Erntgi war also im Dschungel. Im Tayrona-Nationalpark im Norden Kolumbiens gibs nämlich noch welchen. Im Rudel ging es los und Leute, ach! Im Dschungel, da schmatzt es, da kratzt es, da summt es, tiriliert, knackt und zischt es. Und jeden Nachmittag regnet’s. Ehrlich, 5 Tage und 4 Nächte lang hat Erntgi versucht, ihre dreivier Klamotten trocken zu kriegen … aber ey, keine Chance. Der Regenwald hat seinen Namen nicht von ungefähr, so viel ist klar. Klamme Klamotten und der morgendliche (5h30) Einstieg in nasse Wäsche waren definitiv Teil des Konzepts. Ebenso die Tageswanderungen, die nicht nur Erntgi einiges abverlangten: immer ging es steilstens bergauf oder steilstens bergab. An Felsplatten klammerte sich das erntmaschin fest, über Baumstämme und Brocken balancierte es mutig rüber und an jedem Fluss hiess es: “Schuhe und Klamotten runter, irgendwie durchgrätschen und Schuhe und Klamotten wieder an”.
Was sehr zu Recht nach Strapaze klingt, war eine und lohnte sich aber doch vollstens: nach drei Tagen über Hänge, Lianen und Schatten springen erreichten wir sie nämlich, die Verlorene Stadt, die ciudad perdida, unser erklärtes Dschungelreiseziel. 400 Jahre lang vergessen wurde diese zentrale Kult- und Wohnstätte der Tayrona 1976 wiederentdeckt und restauriert.
Und es ist wirklich unglaublich. Wie sich urplötzlich direkt am Fluss gleich hinter den beiden Wasserfällen und ein bisschen versteckt die ersten vermoosten Stufen der elend langen Steintreppe abzeichnen, die nach oben führen. Auf den oberen Terrassen, umgeben von dichtem Urwald, schaut dann zum Beispiel ein ernt hinab und kann sich überhaupt kein Wort ausdenken um zu beschreiben, was es da sieht.
Einige Gruppen von Indigenen leben auch heute noch im Urwald. Zum Beispiel die Kogi. An einigen Dörfern kamen wir vorbei und konnten ein bisschen erfahren. Die Indigenen sind sehr schüchtern heisst es. Erntgi glaubt, dass sie einfach keinen Bock auf Touri-Gruppen vor ihrem Haus haben. Fotografieren darf man sie übrigens nicht, weil sie dann wohl ihre Seele verlieren. (Mit Süssigkeiten oder Geld lässt sich so eine Seele allerdings auch milde stimmen.)
Vielerlei Fragen purzelten aus den Lianen des Urwalds. Erntgi war leider meistens zu kaputt, sich darauf Antworten auszudenken. Und jetzt hier in Cartagena is ab morgens um 8 vierzig Grad, da steht so eine Muse gar nicht erst auf. Also weiter konsumieren!