Nick Cave hat ein neues Buch geschrieben. Nach der Katastrophe von 1989 und „And the Ass saw the angel“ (ganz ehrlich, ey… nee.), versucht er sich 20 Jahre später also am zusammenhängenden Satz und Erntge könnte meinen, er hätte sich während des Schreibens einen gelben Postit mit „Kohärenz!“ drauf über den Schreibtisch geklebt. Also wenn einer wie Nicki überhaupt am Schreibtisch schreibt… Na jedenfalls! “The Death of Bunny Munro” ist sooooo toll! Wirklich! Es rast es ist lustig es ist porno es ist unglaublich banal und dann steckt aber doch alles drin und man lacht laut und heult leise und möchte Bunny ab und zu paar schallern und Bunny jr immer nur in den Arm nehmen und beschützen vor dieser sinnfreien Welt und seinem Vater, dem Vagina-Mann.
Bunny Munro ist der Loser schlechthin: verkauft Kosmetik an einsame Hausfrauen, die er im Idealfall danach nagelt. Außerdem ist viel Alkohol sein Leben und das gefällt ihm. So verwundert es nicht, dass er seine Frau eines Tages selbsterhängt im Schlafzimmer findet. In ihrem Hochzeitskleid. Bunny steht allerdings nicht allein da: sein 9 jähriger Sohn Bunny Junior fragt, wie es nun weitergeht. Und das weiß Bunny selber nicht.
Im Kopf entsteht eine Art Road-Movie, denn Vater und Sohn machen sich zusammen auf Verkaufsreise. Was lernt man denn schon in der Schule? Bunny jr soll endlich das Geschäft erlernen! Von seinem Vater, der könnte schließlich einem Barrakuda ein Fahrrad verkaufen. Außerdem flieht es sich so herrlich vor den Gespenstern, die Bunny seit dem Tod seiner Frau zu verfolgen scheinen:
He closes his eyes and imagines for a split of a second a rush of perilous and apocalyptic visions – planes falling from the sky; a cow giving birth to a snake; red snow; an avalanche of iron maidens; a vagina with its mouth stapled shut; a phallus shaped like a mushroom cloud – and Bunny shudders, checks his teeth in the mirror and thinks – Man, where did that come from? (p.57)
Das Buch funktioniert so gut, weil Bunnys Abgrund (Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Perversität, Losertum, Perspektivlosigkeit, Indifferenz, Drogenexzess usw. usf.) auf subtile Art und Weise mit der grenzenlosen Naivität und Unschuld des Sohnes kontrastiert, der zu verstehen versucht, nicht versteht, bedingungslos liebt und vermisst:
The Rhino Beetle ist he strongest creature in the world and has three horns on its head and can lift 850 times ist own weight. If a human could do this, it would mean he could lift 65 tons. (p.124)
Somit wird leise die Distanz auch zu dem Leser aufgebrochen, der sich zunächst von Bunnys schmieriger und roher Art zu Recht abschrecken lässt. Das hat der Herr Cave echt gut hingekriegt. Denn zum Schluss: Paukenschlag und Trompeten: lässt er einen fassungslosen Leser zurück, natürlich mit Träne im Knopfloch.
Am Ende gibt’s apologies, love and respect für Kylie Minouge und Avril Lavigne (und zum Glück nicht für PJ Harvey) und ich würd gern wissen, was diese Damen über „The Death of Bunny Munro“ denken, denn einerseits geht es um einen echt puterroten Kopf, andererseits um eben Nick Cave. Diesen herrlichen Typ, diesen wow-Mann. Den, der „black hair“ gemacht hat, das vielleicht schönste Liebeslied der Welt.
Nick Cave (2009): The Death of Bunny Munro, Canongate Books Ltd, Edinburgh
Wie jetzt nicht Pietschi? Die is doch janz qietschich…
enninge, du hast eimfach keine ahnung. pie-jay is o-kay! und deswegen große erleichterung, dass nicki sich hier galant in schweigen hüllt. lies ma das buch, is voll gut!