Photeng.

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Das Himalaya ist das Dach der Welt. Zehn Tage lang sitzen wir mit den Schamanen auf seinem Balkon, in dem so viele Risse sind vom Erdbeben. Photeng liegt auf etwa 3000 Metern Höhe und ist einer unserer liebsten Orte in Nepal. Hier leben 13 Familien. Das Land, das ihnen gehört, bewirtschaften sie gemeinsam.

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Tagsüber meditieren wir an Wasserfällen und Felsen. Jeden Abend trommeln wir uns durch die Welten. Nachts schlafen wir auf dem Friedhof. Es ist dort total unsortiert. Unten totes Laub und wirre schwarze Krabbelei, oben düsterdorriges Geäst, an dem weiße Stofffetzen flattern. Bevor es Nacht wird, bauen die Schamanen einen Schutzwall um uns auf. Vergessen sie es, beschweren sich wohl die Leute aus den tiefer gelegenen Dörfern, wenn die geweckten Totengeister dann auch außerhalb des Friedhofs ihr Unwesen treiben. Mit Gebüsch im Gesicht, Spitzstein im Rücken und Angst im Nacken schläft es sich wenig. Alle Sinne sind scharf und nehmen jedes Rascheln, Knistern, Zischen und Flüstern wahr. Wir schlafen auch in Höhlen, es tun sich mitunter Abgründe auf.

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In Photeng wohnt auch die Sherpafrau Samo. Hager ist sie und ihre Augen sind eingezäunt von tausendundeiner Falte. Ihre Haut wirkt ledern. Sie hat letztes Jahr die Berge wanken und auf ihr Haus stürzen sehen, unter dem zuvor die Wolken schwebten. Mit kurzen, harten Blicken checkt sie stets die Lage. Über meinen blauen Fleck am Bein schimpft sie wie ein Rohrspatz, weil in ihrer Welt Hexen (bokshi) in Beine beißen können und weil die Nepali weder blaue Flecken, (noch Pickel, noch Haare an den Beinen) kennen. Wenn sie lacht, wird uns warm ums Herz. Ihr Mann ist der Sohn eines berühmten Superschamanen und ständig betrunken. Er lacht uns zu, er hätte früher ein Haus besessen, heute habe er drei. Dabei zeigt er auf die drei Zelte, auf denen die Logos der Hilfsorganisationen leuchten.

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In Photeng haben wir uns in Banju verliebt. Er ist 11 und macht abends im Liegen Hausaufgaben, weil auf dem Tisch noch unser Abendessen steht. Jeden Tag steht Banju um 4 auf und schneidet Grün für die Kühe. Sein Schulweg danach ist halsbrecherisch, dauert 1,5 Stunden und er begeht ihn stets akkurat gekleidet in Schuluniform mit Schlips und allem. Sein Lieblingsfach ist Englisch. Nach der Schule arbeitet Banju wieder bis zum Abend und lächelt dabei immer mit wachen Augen. Er hat keine Ahnung was Mc Donald’s ist und möchte später Pilot werden. Ohne Kinder bleibt alle Arbeit für die Alten.

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