Bohdan Holomíček – Václav Havel.

Alles auf einmal geht nur ganz selten. Und bevor die Wahl zur Qual wird, geht ernt los. Philosophie links liegen lassen, Städte auf Leinwänden weiträumig umgehen und im Cosmopolis landen, bei der Quinzaine tchèque. – Ja genau, was weiß ernt eigentlich über Tschechien? Denkt’s noch und steht schon in der Ausstellung und betrachtet zu ferner Musik die Fotoreihen. Und ist urplötzlich angetan vom vielen Osten auf den Bildern. Ist irgendwie verbunden mit den Gesichtern darauf. Die schrulligen Frisuren, die ernsten Brillen, das kennt sie doch? Die verwackelten Schlafzimmer, die leeren Schnapsgläser, die Rudel an den Tischen, die ewigen Kippen, die komplizenhaft von Foto zu Foto weitergereicht werden. Was da grad direkt abgeht im Hinterstübchen begreift ernt nicht, fühlt sich aber seltsam zuhause: im Hause von Václav und Olga Havel. Die sieht ernt im Morgenmantel kurz nach dem Aufstehen, beim Saufen mit Freunden, im Auto, beim Diskutieren. Im Gesicht scheinbar immer ein Fünkchen Sozialismus und die Hoffnung, dass da noch Besseres möglich ist. Und ernt sehnt sich auf einmal zurück nach etwas, was sie gar nicht erlebt hat.

(Alle Fotos eingeklebt in: Bohdan Holomíček et GwinZegal (2009): Havel. GwinZegal, BP 3/ F-22580 Plouha.)

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