es perfekt in diesen Düsterjanuar passt. Auf jeden Fall zu den stillen Momenten eben jenes. Und? Ja! Alles. Es geht um alles. Gestern, morgen, heute. Vorgestern auch. Das versucht der Autor Saša Stanišić natürlich bescheiden zu vertuschen, indem er Handlung und Ort auf eine einzige Nacht begrenzt. Und auf ganz wenige Figuren wie Herrn Schramm, der mehr Gründe gegen das Leben findet als gegen das Rauchen. Und diese Nacht ist voller mildwilder Bilder und voll von Sätzen, die sich in Erntges ausgeleiertes Synapsenfeld tackern. Wunderbar. Wie klug der Saša das gemacht hat! Diese dürftigen, dorfigen Sätze kennt Erntge alle irgendwie von fern. Wie freudlos, leer und karg sie sind. Was sie alles verschweigen. Lupe und Taschenlampen liegen bereit für Saša Stanišićs „Vor dem Fest“ (Luchterhand, 2014).