Wir sind wieder in Naikap. Der schönste Moment ist immer morgens gegen 7 im Garten. Dann ist die Luft gut und wir trinken Kaffee und schauen Mohanns erster Frau beim Taubenfüttern zu. Subash meint, es hätte heilende Wirkung, so viele Flügelschläge um sich zu haben. Mit etwas Konzentration fallen auch die Rattenschwänze von den Tauben.
Nach dem Frühstück lernen wir. Wie verlorene Seelen zurückgeholt werden, dass wir keine Fliegen totklatschen dürfen, wie der Kuladeva-Room aufgebaut ist, welche Blumen welchen Chakren zugeordnet sind, was der Stiel an unseren Trommeln bedeutet – und jede Menge Mantras. Zum Beispiel eins gegen Zweifel.
Nach dem Mittag ruhen wir uns erst aus, weil die Köpfe immer so rauchen, und ab 15 Uhr wird getrommelt. Frauen, die menstruieren, dürfen übrigens nicht trommeln. Und nicht bei den Ritualen zugucken. Und nicht in die Tempel. Und nicht in die Altarräume. Und nicht in die Küche. Und sie dürfen überhaupt keine grünen Pflanzen berühren. Pfff. Sie dürfen aber gnatzig auf der Dachterrasse sitzen und lesen. Und wenn sie fertig sind, dürfen sie sich bei den Spirits entschuldigen, duschen und wieder mitspielen. Puh. (Auf Nachfrage regt sich Erntge gern lauthals auf.)
Abends sind wir manchmal bei Rojani, Raju und Subti und glotzen koreanische Cartoons, lernen Französisch, kochen oder lassen uns die Arme mit Henna bemalen. Raju hat das einzige deutsche Auto, das durch Kathmandu fährt: einen Opel Astra. Er hat schon total Angst um uns, weil wir allein in die Berge wollen. Er holt sein Khukuri heraus (das ist ein schweres, gekrümmtes Messer) und fleht uns an, es mitzunehmen. Als wir ihn auslächeln, gibt er auf, schenkt uns aber glücksbringende Kettchen und wir müssen ihm versprechen, sie zu tragen.
Manchmal ist kein Strom und kein Wasser im Gästehaus. Dann müssen wir kompliziert im Familienhaus duschen. Wir fühlen wir uns dann immer ein bisschen eindringlich.
Und manchmal versuchen wir Sightseeing. Das geht aber meistens in die Hose. Zum Pashupatinath (eine der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus, zu der auch sehr viele Menschen aus Indien pilgern), begleitet uns ein sogenannter „Kloster-Experte”. Über die Anlage selbst erzählt er nichts, will uns aber in den für Nicht-Hindus gesperrten Teil der Anlage ziehen (was natürlich nicht klappt) (uuaaahh). Dann macht er solange heimlich und unheimlich Selfies mit uns, dass es uns schließlich reicht. Der Ort ist auch ohne Experten spooky genug: Während links vom Fluss die Leichen verbrannt werden, sitzen rechts vom Fluss die Touris mit ihren Megaobjektiven. Dazu die Hitze… wir sind froh, als wir wieder im Garten sitzen.
So üben wir Abhängen in Nepal. Nichts machen. Es ist ein bisschen anstrengend. Manchmal sind wir schon um 20 Uhr im Bett.