Ein Aneurysma winkt an der Abendkasse. Wer versteht schon alles. Verstehen wollen nervt. Dauert zu lange. Zeit hat keine*r. Also: Egal, 2x bitte. Das Stück beginnt. Viiiiiele Zuschauer im Saal. Dunkel. Der Prolog lief wohl schon, shit. Die Bühne erinnert an existenzialistisches Theater. Ok. Krankenhaus, die berühmte Szene, wo der Arzt der Frau sagt, dass nix mehr geht, dass nie wieder was gehen wird. Dass die Familie benachrichtigt werden soll. Stille. OK. Das haben wir tausendmal im Film gesehen, der Plot ist bekannt, weiter bitte. Vorhang, Schnaps, Couch, zwei lallen was und Träne im Knopfloch. Ok. Wieder Vorhang. Och nee, jetzt das Kind. Wieso muss das immer so übertrieben niedlich sein. „Papa ist eingeschlafen, der wacht nicht mehr auf.“ Wie die das sagt. Die wirkt zu gefasst, das kaufen wir ihr nicht ab. Wo haben die die bloß aufgegabelt. Das Kind weint was von nie wieder Lego und Vorhang. Wieder Krankenhaus. Tausend Leute schniefen und schluchzen, die Mutter hätte auf jeden Fall einen Preis verdient, das röhrend-Stotternde klingt wie kurz vor Schlaganfall. Nicht schlecht. Der Chirurg zeigt Bilder, das könnte auch ein Atompilz sein… Verabschiedungsszenen, Piepen. Ob sich der Bruder doch noch ans Krankenbett traut? Kleiner Cliffhanger vor der Pause. Dann raus ins Foyer. Mettbrötchen, Prosecco, einer mampft hinten Snickers. Und weiter, von der zweiten Hälfte erwarten wir wenig. Siehst, hat er sich doch getraut, der Bruder. Jetzt weint er selig. Vorhang. Jetzt holpert’s etwas. Die, die so schlecht schauspielert, also die Mutter des Kindes und die Frau des Toten vom Anfang, wird jetzt von Umarmung zu Umarmung gerüttelt, das mit der Marionette hat sie drauf. Zack, weiter, zack weiter. Maschinell. Ein Band fließt. Es wird deutlich, dass sie als Projektionsfläche für den Schmerz der anderen benutzt wird. Vielleicht der einzig bisher brauchbare Aspekt des Stücks. Das könnte man schreiben. Wenn überhaupt was geschrieben werden sollte. Dann Bestattungsinstitut ok, sehr kalt, aus den Urnen ragen kleine Eiszapfen. Gezackt. Der Bestatter ist schmierig, neben der Tastatur ein vollgerotztes Taschentuch. Die Schwiegereltern loben sich, dieses Institut ausgesucht zu haben. Die Frau kotzt kurz hinter die Tür. Dunkel. Langsam wird es zäh. Wieder das knatternde Fließband der Umarmungen. Einmal dann Paralyse und Hilferuf der Frau. Aussicht auf die Trauerfeier. Einladungen, Ausladungen…. Es zieht sich. Eigentlich reicht es uns. Wir wollen gehen. Beim Aufstehen fällt uns auf, dass nur noch wenige Leute im Saal sind. Die fanden’s also auch scheiße. Ok. Wir sind Ernüchterung gewöhnt, eigentlich kennen wir gar nix andres mehr. Dann also wieder Kneipe.