Maschine, Hamlet, Schwein, Katz.

Manche Wochenenden holpern, poltern, rattern. Da ist man kaum angekommen im Freitag Abend, klingelt der Wecker auch schon den Samstag ein und katapultiert direkt in die Hamletmaschine. Kawomm, zack, da. Bei Heiner Müller nämlich und Yves, der egozentrisch Gruppengefühl verkackt, was er aber braucht für diese Partitur, die ihresgleichen wahrscheinlich vergeblich sucht, malgré les Neubauten. Ein Stimmenwirrwarr soll es werden: Geschlecht, Sprache, Identität, Intensität, Wahrheit – alles purzelt wild durcheinander und formt und verliert sich in Referenzen und Echos. (Erntge schreibt wieder so komisch? Aber ja, mes amis!!!)

Zwei Deutsch-, zwei Französisch-, dazu drei Geräuschstimmen: hier zischt’s und rappelt’s mächtig:

Je suis Ophélie. Que la rivière n’a pas gardée. — Krrrr Krrrr Krrrr — Höre die Welt ihre Runden drehn das ganze fickende Universum — Chch — En copulation — Dreitakt Takt — I the prince killing king — + — (Deuxième clown dans le printemps communiste) — Mhm Mhm Mhm Mhm — Fleisch und Fleisch gesellt sich gern.

Und mit großem Fragzeichen über den Köpfen fahren wir nach Rennes, zum fünfstündigen Festtagsschmaus: alle Gänge und immer neuer Wein. So ist das hier nämlich und wer sich nach Mitternacht vollgefressen und/oder besoffen nicht mehr bewegen kann, steht auf und hebt das Bein zum Tanz. Alle in Bewegung gegen die Fress- und Alkoholnarkose: im Duo im Trio im Quartett, fünf sind wir. (Zählt die Katze?)

Da entsteht eine Tanzfläche, auf der entstehen neue Welten: zwischen den Polen pusten wir Schiffe et le vent nous portera. Bis auch der nicht mehr kann, selig kullert’s sich in die Horizontale. In die sich auf leisen Samtpfoten das herrlichste Wesen gesellt. Erst schüchtern testet und sich schließlich unbefangen breit macht: hinter, vor, neben, auf Erntge. Und schnurrt und knarzt und sich was zurechtkuschelt was mich entzückt. Liebes Kätzchen, komm morgen mit zu mir, lass uns das immer haben.

Am nächsten Morgen singt kein Vogel doch in meiner Hand das Katzengesicht. Kaffeegeruch wischt die letzten Fetzen der anderen Welt fort, die hat es nie gegeben. Aus der Küche brummt es munter, schnattert schließlich und mir scheint, die Mauz ist schon lange vor mir aufgestanden. Heiterkeit und Faxen und schon steuert Erntge einen Wagen, dessen Namen sie nicht kennt. Der matt-selige Dämmerzustand der Autofahrt wird ersetzt bevor er uns klar geworden ist, denn schon sitzen wir wieder bei Heiner und Yves, zwischen Menschen, die wir nicht mehr kennenlernen werden:

Ich stand an der Küste, im Rücken die Ruinen von Europa, und redete mit der Brandung blabla. — Viande qui se ressemble s’assemble — La hache encore dans le crâne — Tcht — Ch — Was geht mich deine Leiche an — La femme à la tête dans la cuisinière à gaz — Ophelia.

Es wird eine Aufführung werden, am 18. Januar, das Programm ist bereits gedruckt. Erntge mag sich nicht mehr wundern jetzt, das verschieben wir auf’s nächste Jahr. Und jetzt schlafen.

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