Vibriert Erntges Stuhl im Einzelzimmer der Kölner Jugendherberge, ist das Setting so neu wie interessant: Erntge ist auf ihrer ersten Klassenfahrt. Von nebenan wummert Metal ins Mark. Schepper und Quietsch um 22 Uhr 04. Wenigstens okaye Mucke, wenn schon so laut. Seit drei Tagen hat Erntge nun schon Hosen an (Ihr wisst schon, die!) und spielt für einundzwanzig Halbstarke Macherin, Helferin und Kontrollinstanz. Denkt sich Spielregeln aus und stellt sich als Angriffsfläche für Reibungen vielfältigster Art zur Verfügung. Große Herausforderung dabei sind kompromisslose Hieb- und Stichfestigkeit und messerscharfe Konsequenz in allem. – Von beidem weiß Erntge wenig. Zum Glück hilft ein Mann, dessen Weitsicht, Sensibilität und mutige Heiterkeit Erntge sehr beeindruckt. Der schafft Einundzwanzig auf einen Streich und lacht dabei.
Entscheidungen müssen immer sofort getroffen werden. Der Ablauf ist immer derselbe: direkter Konfrontation folgt Entscheidung. Zackzack. Wer fackelt verliert. Die Schüler auf eigene Faust durch die Großstadt ubahnen lassen? Schaffen die das mit 13? Hm. -Ja klar, okay! Machen lassen. Vorher noch mal gut erklären. Und Fotos von Erntge im digitalen Gesichtsbuch: nä, will Erntge nich! Also schlüssig kommunizieren, statt nur mächtig verbieten.
Nebenan wachsen einundzwanzig Persönlichkeiten ran – alle anders. Erntge will wach sein für ihre Bedürfnisse und lustig und logisch und vor allem nicht Aufpasserursel. Deswegen fallen ihr auch jeden Abend ab 22 Uhr die Augen zu und kein Markmetal der Welt kann sie dann noch erschüttern. Sollen sie doch hüpfen und feiern zur gequälten Klampfe und groß werden. Mal sehen, wer von ihnen es morgen zum Frühstück schafft. Erntge wird jedenfalls da sein.
sehr gelacht beim Lesen! ich seh deine Kiddies richtig auf den Betten hüpfen und dich im komatösen Zustand dazwischen…
ey man, genau so wars! aber auch sehr fein irgendwie. ich hab auch gelernt, dass ein auto in 13h hergestellt wird, krass ne?