Boy. Pop.

Dem einzigen Mann, dem ich einen Altar bauen werde, in meiner neuen Wohnung nämlich, die ich übrigens sehr bald bekommen werde, ist und bleibt, für immer und ewiglich, mein grandioser Blixa Bargeld. Der mir kürzlich ein Buch schrieb. Das heißt “Europa kreuzweise” und erschien im kleinen aber feinen österreichischen Residenzverlag. Tüllich ist der kryptische Posttitel daraus. Boy und Pop sind nämlich Blixas Antworten auf die immergleichen Fragen der immergleichen Ahnungslosen: “What’s the name of the band?” und “What do you play?”. Brüller!
In der Litanei erfährt man außerdem, was der Gourmet wie wo gegessen hat und trifft auf lustige Adjektive wie “geriatrisch”. (“Hier hab ich vor ein paar Jahren mal gegessen, als ich eine schwedische Freundin hatte, es war damals so geriatrisch wie das Kranzler.”, S. 58) Da kann man sich lange mit aufhalten, rauszukriegen, was Mister Bargeld damit meint. Brockhaus und Wikipedia können sich in die Ecke stellen und schämen mit ihren diesbezüglichen vagen hints und zwanghaften Sachlichkeiten. Blixalein ist ein Poet, der zaubert ja selbst das Planetensystem mit sich und seiner Stimme auf die Bühnen seiner Wahl! Und auch wenn ich mir in meinen soeben beendeten zweiwöchigen Ferien vom Nichtstun überlegt habe, nicht mehr zu warten (denn, ey, nichts ist sicher und wer weiß schon was kommt), gefällt mir so sehr das “Ich warte”. Den Text hat er mir ins “Europa kreuzweise” gedruckt. Danke, Blixa!

Und vielleicht ist ja doch eins sicher: Es gibt immer die richtige Musik.
Für die nächste Katastrophe. Für das nächste Freudenfest.

(…)
Ich warte auf die Kellnerin
hab Monde mir bestellt…
Ich warte durch die ganze Zeitung
bis es Zeit ist für die Welt

(…)
Ich warte auf die eine
die ihren Namen wohl verdient
immer da war immer recht hat
auf die eine die die Sonne ausgräbt
das Gesetz der Gräber aufhebt
Ich warte auf die die taktlos erntet
honigtriefend
barfuß tanzend ohne Hemmschuh
die Ton für Ton der Starre entkommt
die jedem auf Anhieb bekannt vorkommt
Ich warte bis sie Türen Tore Schleusen öffnet
bis sie wolkenbrechend – Weckruf Fanfare –
überraschend aus dem Hinterhalt sich stürzt
Ich hoffe sie zettelt eine Hymne an
Ich warte bis es nichts mehr zu warten gibt
das Leben ist kein Irrtum, kein Irrtum ist Musik
Ich warte
Ich warte immer noch

2 Responses to “Boy. Pop.”

  1. Anonymous says:

    ich warte auch…

  2. Erntge says:

    … etwa auch auf musi?

    lies doch solange ein buch! z.b. “europa kreuzweise” von blixa bargeld.

    p.s.: es ist übrigens technisch möglich, hier den eigenen namen zu hinterlassen beim kommentieren 🙂

Leave a Reply