Wechseltag.

Juhu. Frühstück an einem Wechseltag ist super, ein bisschen wie Fernsehen, wenn was Interessantes läuft. Erntge lehnt sich zurück mit Naturjoghurt und Cranberries, Schinken und Melone und Kaffee. Da prallen direkt vor ihren Augen zwei Gruppen von Menschen aufeinander: Die kommen und die gehen (müssen).

Jeden am Büffet kann Erntge eindeutig der einen oder der anderen Gruppe zuordnen. Und diese ganzen Untergruppen! Erntge baut ein ganzes virtuelles Regal: unter den Gehern ist zum Beispiel das klassische Prollpaar, das bei letzter Gelegenheit noch mal kräftig Bratwurst, Spiegelei, Leberwurstbrot, Kuchen, Fisch- und Obstsalat runterschlingt: bezahlt ist schließlich bezahlt. Da ist auch das ältere distanzierte Pärchen, das Input braucht, um miteinander im Gespräch zu bleiben. In der Ecke sitzen zwei fülligere Müslimädels. Sie sehen aus, als hätte es auch dieses Mal nicht geklappt mit der großen Urlaubsliebe.

Wer allerdings glaubt, alle Kommer sind glücklich: das ist nicht so! Erntge nickt anerkennend einer jungen Dame zu, die schon jetzt, kaum an Bord, wo das Lächeln ja eigentlich zuhause ist, steht jedenfalls drauf, also, die nicht lächelt, im Gegenteil: Respekt vor dieser formvollendeten Hackfresse! Das kriegt Erntge selbst nicht besser hin. Vielleicht war ja der Flug nicht so toll, oder das frühe Aufstehen, oder diese enormen 30 Grad jetzt hier in Palma. Die Begleitung der Hackfresse ist ein schmächtiger käsiger Typ und der bemüht sich enorm: besorgt Kaffee, Stühle, redet freundlich. Wohooo, dieses Pärchen möchte Erntge unbedingt wieder sehen.

Ganz toll findet Erntge, wenn Kommer und Geher am Büffet interagieren, z.B. sich gegenseitig was fragen, im Weg stehen, aneinander vorbeimüssen, vordrängeln. Dann pragmatisieren sich urplötzlich Hackfressen ihre Hackfressen weg, weil sie an Informationen kommen wollen, da leuchten selbst gefrustete Müslimädchen noch mal auf, weil sie sich plötzlich wie alte Hasinnen fühlen. Herrlich!

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