Und jetzt kriegt Erntge doch ein bisschen Schiss. Vor allem wegen der anderen. Die, die nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, (die Guten), fragen immer, wo Erntge denn wohnen will, in welchem Kiez nur! Und wo Erntge denn dann arbeiten würde. Als hätte Erntge schon einen Job in der Tasche. Als wüsste Erntge, wie es sich in Kreuzberg, Neukölln oder Friedrichshain wohnt. Und noch bevor Erntge überhaupt beim Besichtigungstermin für Zwischenmiete ist, sprudelts noch durchs Telefon, ohne Bürgschaft und Mietenschuldenfreiheitsbestätigungen des Ex-Vermieters bräucht sie da gar nicht hin. Und die einen Guten sagen Wedding ist scheiße und die anderen Guten sagen Wedding ist super und Erntge versucht, dieses Rumpsteak zu verdauen, keine Ahnung wie das in ihren Magen kam. Und Verdauen gestaltet sich echt schwierig in S-, U-, Ring- und Straßenbahnen, die immer neue Leute einsaugen und ausspucken; da möchte Erntge am liebsten auch spucken nach so einem Tag Rumrennen, Kieze gucken, Kinder bespaßen und dem Bewerbungsgespräch im Nacken. Und immer kurz vor erkältet stapft Erntge durch Hansestädte und jetzt Berlin. Aber allein ist sie nicht. Nee. Und warum sie das macht weiß sie auch. Und dass immer alles gut wird: hatse sich dick hinter die Ohren geschrieben. In Spiegelschrift.