Alle Dorfbewohner sind schon da. Die Männer machen das Holz fertig, die Frauen nehmen die Opfergaben entgegen. Geopfert wird heute Bier, Schnaps, Limo und Reis. Alle unterhalten sich und es wird gelacht. Wir dagegen trauen uns kaum zu atmen, weil wir so durchgeschüttelt sind vor Angst, Neugier und Scham. Das mit dem im-Hintergrund-Halten klappt natürlich kein Stück, weil wir so auffallen.
Die Verbrennung selbst ist dann erstaunlich unaufgeregt. Der Leichnam ist in Tücher gehüllt und wird verbrannt. Der Lama führt die Trauergemeinde mehrere Runden lang um das Feuer und murmelt dabei. Währenddessen und danach trinken alle Schnaps und zwei Männer pusten in zwei tibetische Langhörner.
Das Drumherum ist furchtbar aufschlussreich. Die zerzausten Kinder heben vor unseren Augen die Dritte Welt aus ihrem theoretischen Rahmen, nackt liegt sie da und wird für uns zum ersten Mal konkrete Erfahrung. Der Mangel an Hygiene und Bildung ist allgegenwärtig. Die Armut der Leute nimmt uns den Atem. Wir kommen uns armselig vor und brauchen für den Rückweg dreimal so lange.