Am Küchentisch wuselte Binoche. Butterdose, Zeitungsfetzen, Kerzenstumpen, Vollkornkrumpen und Tabakbrösel rasselten übers matte Holz. Auf der Couch hob Zylinderella den Zeigefinger, öffnete kurz den Mund wie als wollte sie… – überlegte es sich und ließ Oberlippe und Index wieder sinken. Was sollte sie auch anzeigen, betiteln oder verzeichnen. Binoche heizte seit Wochen wie bescheuert durch ihr Leben, suchte und suchte und fand’s nicht.
“Man, nu setz dich doch ma hin.”, raunte Zylinderella.
Binoche blieb kurz vor dem Fenster stehen, atmete die feuchte Morgenluft und setzte sich endlich. Ihre Stirn war zerknittert und über ihren Augen klebte so transparentes Bonbonpapier. „Ich weiß echt nich wo’s is. Echt. Zum Kotzen!“, sagte sie. Zylinderella versuchte also ein Lächeln und wünschte, es möge wirken: mitfühlend, verständnisvoll oder ähnlich angebracht. Ihr fehlte die Erfahrung mit so was. Ihre Mitbewohnerin so zerstreut zu sehen, war Zylinderella unangenehm und setzte sie unter Druck. Binoche zwirbelte sich jetzt immer so in Rage!
„Zum Kotzen!“, polterte die. „Im Schlafsack isses nich. Aufm Laufband nich. Nich im Kreidekasten und nich im Handschuhfach. … Im Handschuh auch nich! Man, ey. In der Sauna isses nich und nich in den brasilianischen Instrumenten. Verkackter Scheiß. Echt. Wo soll’s sein? Wo wo wo!“ Binoche trommelte mit der Faust auf den Tisch und ein Teller klirrte.
„Ich hab kein Bock mehr, ey.“ Zornig blies sie sich eine Strähne aus der Knitterstirn. „Morgen kiek ich noch im Schlagzeug nach und denn…“ – „Ja, was denn?“, unterbrach Zylinderella sie fordernd. „Denn…“, Binoches Stirn entfaltete sich in Zeitlupe. Ihr Atem ging nun ruhiger und über den Tisch sah sie fest in Zylinderellas Augen. „Denn hab ich keine Wahl mehr. … Denn muss ich bei mir suchen.“ Binoche sortierte Krümel. „Und das wird echt hart.“ Oh man.