Die Kritiker der Kritiker hören Roger Whittaker.

Manche Zitate sind wie die Stroke.Artfair 2011. Dies zum Beispiel. Erntge weiß gar nicht, von wem es ist und was es bedeutet. Sie schiebt es leichtfüßig ihrer Feundin Anna in die Schuhe und freut sich über die vielfältigen Deutungsmöglichkeiten. Bei der Stroke.Artfair ist es auch ein bisschen so. Autorenschaften sind nicht wichtig (es sind auch einfach zu viele und ihre vertaggten Namen entziffern eh nur die Profis) – und wie beim Zitat oben schlägt Erntges Herz für die einladenden Impulse zur Erschließung des Inhalts, bei der Kunstmesse sind die allesamt visuell.

Die Stroke.Artfair ist eine hippe urban art Messe, die dieses Wochenende am und im Postbahnhof stattfand und sich selbst in der Vermittlerrolle zur „Kunst für das 21. Jahrhundert“ sieht. Während die Institution Museum als elitäres Trophäen-Kabinett abgelehnt wird (hat Banksy gesagt, muss also stimmen), steht der erlebnisorientierte Umgang mit Kunst im Vordergrund: Fragen können direkt am Objekt geklärt werden, weil die Kreativkreatoren mit ihren Macbooks direkt daneben sitzen; der Blick über die schaffende Künstlerschulter ist drinnen und draußen möglich; das Publikum darf selbst Kassetten bemalen und puzzlen.


Warum Erntge trotzdem nicht aufs Museum verzichten möchte? Weil es dort keine Werbung gibt. Das nervige Lifestyle-Gedöns der Stroke.Artfair macht sie nämlich auch irgendwie unglaubwürdig. Keine Ahnung, was der mittelmäßige Kleidungshersteller mit Kunst zu tun hat und warum die Messe an eine Städtetour eines Automobilherstellers gekoppelt sein muss. Wenn die Message sein soll, dass „Kunst im 21. Jahrhundert“ nicht ohne Marken und Marketing geht, dann sollte nicht „Leidenschaft und Hingabe“ vor dem „betriebswirtschafliche[m] [R]echnen und [K]alkulieren“ gelobpreist werden. Das ist sonst nämlich Heuchelei. Und die mag nicht mal Roger Whittaker. Und als Kunstpfeifer ist der schließlich irgendwie Experte.

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