An Marguerite Duras ist eine gute Bewerberin verloren gegangen. In den 49 Jahren Berufserfahrung, auf die Marguerite als Schriftstellerin zurückschaut, konnte sie ihre ausgezeichneten Textkompetenzen mannigfach unter Beweis stellen. Ihre Vorliebe für Intertext und Réécriture prädestinieren sie für die herausfordernde und interessante Tätigkeit einer Bewerbungsschreiberin.
Geschickt wusste Marguerite stets das eigene Leben mit fiktiven Details zu spicken; harmonisch verschwimmt in ihren Büchern die Grenze zwischen Authentizität und Fiktion. Insbesondere dieses Talent wird ihr hinsichtlich der neuen beruflichen Herausforderung zugute kommen: gerade die erfolgreiche Bewerbung erfordert eine gekonnte Übertreibung im Sinne der Veranschaulichung.
Wäre sie nicht schon tot, gelänge ihr aufgrund ihrer vielseitigen Erfahrungen im Bereich des Wiederschreibens der eigenen Biographie, die Anpassung an unsere aktuelle Arbeitsmarktsituation und deren Anforderungen mühelos. Vom klassischen Lebenslauf in Romanform (Un barrage contre le pacifique) über die Konzeption des eigenen Lebens als Fotoalbum (L’Amant), bis hin zur Lebens-Drehbuchversion (L’Amant de la chine du nord), reicht ihr Repertoire. Ferner könnte Marguerite ihre Berufserfahrungen als Regisseurin für den sich zunehmend etablierenden Trend des Video-Lebenslaufs einbringen.
Marguerite wäre die ideale Besetzung für den Beruf der Bewerbungsschreiberin, weil er ihr ermöglichen würde, ihre persönlichen Interessen (über sich schreiben) mit ihren ästhetischen Ansprüchen (über sich immer anders schreiben) zu verbinden. Für das Bewerbungsfoto sei hier der Hinweis gegeben, bitte nicht auf das authentische „visage détruit“ zurückzugreifen (Marguerite neigt zum Theatralischen), sondern sich der Hochglanzversion zu bedienen, wie wir sie in Jean-Jacques Annauds Verfilmung zu L’Amant finden. Einmal mehr wäre somit das Verständnis des Artifiziellen und Unauthentischen als notwendiger Bestandteil einer erfolgreichen Bewerbung verdeutlicht und sichergestellt.
Wir wünschen Marguerite auf ihrem weiteren Weg alles Gute.
bewirb dich doch bei mir 🙂
ich nehme ich glaube ich…vielleicht.
😀
na was kannste denn anbieten, außer der schwäche für personalpronomen?
wow,fein geschrieben. Erntge, Respekt vor der lakonischen und präzisen Sprache. Auf den Punkt.
konst! gibs deine kommentare im abo?
tut nich nur gut, ich weiß auch endlich was lakonisch heißt. dank!